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Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Das war doch selbstverständlich

    Eine schlichte demütige Grundhaltung in unserem Glauben fordert auch eine ebensolche in unserem Tun. Wir sollen unseren Glauben nicht mit dem anderer vergleichen und unsere Taten nicht an denen anderer messen.

    Evangelium

    In jener Zeit baten die Apostel den Herrn: Stärke unseren Glauben! Der Herr erwiderte: Wenn euer Glaube auch nur so groß wäre wie ein Senfkorn, würdet ihr zu dem Maulbeerbaum hier sagen: Heb dich samt deinen Wurzeln aus dem Boden, und verpflanz dich ins Meer!, und er würde euch gehorchen. Wenn einer von euch einen Sklaven hat, der pflügt oder das Vieh hütet, wird er etwa zu ihm, wenn er vom Feld kommt, sagen: Nimm gleich Platz zum Essen? Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Mach mir etwas zu essen, gürte dich, und bediene mich; wenn ich gegessen und getrunken habe, kannst auch du essen und trinken. Bedankt er sich etwa bei dem Sklaven, weil er getan hat, was ihm befohlen wurde? So soll es auch bei euch sein: Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.
    Lukas 17,5–10

    Irgendwie können sie einem schon leid tun, die Apostel. Da richten sie an den Herrn die Bitte, dass er ihren Glauben stärke, und er erwidert, dass ihr bisheriger Glaube nicht einmal die Größe eines Senfkorns hat. Was für eine Schmach für die Mitglieder des engeren Kreises, die schon vieles von Jesus gelehrt bekamen und gelernt haben.

    Aus seinem Mund hören sie Worte, die von der Liebe Gottes zu uns Menschen sprechen. Aus seinem Herzen erfahren sie Liebe und Zuneigung, die besonders den Ausgegrenzten, Geringen und Verachteten entgegengebracht wird. Und aus seinen Händen sehen sie Wunder, die deutlich machen: Er, Jesus, ist der menschgewordene Sohn Gottes.

    Nun könnte man fragen: Warum bitten die Apostel dann eigentlich noch um Stärkung ihres Glaubens? Ganz einfach – für sie ist der Glaube etwas Messbares, das überprüft und verglichen werden kann. Die Apostel sind zu sehr auf ihren Glauben ausgerichtet statt auf Gott.

    Sie verharren im Menschlichen, bleiben selbstbezogen, anstatt sich auf Gott zu beziehen, und somit können sie auch nichts Göttliches ausrichten. Jesus fordert seine Anhänger auf, nicht auf sich selbst zu schauen, sondern auf Gott. Und wenn sie das tun und ihren vorhandenen Glauben einsetzen, entsprechend reden, fühlen und handeln, dann kann Erstaunliches geschehen.

    Nicht die Größe des Glaubens ist ausschlaggebend, sondern das Wesen des Glaubens, nämlich ob dieser ganz auf Gott gegründet und auf ihn hin ausgerichtet ist. Oder anders ausgedrückt: Man braucht keinen großen Glauben, sondern nur den Glauben an einen großen Gott. Glaube glaubt nicht an und fragt nicht nach sich selbst, sondern an und nach Gott. Nichts ist gefährlicher als geistliche Selbstzufriedenheit: „Was hab' ich wieder Großartiges zustande gebracht, da wird sich der liebe Gott aber freuen, wie gut, dass er mich hat, mit meinem Glauben, meinen Gaben und Fähigkeiten ..."

    Wir sind Gottes Eigentum, von ihm geschaffen und ausgestattet, von ihm berufen und beauftragt. Das dürfen wir fröhlich leben. Aber wir sollten dabei auch auf dem Teppich bleiben und tun, was selbstverständlich ist. So wie ein Sklave seine ihm aufgetragene Arbeit nach und nach verrichtet, so sollen auch wir kein Aufhebens um uns, unser Engagement, unseren Einsatz für Gott und die Welt machen.

    In diesen beiden Teilen des Evangeliums (Lk 17,5–6: „Von der Macht des Glaubens" und Lk 17,7–10: „Das Gleichnis vom unnützen Sklaven"), die auf den ersten Blick so gar nichts miteinander gemein haben, geht es also um unsere Grundhaltung, unsere Grundeinstellung dem Glauben gegenüber – und gegenüber den Werken, die aus unserem Glauben heraus entstehen.

    Eine schlichte demütige Grundhaltung in unserem Glauben fordert auch eine ebensolche in unserem Tun. Wir sollen unseren Glauben nicht mit dem anderer vergleichen und unsere Taten nicht an denen anderer messen. Im Gegenteil, beides soll normal, unspektakulär, unaufgeregt sein. Es soll so in meinen Alltag übergehen, alltäglich, menschlich werden, dass ich mir sagen kann: Das war doch selbstverständlich.

    Es geht also in beiden Abschnitten nicht um uns selbst, sondern um Gott. Den größten Glauben haben die, die ihren Glauben nicht wichtig nehmen, sondern Gott. Und die größten Werke Gottes tun die, die nicht ihre Werke wichtig nehmen, sondern Gott und seinen Auftrag.

    Der Autor („thomas.hart@bistum-wuerzburg.de") ist Sprecher der Gemeindereferentinnen und -referenten in der Diözese Würzburg und Klinikseelsorger am Rhön-Klinikum Bad Neustadt a. d. Saale.

    Thomas Hart