Die Martinskirche in Merkershausen wurde 1743 geweiht und blickt somit auf eine über 260-jährige Geschichte zurück. Bereits beim Betreten der Kirche wird der Blick des Besuchers auf ein Deckenbild gelenkt, das den heiligen Martin mit ausgebreiteten Händen thronend auf einer Wolke zeigt. Sein Blick ist auf das über ihm dargestellte Trinitätssymbol mit dem Auge Gottes gerichtet.
Martin war kein Märtyrer
Links des Heiligen hält ein Putto ein aufgeschlagenes Buch in Händen, zwei weitere geflügelte Wesen rechts von ihm halten die Bischofsinsignien, Mitra und Krummstab, sowie ein Schwert und einen Palmwedel. Dieser kennzeichnt St. Martin als Märtyrer, obgleich der Heilige – er lebte im vierten Jahrhundert nach Christus und war der dritte Bischof von Tours – nachweislich eines natürlichen Todes gestorben ist. Martin von Tours, der das Reich der Franken und die von ihnen besiedelten Gebiete geprägt hat, war in der lateinischen Kirche der Erste, der den Grad der Heiligkeit nicht durch seinen heldenhaften Tod als Märtyrer, sondern durch sein heroisches Leben erreicht hat. Von Geburt ein Römer, stammte er aus einer Familie mit militärischer Tradition. Aber nicht als römischen Soldat hat ihn der Deckenmaler dargestellt, sondern als Bischof im barocken Gewand, der als Schutzpatron über Merkershausen – dargestellt unterhalb der Wolke – und seine Gläubigen wacht.
Gemälde in barocker Manier
Das Deckengemälde stammt nicht, wie viele Besucher meinen, von dem Barockmaler Johann Peter Herrlein, der die Deckengemälde im Kirchenschiff der St. Martinskirche gemalt hat, sondern von Eulogius Böhler. Er hat es im Jahre 1922 gemalt, als er die örtliche Schutzmantelkapelle zur Kriegergedächtniskapelle ausgestaltete.
In dem Buch „Eulogius Böhler. Ein Maler in Franken“, herausgegeben 1998 von Dieter Weber im Böhler-Verlag Würzburg, heißt es, dass der Maler Inbegriff eines bodenständigen fränkischen Künstlers ist. Eulogius Böhler stammte aus Bergalingen bei Säckingen in Baden, wo er 1861 geboren wurde und in einfachsten Verhältnissen aufgewachsen ist. In seiner Martinsdarstellung in Merkershausen habe sich der Maler in Form und Farbe an das große barocke Deckengemälde Herrleins und die übrigen Malereien der Kirche angelehnt, vermutlich um keinen allzu großen Stilbruch zu erzeugen, meint Heimathistoriker Leo W. Hamm aus Merkershausen.
Und der Würzburger Kunsthistoriker Prof. Dr. Stefan Kummer schreibt im Geleitwort des „Böhler-Buches“: „Das Werk des Malers Eulogius Böhler demonstriert auf anschauliche Weise, wie lange die große Tradition der sakralen Malerei der Renaissance und des Barocks, ungeachtet aller Umbrüche in der Kunst seit dem 18. Jahrhundert, nachwirkte: bis in die Zeit der so genannten Klassischen Moderne in den ersten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts.“ Kaum ein Künstler habe im sakralen Bereich eine so umfangreiche Tätigkeit vorzuweisen wie Eulogius Böhler, meint im selben Buch ein weiterer Würzburger Kunsthistoriker, Prof. Dr. Josef Kern. 1894 beginne die lange Werkreihe mit einem Deckengemälde und zwei Seitenaltarblättern in Pferdsdorf, sie ende nach nahezu 50 Jahren 1939 in Drommersheim bei Bingen.