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    Das Eucharistiner-Kloster in Retzstadt

    Nach vielen Schwierigkeiten gründete Peter Julian Eymard 1856 in Paris die „Kongregation vom Heiligsten Sakrament“. Physisch erschöpft aber glücklich starb der Ordensgründer 1868; 1962 wurde Eymard heilig gesprochen. Seit 1986 leben auch vier Ordensmänner im unterfränkischen Retzstadt. Eine weiter Folge unserer Serie "Klöster im Bistum Würzburg".
    Christus ist verlassen“ – hat der französische Priester und Marist Peter Julian Eymard vor über 150 Jahren festgestellt und damit seinem Gefühl schmerzlicher Betroffenheit darüber Ausdruck verliehen, wie gleichgültig die Christen seiner Zeit der großen Liebe Gottes in der Eucharistie gegenüberstanden. Deshalb gründete er 1856 die Kongregation der Eucharistiner, die es sich zur Aufgabe machte, die zentrale Bedeutung der Eucharistie für das christliche Leben hervorzuheben.

    1811 im französischen La Mure d’Isère geboren, war Peter Julian Eymard von Kindheit an von einer tiefen Liebe zur Eucharistie geprägt. Nachdem er 1834 in Grenoble zum Priester geweiht worden war, begegnete er in seinem priesterlichen Wirken immer wieder Menschen, die sich von der Kirche entfremdet hatten und denen er die Eucharistie als Kraftquelle nahe bringen wollte. Da Eymard zugleich ein wachsendes Verlangen verspürte, Ordenspriester zu werden, trat er 1839 bei den Maristen ein. Doch bald wurde dem Ordensmann klar, dass er sein Herzensanliegen hier nicht umsetzen konnte und eine eigene Kongregation ins Leben rufen musste, welche die Eucharistie in die Mitte ihres Lebens und Wirkens stellte. Nach vielen Schwierigkeiten gründete er 1856 in Paris die „Kongregation vom Heiligsten Sakrament“. 1864 entstand auch ein weiblicher Zweig. Physisch erschöpft aber glücklich starb der Ordensgründer 1868; 1962 wurde Eymard heilig gesprochen.

    Weltweit 1000 Eucharistiner
    Von den derzeit etwa 1000 Ordensangehörigen weltweit leben auch vier im unterfränkischen Retzstadt. Das Kloster, das zur deutsch-niederländischen Provinz gehört und eine von drei deutschen Niederlassungen ist, sollte ursprünglich Stützpunkt im süddeutschen Raum und Ausbildungshaus werden. Da in der Universitätsstadt Würzburg jedoch kein geeignetes Haus zu finden war, bezogen die Ordensmänner 1986 das leerstehende Pfarrhaus und verpflichteten sich, zunächst fünf Jahre zu bleiben. Aus den fünf Jahren sind mittlerweile knappe 20 geworden, 1991 erbauten sich die Eucharistiner ein einladendes Kloster unterhalb der Kirche. Auch wenn das Ausbildungshaus aus Nachwuchsgründen scheiterte, sind nicht nur die Retzstadter ihren Eucharistinern zutiefst dankbar – geben sie doch belebende Impulse für die Liturgie, aber auch für den konkreten Lebensalltag.


    Öffnung gegenüber der Welt
    Die Verehrung der Eucharistie war nämlich schon für Pater Eymard alles andere als eine bloße Frömmigkeitsübung. Bereits der Ordensgründer sah die ungeheuren sozialen Auswirkungen, die dieses Sakrament in sich birgt. Auch für die Ordensmänner von heute hat die Öffnung gegenüber der Welt oberste Priorität: Erste notwendige Fortsetzung und Außenwirkung der Eucharistiefeier ist für die Eucharistiner die Anbetung: „Sie ist gleichsam die Verlängerung der Eucharistie; erst hier kann das im Mahl Gefeierte wirklich in uns eindringen“, erläutert Kloster-Oberer Siegfried Neubrand. Denn entgegen landläufiger Meinung sei die Anbetung „nicht etwas, was wir Jesus geben, sondern wir lassen uns von ihm prägen: Wir können werden wie Jesus, und der ist total sozial”, präzisiert Pater Fritz Schaub. Die Wandlung während der Eucharistiefeier ist so nicht nur die Wandlung von Brot in den Leib Christi, sondern auch eine Wandlung des Mitfeiernden.
    Den Menschen dies begreifbar zu machen, darin sehen die Eucharistiner ihre Aufgabe in der heutigen Zeit: Auch die vier Retzstadter setzen sich auf verschiedenen Wegen dafür ein, dass die Eucharistie wieder Mitte und Höhepunkt im christlichen Lebensalltag ist.
    Der Schwerpunkt von Pater Siegfried ist die Seelsorge in Retzstadt und gelegentliche Mithilfe im Pfarrverband. „In unserer Kapelle bieten wir gemeinsame Gebetszeiten und Anbetungen an“, erzählt der sympathische 70-Jährige. Das Gottesdienst-Angebot ist mit einer Messe täglich nicht nur umfangreich, sondern Dank der anspruchsvollen Predigten auch von hoher Qualität, so dass auch die Werktags-Messen stets gut besucht sind. Darüber hinaus bietet Pater Siegfried gemeinsam mit fünf Frauen aus dem Ort jeweils zur Fasten- und Adventszeit ein fünfteiliges Eucharistie-Seminar an, das „die Menschen einladen will, an unserer Spiritualität teilzunehmen“.

    Enger Kontakt mit Laien
    Überhaupt liegt der enge Kontakt mit Laien Pater Siegfried wie auch seinen Mitbrüdern sehr am Herzen: Nicht nur, um ihnen etwas vom Geheimnis der Eucharistie zu vermitteln, sondern auch, weil die Patres sich selbst ebenso bereichert fühlen: „Die gemeinsame Arbeit ist ein Austausch, eine Symbiose, die auch uns zutiefst prägt“, ist Pater Siegfried überzeugt. Nicht zuletzt deshalb ist es für die Eucharistiner selbstverständlich, dass Kapelle und Kloster Gästen immer offen stehen. Ebenfalls auf dem Gebiet der Pfarrseelsorge arbeitet Pater Otto Wagner, der zu Aushilfen in Dekanat und Pfarrverband unterwegs ist und die Retzstadter Erstkommunikanten begleitet. Kloster-Senior Pater Alfons Berkmüller, der lange Jahre als Krankenhausseelsorger tätig war und ein über die Bistumsgrenzen hinaus bekannter Spezialist für die Medizin von Hildegard von Bingen ist, ist mittlerweile im Ruhestand.
    Pater Fritz Schaub dagegen arbeitet bis heute voller Elan mit der und für die Jugend. Der umtriebige 65-Jährige ist geistlicher Beirat des DJK-Diözesanverbandes, engagiert sich beim EuroCamp, organisiert Religiöse Bergfreizeiten und Sport-Exerzitien. Durch diese „Erlebnispädagogik mit religiösem Hintergrund“, bei der Höhlenklettern ebenso auf dem Programm steht wie Messen und Meditationen, will Pater Fritz jungen Menschen helfen, ihren Platz in Kirche und Welt zu finden und Weg-Erfahrungen bewusst machen und reflektieren. „Was die Leute hier mitnehmen, ist oft prägend“, weiß der Ordensmann. Vermutlich aus diesem Grund wird er immer wieder zu Trauungen und Taufen gebeten. „Denn oft sind wir Ordensleute die einzigen Priester, die junge Leute noch kennen“, weiß er aus Erfahrung und ist sich dabei der großen Chance, jungen Menschen einen Zugang zum Glauben zu eröffnen, bewusst.