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Krokusse

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      Schülerfirma verwertet altes Brot und unterstützt damit die Würzburger Kindertafel

      Brot retten und Gutes damit tun

      Es knuspert laut, wenn man auf einen Brotcracker aus der braun-grünen Tüte beißt. Zwei junge Frauen in roten Schürzen, und mit Mundschutz und Handschuhen ausgestattet, füllen die Knabberei gerade ab. Brotcracker sind es, die die diesjährige Schülerfirma der Klara-Oppenheimer-Schule in Würzburg auf den Weg gebracht hat. Im Schwerpunkt Ernährungs- und Versorgungsmanagement absolvieren zwölf Studierende die Aufstiegsfortbildung zum Betriebswirt/zur Betriebswirtin für Ernäh­rungs- und Versorgungsmanagement. „Die haben ordentlich Biss.“ Die zwei lächeln, als sie weitere Tüten befüllen. Diese Cracker sind auf den Punkt – doch bis es soweit war, musste viel getüftelt und ausprobiert werden: Wie lange muss das Brot bei welcher Temperatur in den Ofen? Das Team hat einige Versuche im Unterricht gebraucht, die Cracker genauso hinzubekommen, wie sie sein sollten und jetzt auch sind.

      In jedem Schuljahr entwickelt eine Schülerfirma – in diesem Jahr mit dem Namen „cycle of bread“ (engl. Kreislauf des Brotes) – im Unterrichtsfach „Existenzgründung“ ein Produkt und versucht sich an dessen Vermarktung. Die Absolventen werden in den Bereichen Geschäftsführung, Verwaltung, Finanzen und Marketing geschult – und natürlich auch in der Produktion und sammeln auf diese Weise zahlreiche praktische Erfahrungen. Lediglich zwei Wo­chenstunden gibt es in diesem Unterrichtsfach.

      Als das Ganze jedoch im vergangenen Herbst für den aktuellen Jahrgang Fahrt auf genommen hat, wurde aufgestockt, erzählt Beate Neuhaus-Krevert, die betreuende Lehrerin: „Das waren ganz schnell zehn Stunden pro Woche extra, vor allem vor Weihnachten, da wussten sie vor Arbeit nicht, wohin. Das war echte Knochenarbeit. Aber die Mitarbeit hier wird honoriert, sie fließt in die mündliche Note mit ein.“ Unterstützt und gefördert wird die Schülerfirma von JUNIOR, einem Schülerprogramm des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln.

      Den Krieg im Blick

      Auf die Idee, vegane Brotcracker zu produzieren, kamen die Studierenden mit Blick auf den Krieg in der Ukraine. Jährlich landen in Deutschland 500.000 Tonnen Brot im Müll. „Unverantwortlich“ – so war die einhellige Meinung in der Klasse, auch gerade vor dem Hintergrund der Getreideknappheit weltweit. Schülerin Laura erinnert sich: „Ein Krieg in der Kornkammer Europas – da kann es nicht sein, dass hier bei uns täglich Tonnen von Brot im Müll landen. Dagegen wollten wir etwas tun.“

      Sie sahen einen Ansatz darin, Brot, das der Bäcker am Abend nicht mehr verkaufen kann, zu retten und daraus Cracker zu produzieren. Es ging zunächst darum, Kooperationspartner zu finden. Dafür nutzten sie ihr privates und schulisches Netzwerk. Welcher Bäcker gibt sein nicht verkauftes Brot günstig ab? Welcher Graphiker hilft bei der Gestaltung von Werbematerialien, Rollups und der nachhaltigen Verpackung? Schülerin Laura fragte kurzerhand Bäckermeister Hans Gebert in Gnodstadt, den sie von einem Praktikum her kannte.

