Würzburg. 18 junge Menschen aus der Diözese, davon vier Männer, haben sich in diesem Jahr auf den Weg nach Afrika, Südamerika und Indien gemacht. Als „Missionar auf Zeit“ (MAZler) leisten sie freiwillig Dienst und sammeln Erfahrungen in fremden Kulturen. Christiane Hetterich vom Referat „Mission, Entwicklung, Frieden“ der Diözese Würzburg freut sich darüber, dass es immer mehr junge Christen in die Ferne zieht, um Dienst am Menschen zu tun. Auch die 25-jährige Bernadette Schönweitz aus Estenfeld (Dekanat Würzburg rechts des Mains) wollte „immer schon weg“ – und ging für sechs Monate nach Indien.
Mit beiden Händen hält die junge Frau ihre große blaue Tasse, gefüllt mit indischem Tee, fest umschlossen. „Meine Erinnerungen und Erfahrungen, die ich in den vergangenen sechs Monaten gemacht habe, kann mir keiner mehr nehmen“, erklärt sie mit einem Lächeln. Vor einem Jahr beendete sie ihr Sozialpädagogikstudium, verdiente einige Monate lang Geld und erfüllte sich dann ihren Traum. „Ich habe mir viel über die indische Kultur angelesen und Reiseführer gewälzt. Ich bin zwar ein schüchterner, aber ein sehr offener Mensch. Und ich hatte den Vorsatz, mit allen Sinnen am Ort sein zu wollen.“
Die meisten Interessierten knüpfen zunächst direkt Kontakt mit dem Referat „Mission, Entwicklung, Frieden“, um darüber eine Stelle im Ausland zu finden. Bernadette Schönweitz organisierte ihren Aufenthalt dank privater Kontakte jedoch selbst. Dabei war Indien zunächst nicht ihr primäres Ziel; über eine Freundin ihrer Mutter, die im Kloster Vierzehnheiligen lebt, erfuhr Bernadette Schönweitz dann aber vom Schwesternkonvent der Franziskanerinnen im südindischen Kotagiri. Der St. Francis Konvent wurde im Jahr 2002 dort gegründet, inzwischen leben neun Schwestern und neun Novizinnen in der Anlage. Angrenzend gibt es ein Altenheim mit neun betagten Bewohnerinnen, die von den Schwestern gepflegt und versorgt werden. Das war auch der Einsatzort der jungen Missionarin auf Zeit. „Den Begriff „Missionar“ fand ich am Anfang ganz schrecklich und missionieren wollte ich niemanden. Als ich aber den Vertrag der Schwestern aus Indien in den Händen hielt, konnte ich alles, was dort drin stand, auch von Herzen unterzeichnen“, erinnert sie sich. Offen und tolerant sollte sie den Menschen in Indien begegnen, stand dort geschrieben – „ich wusste, das war meins, das kann und will ich, als ich es las.“
Gast und Helferin
Im indischen Kloster war sie für sechs Monate Gast und neue Helferin in einem. Nicht immer leicht für die junge Frau. „Einiges war weniger lustig. Es ist mir schwer gefallen, mich voll in den täglichen Ablauf mit vielen Gebeten, Meditationen und Gottesdiensten einzufügen. Das war mir irgendwann zuviel. Aber auch aus diesen Erfahrungen habe ich gelernt.“
Ehrgeizig sei sie gewesen, sagt Bernadette. Weil sie mit den alten Inderinnen im Heim sprechen wollte. Zwei junge Schwestern brachten ihr einige Brocken Tamil bei, die Sprache der dort lebenden Einheimischen. Die Pflege und Betreuung alter Menschen war ihr nicht fremd, denn bereits nach ihrem Studium war sie in einem Altenheim als Hilfskraft eingesetzt worden. Indien sei diesbezüglich aber dennoch eine Herausforderung gewesen. „Im indischen Altenheim war ich für alle nur die ‚Missy‘. Die Seniorinnen haben es eigenartig gefunden, dass eine ‚weiße Missy‘ die Toiletten putzt und alte Leute pflegt“, erinnert sich die junge Frau schmunzelnd. Aber: „So viel Liebe und Herzlichkeit, wie mir die alten Damen entgegengebracht haben, habe ich noch nie zuvor erlebt. Das war unglaublich.“ An eine Szene erinnert sie sich besonders gern. „Einmal habe ich einer Dame beim Duschen geholfen und sie war ganz verlegen, dass ich mich zu einer solchen Arbeit herablasse. Mir fehlten da im wahrsten Sinne die Worte, um ihr zu erklären, dass das doch meine Arbeit sei.“ Als Dank habe die Frau sie spontan unter der Dusche stehend gesegnet. „Da konnte ich nur noch weinen, so tief ging das.“
Lieber zu zweit gehen
Durch die enge Einbindung in den Kloster-Alltag und die Arbeit im Altenheim hatte Bernadette Schönweitz kaum Gelegenheit, das Land und Leute näher kennenzulernen. Im Anschluss an ihre Reise wollte sie sich eigentlich das Land anschauen, das sei aber leider am Visum gescheitert. „Außerdem war es schwierig, sich als ausländische Frau alleine draußen zu bewegen. Und es war leider niemand dort, der mich mitnehmen konnte. Das war etwas schade.“ Darum gibt sie anderen den Rat, zu zweit den Dienst als MAZler anzutreten. Das würde ihrer Meinung nach vieles erleichtern. Aber – was noch viel wichtiger ist „man muss offen sein für die Andersartigkeit der Menschen. Wenn man das an sich heranlässt, gewinnt man unglaublich viel. “