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Das tödliche Virus
Würzburg. Sie ist derzeit die gefragteste Ärztin des Missionsärztlichen Instituts in Würzburg: Dr. Christa Kitz. Zwei Wochen bekämpfte die Fachärztin für Kinderheilkunde und Tropenmedizin in Angola die Ausbreitung des tödlichen Marburg-Virus – ein harter Job. Im Sonntagsblatt-Gespräch erzählt die begeisterte Hobby-Musikerin und Bergsteigerin von ihrem Einsatz.
Was ist das Marburg-Virus?
Es ist verwandt mit dem Ebola-Virus und verursacht ein hämorrhagisches Fieber. Die Inkubationszeit dauert zwei bis 21 Tage. In dieser Zeit ist man nicht ansteckend. Dann bekommen die Patienten hohes Fieber, brechen, haben Durchfall und bluten aus allen Körperöffnungen. Derzeit sterben 90 Prozent der Erkrankten. Unter ihnen sind sehr viele Kinder. Es gibt keine spezifischen Heilmöglichkeiten und keine Impfung. Entdeckt wurde das Virus 1967 in Deutschland durch eine Laborinfektion mit Affen aus Uganda. Danach gab es mehrere kleine Ausbrüche.
... und nun in Angola?
Die Epidemie in Angola ist die bisher größte. Bisher wurden 210 Tote gemeldet. Die Dunkelziffer ist bestimmt höher. Das Virus wurde in kurzer Zeit in sieben von 18 Provinzen verschleppt unter anderem in die Hauptstadt Luanda. Ausgangspunkt war die nördliche Provinz Uige. Hinzu kommt verschärfend, dass das angolanische Gesundheitssystem nach einem 27-jährigen Bürgerkrieg desolat ist.
Wie wird das Virus übertragen?
Durch direkten Kontakt mit den Körperflüssigkeiten eines erkrankten Patienten, besonders wenn die Blutungen beginnen, also blutiger Durchfall oder blutiges Erbrechen.
Wie reagiert die angolanische Regierung?
Sie hat schnell internationale Hilfe erbeten und auch bekommen. Doch die Aufklärung der Bevölkerung und der Mitarbeiter im Gesundheitswesen geht zäh voran. Kampf gegen eine Epidemie ist immer ein Kampf gegen die Uhr. Die Panik wächst. Nicht zuletzt, weil die Isolierung von Patienten völlig gegen die afrikanische Mentalität der Pflege in der Großfamilie steht. Doch sie ist der einzig sinnvolle Weg. Nur so kann die Ansteckungskette durchbrochen werden. Hinzu kommt, dass auch die Kontaktpersonen, beispielsweise Eltern von kranken Kindern, in der Inkubationszeit beobachtet werden müssen. Eine anspruchsvolle Aufgabe.
Und wie sieht es in den zwei Isolierstationen in Luanda und Uige aus?
Da sind die Kranken isoliert und werden von speziell geschultem Personal in Schutzkleidung (unter anderem Overall, Gummistiefel, doppelte Handschuhe, Schutzbrille, Kopfhaube) gepflegt, die nach jedem Einsatz desinfiziert wird. Wobei man ehrlich sagen muss, dass die Pflege mit der normalen Pflege nicht vergleichbar ist, weil der Schutz vor Ansteckung absolute Priorität hat.
Das bedeutet ...
Das heißt praktisch, das ein Patient der einen akuten Krampfanfall hat, keine Spritze bekommen kann, weil die Gefahr zu groß ist, dass die Spritze weggerissen wird und trotz Schutzkleidung der Pfleger infiziert wird.
Laufen da die Pfleger und Ärzte nicht davon?
Vor allem am Anfang ist es häufig passiert. Schließlich sind in Uige anfangs zwei Ärzte und neun Krankenschwestern am Virus gestorben. Jetzt sieht es etwas anders aus. Man hat das Gehalt deutlich erhöht und jeder bekommt auch ein Zertifikat über diese riskante Arbeit. Solche Zertifikate sind begehrt. Mittlerweile greifen auch die Schulungsmaßnahmen und wenn die einheimischen Mitarbeiter sehen, dass ich selbst als Trainerin der Schutzkleidung vertraue und in die Station gehe, hilft das.
Wie kam es zu Ihrem Einsatz?