      Die perfekte Mischung

      „Er war bereit, uns Brot zu verkaufen. Kein Weißbrot, das verarbeitet er selbst, aber alles andere.“ Für Gebert war schnell klar, dass er dieses Projekt unterstützt. Vor Weihnachten benötigte die Schülerfirma sogar so viel Brot, dass er Schwierigkeiten bekam, sie zu beliefern. „Ich finde es hervorragend, was die jungen Leute da tun. So etwas muss man unterstützen.“ Bisher waren es rund 75 Kilogramm Brot, die verarbeitet wurden.

      Doch zuvor galt es, die perfekte Mischung hinzubekommen: Öl und Kräuter wollten sie den Crackern zuführen, doch: wieviel, welche Sorte schmeckt gut, was passt für wen? Inzwischen können sie sogar kleine Verkostungspakete schnüren – in Zusammenarbeit mit der Berliner Startup-Firma Rettergut. Auch dort werden Lebensmittel, die keine Verwendung mehr finden, gerettet und verwertet. „Deren Aufstriche sind eine tolle Ergänzung zu unseren Crackern“, sagt Schülerin Lena, die für die Geschäftsführung zuständig ist.

      Mit den Einnahmen aus dem Verkauf der Brotcracker finanzieren die Studierenden den Geschäftsbetrieb vom Broteinkauf bis zur Grafikerin. Alles, was übrig bleibt, soll der Würzburger Kindertafel zugute kommen. Dort schließe sich der Kreis, sagt Beate Neuhaus-Krevert, „bedenkt man, dass auch dort aus geretteten Lebensmitteln täglich gesunde Pausenverpflegungen für bedürftige Kinder zusammengestellt werden.“ Die Cracker werden an der Klara-Oppenheimer-Schule verkauft, aber auch bei Kommissionspartnern.

      Viele gute Ideen

      Bereits frühere Schülerjahrgänge hatten mit ihren Schülerfirmen großartige Ideen entwickelt und waren mit ihren Produkten erfolgreich gewesen: Cookies, Handreinigungsgel, Hanfschokolade, ein Buch in Zusammenarbeit mit Geflüchteten, Kaffeesatz-Seife ... Viele Produkte wurden dort bereits auf den Weg gebracht – doch mit den Brotcrackern sieht Beate Neuhaus-Krevert echte Chancen, sich auf dem Markt zu etablieren.

      Eine Zielgruppe für die hochpreisigen Cracker gibt es nach ihrer Einschätzung. „Das Produkt hat alles, um einen spezifischen Kundenkreis anzusprechen: Es ist nachhaltig produziert, es ist vegan, regional und unterstützt noch obendrein ein weiteres gutes Projekt. Es ist gut durchkalkuliert und – es schmeckt total gut.“ Genug gute Gründe trotz eines Kaufpreises von 4,95 Euro pro Tüte mit hundert Gramm Inhalt. Da sind sich Lehrerin und Schüler einig und fest entschlossen, am Landeswettbewerb der Schülerfirmen in Bayern teilzunehmen. „Vielleicht schaffen wir es sogar zum Bundeswettbewerb, das wäre toll.“ Dieser Rückenwind würde den Studierenden Mut machen, die Firma eventuell sogar fortzuführen.

      Judith Bornemann

      Informationen und Bezugsquellen

      Kontakt zur Schülerfirma und Produktinfos unter:
      www.bread.klaragruendet.de
      www.junior-programme.de/angebote/in-den-bundeslaendern/bayern/junior-unternehmen-in-bayern

      Kontakt zur Fachakademie:
      Klara-Oppenheimer-Schule, Fachakedemie für Ernährungs- und Versorgungsmanagement, Königsberger Str. 46, 97072 Würzburg

      Sonstige Bezugsquellen:
      – Café Martinelli, Semmelstraße und Domstraße, Würzburg
      – Kaffeerösterei, Spiegelstraße, Würzburg
      – Naturkaufhaus Body and Nature, Rückermainstraße, Würzburg
      – Eiscafé Casa, Hofstraße, Würzburg
      – Kupsch Markt, Domstraße, Würzburg