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Lernen Sie das Sonntagsblatt kennen – kostenlos und unverbindlich

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      Besuch im St. Josefs-Stift Eisingen anlässlich der "Woche für das Leben"

      Das eigene Können erleben

      Was Menschen mit Behinderungen bewegt, sollte die ganze Gesellschaft bewegen. Daher stellen die christlichen Kirchen 2024 Menschen mit Behinderungen ins Zentrum ihrer „Woche für das Leben“. Das Sonntagsblatt hat zwei dieser Menschen in ihrer Wohngruppe besucht.

      Kilian K. steht nicht alleine in der Welt. Er hat Freunde gefunden in seiner Wohngruppe und an seinem Arbeitsplatz. Außerdem sind seine Eltern für ihn da. So erzählt es der 28-Jährige beim Treffen mit dem Sonntagsblatt. Seit zwei Jahren lebt er im St. Josefs-Stift in Eisingen (Landkreis Würzburg) in einer Wohngruppe für Menschen mit Beeinträchtigungen.

      Das Landleben hat Vorzüge

      Kilian K. gehört zu den Bewohnern des St. Josefs-Stifts, die vergleichsweise selbstständig sind und in einer der Werkstätten arbeiten. In der Schreinerei erledigt er Verpackungsarbeiten. Auch wenn er nach eigener Aussage manchmal am Morgen verschläft. Aber er findet: „Mir geht’s ganz gut, hier lebt man auf dem Land. In der Stadt ist es so laut, da fahren viele Autos, Menschen sind gestresst.“

      Silvio D. ist sieben Jahre jünger als sein Mitbewohner, aber bereits seit drei Jahren im Stift. Das flüssige Sprechen fällt ihm leichter als Kilian K. Doch das Lesen und Schreiben bereiten ihm Probleme, wie er selbst sagt. Im linken Ohr trägt Silvio D. zwei Piercings. Die habe er sich in Würzburg stechen lassen. Ein Geburtstagsgeschenk seiner Mitbewohner. Tagsüber ist er in der Wäscherei beschäftigt.

      Insgesamt zwölf Bewohner leben in der Wohngruppe. Sie haben ihre eigenen Zimmer und einen Gemeinschaftsraum mit Küche, Tischen, Bänken, einem Sofa und einem großen Fernseher an der Wand. Bei einem so engen Zusammenleben könne es Zankereien bis hin zu Raufereien geben, verraten die beiden. Silvio D. hat deswegen schon einmal die Gruppe gewechselt.

      Damit das Zusammenleben in der Gruppe möglichst reibungsfrei bleibt, haben alle ihre Aufgaben. Nicht nur an ihren Arbeitsplätzen in den Werkstätten. „Ich habe auch meine Pflichten hier. Ich wische die Tische, mache die Gartenarbeit und räume die Spülmaschine aus“, erzählt Kilian K.

      Gleich hinter dem Haus befindet sich ein Gartengrundstück, wo Blumen und Salat gegossen werden müssen. Silvio D. ist fürs Rasenmähen zuständig. Außerdem müssen Hühner versorgt werden, die draußen ihr Gehege haben. Ihre Eier verkauft die Wohngruppe an andere Stiftsbewohner.

      Tage mit Struktur

      Die Tage im St. Josefs-Stift sind strukturiert. Um 7 Uhr gibt es Frühstück, der Arbeitsbetrieb in den Werkstätten läuft von 8 bis 16.30 Uhr. Manche Menschen kommen ausschließlich zum Arbeiten auf das Stiftsgelände. Silvio D. und Kilian K. verbringen ihre Freizeit in ihrer Gruppe. Manchmal spielen sie mit ihren Mitbewohnern Halma, Kniffel oder Uno, manchmal schauen sie sich Fußball an oder einen Streamingdienst. Und in ihrer Gruppe kochen die Bewohner selbst. Lasagne zum Beispiel, das Lieblingsgericht von Silvio D. Unterstützung erhalten sie von ihren Betreuungskräften. Etwa von Sabine und Eva, die den Bewohnern auch bei Urlaubsreisen zur Seite stehen. In diesem Jahr steht eine Flugreise nach Bulgarien an.

      Ökumenische Aktionswoche

      Jedes Jahr veranstalten die evangelische und die katholische Kirche die „Woche für das Leben“. 2024 ist die Aktion der „Generation Z“ gewidmet – jungen Menschen mit Behinderung. Vom 13. bis 20. April werden bundesweit Veranstaltungen ihre Lebenswirklichkeiten aufgreifen (siehe auch Seiten 10 bis 15). Silvio D. und Kilian K. gehören zu dieser Generation Z. Beide sind froh, in Eisingen ihr soziales Netzwerk zu haben. Seine beste Freundin arbeite hier in der Werkstatt, wohne aber außerhalb, sagt Silvio D. Außerdem sorgt sich eine gesetzliche Betreuerin um sein Wohl. Bei Kilian K. sind die leiblichen Eltern gesetzliche Betreuer. Insgesamt habe er eine große Familie, erzählt er. Mehrere Hochzeitsfeiern seien für dieses Jahr geplant, deswegen habe er nicht einmal Zeit für eine Urlaubsreise.

      Silvio D. und Kilian K. gestalten ihr Leben selbstständig. Alleine einkaufen, Essen zubereiten, die Waschmaschine bedienen – daran sind die beiden gewöhnt. Bei ihm laufe gerade alles gut, sagt Silvio D. Aber ein Traum begleitet ihn trotzdem: „Mein größter Wunsch ist es, alleine zu wohnen. Da arbeite ich mich jetzt so langsam hin.“

      Ulrich Bausewein