Schon in der Schule hat Kirch, die übrigens aus der Kirchenstraße in Kirchlauter stammt, ihre ersten Gedichte geschrieben. „Kinderkram“, winkt sie heute ab, und doch hat damals alles begonnen. Richtig ernst wurde es, als Maria Kirch mit ihrem Mann Norbert 1981 nach Würzburg kam, genauer in ein Neubaugebiet im Stadtteil Dürrbachau: „Ich fühlte mich so einsam in unserem neuen Haus“, erinnert sie sich: „Da war tagsüber niemand, mit dem ich reden konnte, und da musste ich meine Gedanken eben anders ordnen.“ Ihren ganz persönlichen Ausweg fand Maria Kirch im Schreiben – denn „irgendwie muss es ja raus“, lächelt sie fast entschuldigend.
Es begann zunächst mit Weihnachtsgeschichten und Gedichten für die Kinder, bald folgten Reime für Geburtstage und andere private Anlässe. Irgendwann begann Maria Kirch ihre Gedichte zu sammeln, bis ihr Hobby im September 1987 zum ersten Mal „öffentlich“ wurde: Im Pfarrbrief der Heilig Geist-Gemeinde erschien ein Sommer-Gedicht, das so gut gefiel, dass dort ihre Verse noch heute einen festen Platz haben – und das beinahe in jeder Ausgabe.
Dennoch musste Kirch im Laufe ihrer „Karriere“ zuweilen länger auf Bestätigung aus den eigenen Reihen warten: „Daheim kam ich mir oft vor wie der Prophet im eigenen Land“, erzählt die 55-Jährige. Doch seit die fünf Kinder aus dem Haus sind, ist es anders geworden: Heute nehmen sie die Verse und Geschichten ihrer dichtenden Mutter gerne zur Hand und freuen sich mit ihr über jedes gelungene Werk.
Verarbeitet werden dort meist ganz konkrete Anlässe: Mal ist es eine Alltagssituation, ein Spaziergang, eine zufällige Begegnung. „Manchmal braucht es nur ein Wort, das mir im Kopf herumgeht“, erzählt die passionierte Dichterin. Fantasie-Erzählungen wie die Schmunzelge-schichte „Ein Engel will nach Bethlehem“ gehen ihr dabei leicht von der Hand: „Oft ist das Gedicht im Kopf schon fertig, bevor ich zum Stift greife.“ Dann schreibt die sonst eher stille Frau locker-flockig, in mühelosem Plauderton und mit einem Schuss Selbstironie über die vorweihnachtliche Hetze, sinnt über uralte Wünsche der modernen Welt nach oder versetzt sich in Ochs und Esel an der Krippe.
Bei aller Leichtigkeit berühren Kirchs Verse den Leser auf eigentümliche Weise im Innersten. Was ursprünglich als Selbst-Therapie begann, bringt heute auch andere dazu, das eigene Bewusstsein und Tun zu reflektieren. So entstand 1995 aus Anlass der goldenen Hochzeit der Eltern im Eigenverlag Maria Kirchs erstes Gedicht-Bändchen „Kommt alle mit nach Betlehem“, das „weihnachtliche Gedichte und Geschichten für Groß und Klein“ enthält. Fünf Jahre später folgte Band zwei mit Gedichten und Geschichten im Jahreskreis. Obwohl Kirchs Repertoire alles umfasst, „was mir so durch den Kopf geht“, ist und bleibt ihr Lieblingsthema die Advents- und Weihnachtszeit: Als „typischer Weihnachtsmensch“ versinkt auch sie immer wieder im adventlichen Stress – doch sie weiß: „Das gehört einfach dazu, denn nur so kann an Weihnachten auch die Ruhe einkehren, nach der wir uns alle so sehr sehnen.“
Oh, du
fröhliche ...
An jedem Arm zwei Einkaufstaschen,
der Geldbeutel dafür fast leer.
So renn ich durch verstopfte Straßen.
Die Füße sind wie Blei so schwer.
Doch klingt’s aus jeder Ladentür:
Oh, du fröhliche ...
Total erschöpft von all dem Hetzen,
schau ich zur Kirchturmuhr empor.
Noch kann ich mich ein wenig setzen.
Ich trete durch das große Tor. Im Innern übt der Kirchenchor:
Oh, du fröhliche ...
Ich backe Plätzchen, backe Stollen,
verpack’ Geschenke dutzendweis.
Hab kaum noch Zeit, um Luft zu holen.
Ich schmück das Haus mit Tannenreis.
Und aus dem Radio klingt es leis’:
Oh, du fröhliche ...
Endlich ist der Tag gekommen.
Von jedem Turm die Glocke klingt.
Wir heißen Jesus Christ willkommen,
der aller Welt Erlösung bringt.
Aus vollem Herzen jeder singt:
Oh, du fröhliche ...