Die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ wurde von der angolanischen Regierung gebeten, die Isolierung medizinisch zu managen. Andere Organisationen kümmern sich beispielsweise um die Labortechnik. „Ärzte ohne Grenzen“ haben mich angefragt, unter anderem weil ich schon für die Weltgesundheitsorganisation bei der SARS-Epidemie mitgearbeitet habe und weil ich hier in Würzburg an der Missonsärztlichen Klinik Schulungen an unserer eigenen Isolierstation in der Tropenmedizin durchführe. Auf diese Anfrage hin hat mich das Missionsärztliche Institut, wo ich angestellt bin, als Fachkraft entsendet. Dafür zahlt MSF, die wiederum Geld von der Weltgesundheitsorganisation bekommen. So funktioniert weltweit die akute Epidemiebekämpfung.
Was waren Ihre Hauptaufgaben?
Die Einrichtung der Isolierstation in Luanda zu managen, das medizinische Personal zu schulen, bei Verdachtsfällen Diagnosen zu stellen sowie über das Virus aufzuklären, damit die Panik nicht weiter um sich greift. Mein Einsatz war auf die Hauptstadt Luanda begrenzt.
Hatten Sie Angst?
Ich war mir sicher, dass die Schutzkleidung wirkt und hatte in Angola kaum Angst. Vor dem Abflug war ich schon sehr nervös, weil ich nicht wusste, was mich vor Ort erwartet.
Wie geht es weiter in Angola?
Eine Katastrophe wäre es, wenn sich die Epidemie in der Hauptstadt Luanda mit ihren vier Millionen Menschen und den schlechten hygienischen Bedingungen ausbreitet. Wir hoffen aber, dass es gelingt, die Infektionskette zu durchbrechen. Das entscheidet sich in den nächsten Wochen.
Luanda hat einen internationalen Flughafen. Kann das Virus sich weltweit ausbreiten?
Theoretisch ja. Da aber die Infektion einen direkten Kontakt mit den Körperflüssigkeiten eines erkrankten Patienten erfordert – anders als die Tröpfcheninfektion von SARS – halte ich das für eher unwahrscheinlich.
Die Inkubationszeit beträgt 21 Tage. Die ist bei Ihnen ja noch nicht vorbei ...
Das stimmt. Ich kann mich zwar an keine akute gefährliche Situation in Angola erinnern, aber auch ich zähle die Tage bis 21.
Was ist das Marburg-Virus?
Es ist verwandt mit dem Ebola-Virus und verursacht ein hämorrhagisches Fieber. Die Inkubationszeit dauert zwei bis 21 Tage. In dieser Zeit ist man nicht ansteckend. Dann bekommen die Patienten hohes Fieber, brechen, haben Durchfall und bluten aus allen Körperöffnungen. Derzeit sterben 90 Prozent der Erkrankten. Unter ihnen sind sehr viele Kinder. Es gibt keine spezifischen Heilmöglichkeiten und keine Impfung. Entdeckt wurde das Virus 1967 in Deutschland durch eine Laborinfektion mit Affen aus Uganda. Danach gab es mehrere kleine Ausbrüche.
... und nun in Angola?
Die Epidemie in Angola ist die bisher größte. Bisher wurden 210 Tote gemeldet. Die Dunkelziffer ist bestimmt höher. Das Virus wurde in kurzer Zeit in sieben von 18 Provinzen verschleppt unter anderem in die Hauptstadt Luanda. Ausgangspunkt war die nördliche Provinz Uige. Hinzu kommt verschärfend, dass das angolanische Gesundheitssystem nach einem 27-jährigen Bürgerkrieg desolat ist.
Wie wird das Virus übertragen?
Durch direkten Kontakt mit den Körperflüssigkeiten eines erkrankten Patienten, besonders wenn die Blutungen beginnen, also blutiger Durchfall oder blutiges Erbrechen.
Wie reagiert die angolanische Regierung?
