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Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Chance für ein menschliches Weltbild?

    Im fernen Taiwan hat der Chef des Elekronikkonzerns BenQ nach einer einjährigen Schamfrist der von Siemens zum Nulltarif übernommenen Handysparte den Geldhahn zugedreht. Büßen für das Verramschen, das leider inzwischen für Manager von so genannten Globalplayern zum guten Ton gehört, müssen Menschen, die sich mit Recht für ihre Leistung und Loyalität bestraft fühlen.
    Nicht das erste Mal herrscht große Aufregung am kränkelnden Wirtschaftsstandort Deutschland. Jetzt hat es Siemens erwischt. Kein deutsches Unternehmen beschäftigt weltweit mehr Arbeitnehmer, keines ist in mehr Ländern der Erde aktiv als dieser Branchenriese. Im fernen Taiwan hat der Chef des Elekronikkonzerns BenQ nach einer einjährigen Schamfrist der von Siemens zum Nulltarif übernommenen Handysparte den Geldhahn zugedreht. Der schon damals anrüchige Kuhhandel, der mit viel Heuchelei und hohem Draufgeld über die Bühne gegangen war, hatte sich für ihn nicht gelohnt. Büßen für das Verramschen, das leider inzwischen für Manager von so genannten Globalplayern zum guten Ton gehört, müssen Menschen, die sich mit Recht für ihre Leistung und Loyalität bestraft fühlen.
    Das Siemensdebakel zeigt, wie weit sich das viel gepriesene System des freien Marktes mit seinen eigenen Gesetzen von der Grundlage menschlichen Zusammenlebens, nämlich sozialer Verantwortung, abgekoppelt hat. Gesellschaftlicher und technischer Wandel haben diese Entwicklung gefördert. Selbst Aufklärung durch die Medien über die Folgen wirtschaftlichen Handelns für die jeweils betroffenen Menschen sorgt nur vorübergehend für moralische Bauchschmerzen. Und die Politiker, die jetzt ganz populistisch die Moralkeule schwingen, haben vor der Macht des Marktes, den sie selbst von der Leine ließen, längst kapituliert. Für die Wirtschaft ist nicht Würde, sondern Marktwert eines Menschen bestimmend.
    Die Frage ist, wie lange wir uns ein solches System, dem jede Menschlichkeit fehlt, leisten können. Und doch lassen wir es gewähren, so lange wir nur in irgendeiner Weise selbst davon profitieren, und sei es als Schnäppchenjäger. Dabei spüren wir längst die Folgen, Armut und Arbeitslosigkeit, bis in die Familien hinein. Aber es regt sich inzwischen Widerstand, weil die Globalisierung der systemimmanenten Ungerechtigkeit und Entsolidarisierung immer mehr Menschen auch in Gesellschaften mit höherem Wohlstand erreicht hat. Chancen für ein menschliches, ein christliches Weltbild?