Am 8. Mai jährt sich mit der Unterzeichnung der Kapitulationserklärung vor 75 Jahren das Ende des Zweiten Weltkrieges. 65 Millionen Menschen verlieren in diesem widersinnigen Krieg ihr Leben – gefallen an der Front, ermordet in Konzentrationslagern, umgekommen vor Hunger, Kälte und Gewalt sowie auf der Flucht.
Jene nicht zu vergessen, die durch Angriffe ihr Leben ließen. Ob durch direkte Einwirkung von Bomben und Granaten, oder qualvoll erstickt an vermeintlich sicheren Orten wie Bunkern und Kellern. So geschehen auch in Würzburg. Zirka 4500 Würzburger wurden hier am 16. März 1945 beim Angriff der Royal Airforce getötet. Rund 90 Prozent der bis dahin völlig intakten historischen Innenstadt brennt. Zurück bleiben gespenstische steinerne Hüllen ausgeglühter Häuser.
Drei Wochen später erlebt Gemünden, stromabwärts gelegen, ein ähnliches Schicksal. Beide Städte gehören zu jenen Gemeinwesen, die kurz vor Beendigung des Zweiten Weltkrieges noch Bomben zum Opfer fielen. Beide Städte haben ihr historisches Gesicht von damals nicht wiedergewonnen, auch wenn man es nicht gleich merkt.
Ihr Wiederaufbau ist keine 1:1 Rekonstruktion des Alten, sondern geprägt von Funktionalität, Vereinfachung und der Notwendigkeit, Wohnraum zu schaffen. Was war oder ist mit jenen Menschen, die die Angriffe überlebten? Schreckensbilder von Feuer, Schreienden und Sterbenden, haben sich tief in ihr Gedächtnis gegraben.
„Es ist wichtig, die Erinnerung wach zu halten”, hört man immer wieder sagen. Als Betroffener jedoch würde man gewisse Dinge gerne für immer vergessen wollen. Doch diese Erinnerungen lassen sich nicht einfach so wegwischen. Sie schmerzen bis zum Tod. Was also tun, wenn die letzten Überlebenden des Krieges eines Tages nicht mehr unter uns sind? Wer soll uns dann noch wachrütteln und uns daran erinnern, wie gut es uns doch im Grunde geht? Wir sollten Dankbarkeit zeigen und jenen zur Seite stehen, die es nötig haben.
Matthias Risser