Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Probeabo des Magazins bestellen

Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

    Mehr

    „Das geht mir schon sehr an die Nieren“

    Mangels Nachwuchs geht in Haßfurt eine Tradition zu Ende. „Das ist der allgemeine Trend“, bedauert Provinzial Konrad Haußner in einem Telefongespräch mit dem Sonntagsblatt das „Aus“, mit der Schließung habe er aber gerechnet. Haßfurt sei dabei nicht die einzige Niederlassung, die der Orden in nächster Zeit aus dem gleichen Grund schließen müsse. „Wir haben nicht mehr die Kraft, um Haßfurt weiterzuführen.“ Mit Geld habe dies rein gar nichts zu tun. Finanziell wäre dies durchaus möglich gewesen, sagt Haußner.
    HASSFURT. Zehn ihrer Gemeinschaften gibt es derzeit noch in Bayern, ab Mitte des kommenden Jahres offiziell nur noch neun. Die Österreichisch-Süddeutsche Provinz der Oblaten des heiligen Franz von Sales schließt im Juli 2008 endgültig die Pforten des bekannten Salesianum in Haßfurt. Für Pater Reinhold Schmitt, seit 1970 in der Kreisstadt und seit nunmehr 20 Jahren als Pfarrer tätig, kommt das „Aus“ nicht überraschend.

    „Klar“ war laut Schmitt, dass das Salesianum, in dem zuletzt nur noch Rektor Edmund Kwiasowski (83), dessen Schwester sowie zwei Vertrauensleute wohnten und die täglichen Geschäfte erledigten, nicht mehr besetzt wird. Den genauen Zeitpunkt, der bis vor gut 14 Tagen noch in der Schwebe stand, bekam der 74-Jährige allerdings erst in einem Gespräch mit Provinzial Konrad Haußner (Wien) mitgeteilt. „Für mich ist es sicher nicht einfach. Wenn man mehr als drei Jahrzehnte in einer Stadt lebt, ist man schließlich dort zuhause.“ Welche neue Aufgabe Schmitt nach seinem Wegzug aus Haßfurt übernehmen werde, stehe noch in den Sternen.

    Allgemeiner Trend
    Tatsache ist: Mangels Nachwuchs geht in Haßfurt eine Tradition zu Ende. „Das ist der allgemeine Trend“, bedauert Provinzial Konrad Haußner in einem Telefongespräch mit dem Sonntagsblatt das „Aus“, mit der Schließung habe er aber gerechnet. Die Rückwärtsentwicklung könne man nicht ausschließlich mit dem Zölibat begründen. „Momentan vielleicht schon, aber auf längere Zeit bestimmt nicht.“ Den 63-Jährigen berührt die Schließung ganz besonders, da er selbst in Haßfurt das Internat besuchte und dort Abitur gemacht hat. „Das geht mir schon sehr an die Nieren. Aber das ist einmal die heutige Situation“, sagt der Provinzial. Haßfurt sei dabei nicht die einzige Niederlassung, die der Orden in nächster Zeit aus dem gleichen Grund schließen müsse. „Wir haben nicht mehr die Kraft, um Haßfurt weiterzuführen.“ Mit Geld habe dies rein gar nichts zu tun. Finanziell wäre dies durchaus möglich gewesen, sagt Haußner.

    Vor 62 Jahren gegründet
    Das Salesianum kann unterdessen auf eine jahrzehntelange Geschichte zurückblicken: Vor 62 Jahren erwarb Pater Alois Meder von der Österreichisch-Süddeutschen Provinz ein Grundstück der Brauerei Hiernickel und errichtete darauf das Kloster. Zahlreiche Bürger halfen seinerzeit mit, eine bestehende Scheune zu einem Schülerwohnheim inklusive Kapelle umzubauen, das schließlich im September 1946 von Domkapitular Johannes Kötzner eingeweiht wurde. Bis zu acht Patres betreuten bis zur Schließung Anfang der 80er Jahre insgesamt 652 Schüler. Immer verbunden mit der Hoffnung, dass der ein oder andere sich später für einen kirchlichen Beruf entscheidet. Mit Erfolg: 121 von ihnen wurden später Priester.
    „Das war die Hauptausrichtung des „Salesianums“, meinte Rudi Langer, Leiter des ebenfalls für einige Jahre dort untergebrachten Diözesanbüros. Zudem wurde es nach der Öffnung der Ostblockstaaten noch als Unterkunft für Spätaussiedler und Russlanddeutsche genutzt. 602 Menschen aus Osteuropa fanden hier vorübergehend eine neue Heimat, während sie von den Oblaten betreut und unterstützt wurden. „Viele Übersiedler konnten von Schwester Adelgunde Hartung auf das Sakrament der Taufe vorbereitet werden“, erinnert sich Rektor Edmund Kwiasowski. Zu guter Letzt wurden dort verschiedene Bildungsmaßnahmen und Sprachkurse durchgeführt. Im Erdgeschoss befindet sich noch heute die 1982 eröffnete Orgelschule der Dekanate Haßfurt und Ebern. Und in der hauseigenen Kapelle finden bis jetzt Messen statt.

    Die Stadt als Käuferin?
    Könnte die Stadt Haßfurt das in der Innenstadt gelegene Gebäude nicht kaufen? „Wir haben nicht unbedingt Interesse“, erklärt Bürgermeister Rudi Eck. Erst in Kürze werde es ein klärendes Gespräch über die Zukunft geben, wenn Provinzial Konrad Haußner aus Wien nach Haßfurt ins Rathaus komme, sagte Eck. „Ich hoffe, dass ich dann weitere Informationen bekomme, vor allem, was die Finanzen und den Zustand des Hauses betrifft.“ Ein möglicher Kauf seitens der Stadt sei deswegen noch völlig offen.
    Auf der anderen Seite macht Provinzial Konrad Haußner im Telefongespräch mit dem Sonntagsblatt deutlich, das Haus nicht behalten zu wollen. „Schon vor Jahren haben wir der Stadt versprochen, wenn es zur Schließung kommt, ist sie unser erster Ansprechpartner. Die Stadt Haßfurt muss entscheiden, ob sie einsteigen will oder nicht.“ Ob das vom ökumenischen Haßfurter Verein „Bibelwelten e. V.“ geplante „Bibelhaus-Erlebnismuseum“ dort einmal eingerichtet wird, steht ebenfalls noch in den Sternen. Mitarbeiter des Bauamtes haben die Räume bereits ein erstes Mal unter die Lupe genommen. Um sich Klarheit über die Bausubstanz zu machen, sollen noch weitere Besichtigungen in den kommenden Wochen und Monaten erfolgen. Ungeachtet dessen hält es Bürgermeister Eck für „sehr bedauerlich“, dass die letzten Oblaten den Landkreis Haßfurt verlassen. Dass diese Tradition zu Ende gehe, sei natürlich ein schwerer Einschnitt. „Die Salesianer sind in Haßfurt ganz hoch einzuschätzen.“