Das alles gehört wohl zum Pflichtprogramm, das ihm mit der durch das Papstamt übertragen Chef-Funktion im weltweiten „Unternehmen” Kirche mehr oder weniger automatisch auferlegt ist. Sein persönliches Pflichtprogramm aber sieht Franziskus weniger in der Sorge um das eigene Haus, als vielmehr in der Sorge für das gemeinsame Haus aller Menschen, wie er es 2015 in seiner Enzyklika „Laudato si” formuliert hat. Dabei geht es ihm um ein Zusammenleben aller Menschen in Frieden, Gerechtigkeit und Ehrfurcht gegenüber der Schöpfung – Aspekte, die für ihn untrennbar
zusammengehören.
Immer wieder greift er dieses Thema auf, jüngst anlässlich des Frühjahrstreffens von Weltbank und Internationalem Währungsfond (IWF). In seiner Botschaft an Weltbank und IWF hat er den Vorschlag gemacht, die „ökologischen Schulden” der Industriestaaten aufzulisten und durch die „Kostenübernahme für nachhaltige Entwicklung im globalen Süden” zu begleichen. Wenn die Welt besser, menschlicher und solidarischer aus der Krise herauskommen wolle, sagte er im Blick auf die Pandemie, brauche es neue und kreative Formen der gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Teilhabe, bei denen auch die Armen eine Stimme haben müssten, sowie einen globalen Wiederaufbauplan.
Dem gemeinsamen Haus gilt sein Herzblut, ihm sieht er auch das eigene Haus, die Kirche, verpflichtet. Umso mehr muss es ihn schmerzen, dass es so schwierig ist, manchmal gar unmöglich scheint, das eigene Haus in eine Verfassung zu bringen, dass es dieser Vision dienen, ja sie vorleben kann.
Wolfgang Bullin