Damit ist jetzt nicht deren Bedienung gemeint, etwa der Kampf mit zig Menüs und Untermenüs, sondern die Einschätzung, inwieweit man sich ungefährdet auf sie einlassen darf. Die meist thematisierte Gefahr dabei ist die – oft unwissentliche – Preisgabe von Daten und Informationen. Die dienen den digitalen Helfern zwar dazu, das Leben angenehmer zu gestalten, sind aber auch die Währung, mit der man als Nutzer bezahlt. Eine auch immer wieder thematisierte Gefahr ist, dass die intensive Nutzung digitaler Endgeräte negative Auswirkungen auf die Entwicklung junger Menschen und ihre Wahrnehmungsfähigkeit haben könnte. Meist wird in diesem Zusammenhang auf ein Nachlassen von Lesebereitschaft und Lesefähigkeit hingewiesen.
Solch pauschalen Zuschreibungen erteilt der Leseforscher Andreas Gold eine Absage (siehe Interview auf Seite 4/5). Vielmehr sieht er durchaus die Chance, digitale Endgeräte, die für junge Menschen heute einfach zum Alltag gehören, für das Heranführen an das gewünschte Leseverhalten zu nutzen. Und wie bei so vielen Dingen kommt es auch hier auf die Art und Weise und das rechte Maß an. Wer digitale Endgeräte als Beschäftigungstherapie einsetzt, weil er sich nicht selbst mit den Kindern beschäftigen will oder kann, braucht sich über negative Auswirkungen nicht zu wundern; das galt für den analogen Fernsehapparat schon genauso. Am besten ist es, auch die digitale Welt mit den Kindern gemeinsam zu erkunden, mit ihnen zu lesen, ihnen vorzulesen. Einer der besten Lehrmeister ist immer noch das gelebte Beispiel – in der anlogen und in der digitalen Welt. Und was die generelle Angst vor Neuem betrifft: Auch da relativiert sich manches. Glaubt man der Überlieferung, warnten anno 1835 Ärzte vor Fahrten mit der ersten Eisenbahn in Deutschland, weil sie die Reisegeschwindigkeit von an die 30 Stundenkilometer als gesundheitsgefährdend betrach- teten.
Wolfgang Bullin