150. Geburtstag.
Das 150-jährige Bestehen der Kongregation bedeute „150 Jahre Dienst am Nächsten und 150 Jahre Glaubenszeugnis, dass im Kreuz Kraft des Lebens steckt“, betonte Bischof Friedhelm in seiner Festpredigt in der Klosterkirche. Nach seinen Worten konnte niemand ahnen, was im Laufe der Jahre aus der 1856 im schweizerischen Ingenbohl durch Theodosius Florentini und Schwester Maria Theresia Scherer gegründeten Kongregation entstehen wird.
„Neben dem Erfolg gab es aber auch eine Reihe von Nackenschlägen“, erinnerte der Bischof vor allem an die Zeit, in der die Schwestern vom heiligen Kreuz aus ihrer böhmischen Provinz in Eger vertrieben wurden und später dann die bayerische Provinz aufbauten, die in Gemünden ihren Verwaltungssitz hat. „Durch ihre Arbeit haben sie etwas aufgebaut, das heute nicht mehr wegzudenken ist.“ Dabei wies Bischof Friedhelm insbesondere auf die vielfältige Bildung und Ausbildung in den Schuleinrichtungen hin. „Glauben ist nicht gegen das Wissen gerichtet“, sprach sich der Bischof für eine Fortführung der Bildungsaufgabe aus. Er wünschte sich auch, dass sich mehr junge Menschen nach ihrer Schulausbildung für einen Eintritt in den Kirchendienst entscheiden.
Ein Umdenken im Glauben meint Bischof Friedhelm ausgemacht zu haben. „Insgesamt geht wieder ein Ruck durch die Bevölkerung“. Vor allem Katastrophen und Terroranschläge ließen die Menschen im Glauben wieder enger zusammenrücken. Auch seit den Ereignissen vom „11. September“ seien die Menschen nachdenklicher geworden. „Nur im Kreuz ist die Überwindung der Probleme in dieser Welt zu finden“, unterstrich der Bischof. Er selbst hatte sich bei seiner Bischofsweihe in Köln den Wahlspruch „Das Kreuz – unsere einzige Hoffnung“ („Crux – spes unica“) gegeben. Und auch die Kreuzschwestern wirkten nach dem Motto „Hoffnung leben – Im Kreuz ist Hoffnung“. Während im Laufe der Geschichte eine Reihe von (Macht)Symbolen gescheitert und wieder verschwunden seien, sei das Zeichen des Kreuzes geblieben. Und auch das Koordinatensystem umschließe die Erde wie ein Kreuz, sagte der Bischof.
„Das Kreuz steht aber auch als Zeichen für Ärgernis“, bekannte Bischof Friedhelm und verwies auf Verfolgungen und Diskussionen bis in die Neuzeit hinein. „Es bleibt als eine Herausforderung an alle Christen, so lange die Erde besteht“, betonte der Bischof. Zum Schluss seiner viel beachteten Predigt wünschte er sich, dass „immer mehr junge Leute auf den Trichter kommen, dass das Heil im Kreuz liegt“.
Den Festgottesdienst zelebrierte Bischof Friedhelm gemeinsam mit dem Hausgeistlichen des Kreuzklosters, Hubert Wehner, Domvikar Paul Weismantel, Pfarrer Johann Petzendorfer, Pfarrer Klaus Hösterey, Pater Engelbert Otte, Studiendirektor Wolfgang Stettler, Pfarrer Franz Stettler, assistiert von den Diakonen Matthias Enk, Konrad Fischer und Heribert Ranft.
150 Jahre segensreiches Wirken
Es war die Not zum Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert, die den engagierten Kapuzinerpater und Sozialapostel Theodosius Florentini (1808 bis 1865) dazu bewog, in Ingenbohl (Schweiz) die Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Kreuz zu gründen. Vor allem sollten sich die Schwestern in Kindergärten, Schulen, Krankenhäusern und Pflegeheimen der Not leidenden Bevölkerung widmen. Im Betreiben von christlichen Fabriken sah Pater Florentini die Chance, Kinderarbeit und Nachtarbeit der Frauen abzuschaffen und die Arbeiter am Erlös der Fabriken zu beteiligen. Mit viel Engagement gründete Pater Theodosius zunächst eine Schwesterngemeinschaft für die Lehr- und Erziehertätigkeit: die Kongregation der Lehrschwestern vom heiligen Kreuz, mit Sitz in Menzigen. Im Jahr 1856 wurden deren caritative Tätigkeiten von der Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Kreuz in Ingenbohl übernommen.
Die Zahl der Schwestern wuchs nach der Gründung rasch an. In der Sorge um die Finanzierung der vielen Werke gingen diese oft auf Bettelreisen, auch in die benachbarten Länder Deutschland, Österreich, Italien, Ungarn, Tschechien und die Slowakei. Dadurch verbreitete sich die Kongregation schnell. Trotz aller Bemühungen war die Übernahme von Fabriken auf Grund mangelnder Erfahrungen der Fabrikarbeiter und der Schwestern schon bald zum Scheitern verurteilt.
Der plötzliche Tod von Theodosius Florentini am 15. Februar 1865 machte den großen Plänen des
57-jährigen Wohltäters ein Ende. Dank der tatkräftigen Hilfe der ersten Generaloberin, Maria Theresia Scherer und ihrer Schwestern, wurden seine caritativen Werke aber weitergeführt und der Schuldenberg, der durch den Bankrott der Fabriken angewachsen war, abgetragen. Der Orden verbreitete sich weltweit und ist heute in 17 Provinzen und vier Vikariaten mit über 4000 Mitgliedern vertreten. „Mutter Theresia“ (Maria Theresia Scherer) wurde am 29. Oktober 1995 selig gesprochen.