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    Das Fach „Kirchenmusik“ vor dem Aus

    Auch Bischof Friedhelm würde es sehr bedauern, wenn die Kirchenmusik, die in Würzburg einen großen Stellenwert hat, dem Rotstift geopfert werden müsste. Er hoffe, dass noch Gespräche möglich sind, in denen sowohl eventuelle Ressourcen angesprochen werden, als auch Argumente auf den Tisch kommen, die die Bedeutung dieser Kirchenmusik im Gesamt der musikalischen Ausbildung Würzburgs betrachten.
    WÜRZBURG. Der Bayerische Staat fährt allerorten einen harten Sparkurs, man möchte nämlich 2006 einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen – da macht der Rotstift auch vor Kunst und Kultur nicht Halt. Eine vom Wissenschaftsministerium eingesetzte Expertenkommission gab nun Empfehlungen zur Umstrukturierung der Musikhochschullandschaft in Bayern bekannt, in denen unter anderem vorgeschlagen wird, in Würzburg die Abteilung Kirchenmusik und Orgel aufzulösen sowie die Abteilung für Alte Musik auf eine theoretische Grundausbildung zurückzufahren.

    Die Lage auf dem Arbeitsmarkt wird auch für Musiker immer schwieriger: Festanstellungen sind seltener, Orchester lösen sich auf, Kirchenmusikerstellen werden gestrichen. Da läge es nahe, an den Hochschulen auf alltagsnahe, zukunftsträchtige Ausbildungskonzepte zu setzen, sollte man meinen; den Studiengang OrganExpert zum Beispiel, gefördert von der EU und unter Schirmherrschaft des Vatikan, den der designierte Professor für Orgel, Christoph Bossert, ab 2007 in Würzburg beheimaten möchte: Der beinhaltet nicht nur eine künstlerische Ausbildung auf der Orgel, sondern – da heute an vielen Kirchen die Mittel für regelmäßige Erhaltungsmaßnahmen fehlen – auch Orgelbau und Orgelrestaurierung, musikwissen schaftliche, kunsthistorische und andere Kenntnisse.

    „Das ist sehr bitter“
    Eine feine Sache, über die sich jedes Bundesland, jede Hochschule freuen würde, müsste man meinen – doch die Würzburger Abteilung soll ja geschlossen, Kirchenmusik künftig nur noch in München angeboten werden. Höchst erstaunlich findet das unter anderem Domkapellmeister Martin Berger: „Wenn Kirchenmusik-Abteilungen jetzt mal innovative Programme eingehen und das wird EU-subventioniert und der Vatikan ist eingebunden – also, viel mehr kann ich doch erst mal nicht wollen!“ Und gerade in so einer Phase dann einfach zu sagen, wir zerschlagen das jetzt, das ist sehr bitter“, sagt Berger.
    Ein Verlust wäre solches auch in den Augen von Weihbischof Helmut Bauer, „vor allem, wenn keine begabten jungen Musiker mehr zur Verfügung stehen, die oft am Dom als Adlati mitgeholfen haben.“ Wie recht er hat: Denn traditionell sind die Bindungen zwischen Hochschule, Dommusik und Bistum Würzburg sehr eng. Nicht nur, dass der frühere Domkapellmeister Siegfried Koesler als Professor für Gregorianik an der Hochschule lehrte, dass Studenten in der Organisten-, und Chorleiterausbildung der Diözese Berufspraxis sammeln können, sondern inzwischen ist es auch möglich, „dass die Kirchen- und Schulmusikstudierenden hier am Dom mit den Ensembles der Knaben und Mädchen Kinderchorleitung auf einem denkbar hohen Niveau lernen können“, wie Berger erläutert, der dieses Programm als Lehrbeauftragter an der Hochschule ins Leben gerufen hat.

    Auflösung nicht ohne Folgen
    Und gerade ob dieser engen Verbindungen bliebe eine Auflösung der Hochschulabteilung für die Kirchenmusik im Bistum nicht ohne Folgen, warnt Diözesankirchenmusikdirektor Gregor Frede: „Wir haben momentan 350 Orgelschüler. Unter den Lehrern sind zahlreiche Studenten und die würden uns gerade für die Ausbildung auf dem Land schmerzlich fehlen“, argumentiert er. Momentan könne man den Unterricht „vielleicht noch mit Hängen und Würgen organisieren – auf Dauer werden wir das nicht mehr hinkriegen.“
    Auch Bischof Friedhelm: „Ich würde es sehr bedauern, wenn die Kirchenmusik, die in Würzburg einen großen Stellenwert hat, dem Rotstift geopfert werden müsste. Ich hoffe, dass noch Gespräche möglich sind, in denen sowohl eventuelle Ressourcen angesprochen werden, als auch Argumente auf den Tisch kommen, die die Bedeutung dieser Kirchenmusik im Gesamt der musikalischen Ausbildung Würzburgs betrachten.“

    Ein großer kultureller Schaden für die Stadt
    Auch der angedachte Wegfall der praktischen Instrumentalausbildung in der Abteilung Alte Musik – die dafür in Nürnberg ausgebaut werden soll – wäre fatal für Würzburg. Hier sieht beispielsweise Matthias Beckert große Probleme auf sich zukommen; er ist Dozent an der Hochschule, Leiter des Ökumenischen Hochschulchores und als solcher einer der ersten und inzwischen etabliertesten Verfechter der alten Aufführungspraxis in Würzburg: „Wir haben in den letzten Jahren häufig mit Instrumentalisten der Abteilung für Alte Musik zusammengearbeitet. Würde die hier geschlossen, sind Aufführungen mit professionellen Musikern auf Originalinstrumenten kaum mehr realisierbar – ein großer kultureller Schaden für die Stadt.“ Dazu sieht Matthias Beckert durch eine Reduzierung der praktischen Ausbildung auch die Zukunft der Studierenden gefährdet: „Das Spiel auf historischen Instrumenten sollte jedem Instrumentalisten, besonders Streichern, in der Ausbildung ermöglicht werden.“ Würde irgendwo eine Alte-Musik-Hochburg kreiert werden, dann ginge das auf Kosten derjenigen, die an anderen Hochschulen studieren, meint der Leiter des Ökumenischen Hochschulchores. „Diese Musiker werden später bei ihren Bewerbungen einen großen Nachteil haben – das ist geradezu grob fahrlässig!“
    Von ministerieller Seite mag man sich zu den Plänen derzeit nicht äußern; man sei im Gespräch mit den betroffenen Universitäten, heißt es auf Anfrage des Sonntagsblatts aus dem Bayerischen Staatsministerium für Kunst.