Sie hat schnell internationale Hilfe erbeten und auch bekommen. Doch die Aufklärung der Bevölkerung und der Mitarbeiter im Gesundheitswesen geht zäh voran. Kampf gegen eine Epidemie ist immer ein Kampf gegen die Uhr. Die Panik wächst. Nicht zuletzt, weil die Isolierung von Patienten völlig gegen die afrikanische Mentalität der Pflege in der Großfamilie steht. Doch sie ist der einzig sinnvolle Weg. Nur so kann die Ansteckungskette durchbrochen werden. Hinzu kommt, dass auch die Kontaktpersonen, beispielsweise Eltern von kranken Kindern, in der Inkubationszeit beobachtet werden müssen. Eine anspruchsvolle Aufgabe.
Und wie sieht es in den zwei Isolierstationen in Luanda und Uige aus?
Da sind die Kranken isoliert und werden von speziell geschultem Personal in Schutzkleidung (unter anderem Overall, Gummistiefel, doppelte Handschuhe, Schutzbrille, Kopfhaube) gepflegt, die nach jedem Einsatz desinfiziert wird. Wobei man ehrlich sagen muss, dass die Pflege mit der normalen Pflege nicht vergleichbar ist, weil der Schutz vor Ansteckung absolute Priorität hat.
Das bedeutet ...
Das heißt praktisch, das ein Patient der einen akuten Krampfanfall hat, keine Spritze bekommen kann, weil die Gefahr zu groß ist, dass die Spritze weggerissen wird und trotz Schutzkleidung der Pfleger infiziert wird.
Laufen da die Pfleger und Ärzte nicht davon?
Vor allem am Anfang ist es häufig passiert. Schließlich sind in Uige anfangs zwei Ärzte und neun Krankenschwestern am Virus gestorben. Jetzt sieht es etwas anders aus. Man hat das Gehalt deutlich erhöht und jeder bekommt auch ein Zertifikat über diese riskante Arbeit. Solche Zertifikate sind begehrt. Mittlerweile greifen auch die Schulungsmaßnahmen und wenn die einheimischen Mitarbeiter sehen, dass ich selbst als Trainerin der Schutzkleidung vertraue und in die Station gehe, hilft das.
Wie kam es zu Ihrem Einsatz?
Die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ wurde von der angolanischen Regierung gebeten, die Isolierung medizinisch zu managen. Andere Organisationen kümmern sich beispielsweise um die Labortechnik. „Ärzte ohne Grenzen“ haben mich angefragt, unter anderem weil ich schon für die Weltgesundheitsorganisation bei der SARS-Epidemie mitgearbeitet habe und weil ich hier in Würzburg an der Missonsärztlichen Klinik Schulungen an unserer eigenen Isolierstation in der Tropenmedizin durchführe. Auf diese Anfrage hin hat mich das Missionsärztliche Institut, wo ich angestellt bin, als Fachkraft entsendet. Dafür zahlt MSF, die wiederum Geld von der Weltgesundheitsorganisation bekommen. So funktioniert weltweit die akute Epidemiebekämpfung.
Was waren Ihre Hauptaufgaben?
Die Einrichtung der Isolierstation in Luanda zu managen, das medizinische Personal zu schulen, bei Verdachtsfällen Diagnosen zu stellen sowie über das Virus aufzuklären, damit die Panik nicht weiter um sich greift. Mein Einsatz war auf die Hauptstadt Luanda begrenzt.
Hatten Sie Angst?
Ich war mir sicher, dass die Schutzkleidung wirkt und hatte in Angola kaum Angst. Vor dem Abflug war ich schon sehr nervös, weil ich nicht wusste, was mich vor Ort erwartet.
Wie geht es weiter in Angola?
Eine Katastrophe wäre es, wenn sich die Epidemie in der Hauptstadt Luanda mit ihren vier Millionen Menschen und den schlechten hygienischen Bedingungen ausbreitet. Wir hoffen aber, dass es gelingt, die Infektionskette zu durchbrechen. Das entscheidet sich in den nächsten Wochen.
Luanda hat einen internationalen Flughafen. Kann das Virus sich weltweit ausbreiten?
Theoretisch ja. Da aber die Infektion einen direkten Kontakt mit den Körperflüssigkeiten eines erkrankten Patienten erfordert – anders als die Tröpfcheninfektion von SARS – halte ich das für eher unwahrscheinlich.
Die Inkubationszeit beträgt 21 Tage. Die ist bei Ihnen ja noch nicht vorbei ...
Das stimmt. Ich kann mich zwar an keine akute gefährliche Situation in Angola erinnern, aber auch ich zähle die Tage bis 21.