Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.
Den Namen mit dem Leben verbinden
EvangeliumIn jener Zeit erhob Jesus seine Augen zum Himmel und betete: Vater, ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins sind wie wir. Solange ich bei ihnen war, bewahrte ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast. Und ich habe sie behütet, und keiner von ihnen ging verloren, außer dem Sohn des Verderbens, damit sich die Schrift erfüllt. Aber jetzt gehe ich zu dir. Doch dies rede ich noch in der Welt, damit sie meine Freude in Fülle in sich haben. Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hat sie gehasst, weil sie nicht von der Welt sind, wie auch ich nicht von der Welt bin. Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst. Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin. Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit. Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt. Und ich heilige mich für sie, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt sind. Johannes 17,6a.11b–19 Sie erinnern sich sicher noch an die Diskussion um die Länge der Nachnamen. Das Bundesverfassungsgericht fällte das Urteil, dass es keine Namensketten geben darf. Begründet wurde dieses Verbot unter anderem mit der Länge beziehungsweise Unübersichtlichkeit des Namens, dem mangelnden Platz, auf Formularen beziehungsweise auf dem Personalausweis zu unterschreiben. Es bleibt bei möglichen Doppelnamen, wie Müller-Schmitt, Maier-Huber ... Unser Name ist ein Etikett. Er macht mich für Andere ansprechbar. Derjenige, der mich anspricht, weiß aber noch nicht, was sich dahinter verbirgt. Der erste Eindruck ist wichtig, prägt sich uns tief ein. Um diesen Eindruck der ersten fünf Sekunden zu korrigieren, benötigt man viel Zeit, manchmal sogar Jahre, sagt die Psychologie. Dieser erste Eindruck ist eng mit meinem Namen verbunden. Mein Name dient auch zur Unterscheidung von anderen Menschen. Meine Eltern haben ihn sicherlich ausgewählt, weil er zur damaligen Zeit gut klang, nicht altmodisch war. Sie verbanden mit meinem Namen etwas Positives. Die Erinnerungen, die mein Name in ihnen wach rief, waren gut. Vielleicht kannten sie einen Menschen gleichen Namens, der bei ihnen Eindruck, eine Spur hinterließ, oder sie haben etwas Gutes über ihn gehört. In unserer Partnerdiözese Mbinga vergibt man den Namen auch nach einem Anlass. So bedeutet der Name Alfajiri beispielsweise „Morgendämmerung“ und weist auf die Geburtsstunde seiner Trägerin hin. Auch in der biblischen Tradition finden wir diese Form der Namensgebung durch einen Anlass. In manchen Fällen kommt es sogar zur Namensänderung wie bei Jakob, dessen Namen „Fersenhalter“ bedeutet. Dieser Name bezieht sich auf die Stunde seiner Geburt, als er nach Esau als Zwillingsbruder geboren wurde. Nach seinem Ringen mit Gott wurde er Israel, „Der mit Gott ringt“, genannt. Für die Menschen des Alten Testaments war es besonders wichtig, dass ihr Gott einen Namen hatte und zwar nur einen Einzigen. Rund um sie herum gab es Tausende von Göttern und tausende Namen für Götter. Gott gab dem auserwählten Volk Israel seinen Namen preis. Dies machte ihn ansprechbar und greifbar. Israel konnte seinen Gott anreden, anrufen, anflehen, ihn beim Namen nennen. Gott schuf durch die Preisgabe seines Namens die Möglichkeit, mit ihm in Kontakt zu treten. Er schuf eine persönliche Beziehungsebene mit seinen Geschöpfen, mit seinem auserwählten Volk. Jahwe war sein Name, das bedeutet: „Ich bin der für Euch da ist, wann, wo und wie es auch sei.“ Der Name Gottes wird zum Versprechen für die Menschen, dass Gott in ihrem Leben anwesend ist, egal in welcher Lebenssituation sie sich befinden. Heute hören wir im Johannesevangelium von einem Namen, der zum Programm wird. Der Name Jesu bedeutet: „Gott rettet.“ Gott schickte seinen Sohn in diese Welt. Sein Auftrag, seine Sendung, lautete: „Rette die Menschen in deinem Namen.“ Jesus lebte diesen Auftrag und die Verheißung – Gott will die Menschen retten – vor. Sein ganzes Wirken, sein ganzes Tun ist immer darauf ausgerichtet, Menschen in Gottes Namen zu retten, ob die arme Sünderin, den Reichen, die arme Witwe, die Schriftgelehrten oder die Kranken und die Ausgegrenzten, dich und mich. Jesus lebte diesen Auftrag, lebte seinen Namen. Er wurde eins mit der Sendung. Sein Name ist untrennbar verbunden mit der Sendung durch seinen Vater: Rette die Menschen, auch wenn es dich dein Leben kostet. Auch wir sind durch unsere Taufe von Gott bei unserem Namen gerufen. Wir sind getauft auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Wir tragen seinen Namen als Christen. Wir sollen an unserem Platz in der Gesellschaft, in der Gemeinde, in der Familie, im Beruf unseren Namen –Christ – mit unserem Leben verbinden und seinem Namen treu bleiben, so wie er uns treu bleibt. Der Autor ist Betriebsseelsorger und Diakon in der Pfarrei Stift Haug in Würzburg.