Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Krokusse

Ihr katholisches Magazin – ab Ostern 2024

Lernen Sie das Sonntagsblatt kennen – kostenlos und unverbindlich

    Lernen Sie das Sonntagsblatt kennen – kostenlos und unverbindlich

      Mehr

      Blau ist das Göttliche, rot die Begeisterung

      Von der deutschen Renaissance bis zum Surrealismus des 20. Jahrhunderts reicht die Vielfalt der Bibelillustrationen, die derzeit im Deutschordensmuseum Bad Mergentheim zu sehen sind. Der Großteil der Werke stammt aus den Beständen des in Nürnberg geborenen und in Rumänien lebenden Kunstsammlers Thomas Emmerling. Bibelausgaben aus den museumseigenen Beständen ergänzen die Ausstellung.
      „Ich entdecke täglich ein neues Lieblingsbild“, bekennt Museumsdirektorin Maike Trentin-Mayer vergnügt. Heute ist es eine der „Törichten Jungfrauen“ des Renaissancekünstlers Martin Schongauer (um 1450–1491). Die Kupferstiche, die in Bad Mergentheim gezeigt werden, blieben der Nachwelt erhalten, weil sie im 19. Jahrhundert der französische Kupferstecher Charles Amand-Durand mittels  „Heliogravüre“, eines fotografischen Druckverfahrens, millimetergenau rekonstruiert hatte.   Meisterlich in ihrer Ausdruckskraft sind auch Schongauers andere Werke, beispielsweise die Darstellung der Flucht nach Ägypten. Wie Kunsthistorikerin Trentin-Mayer erläutert, hatten Schongauers Stiche großen Einfluss auf Albrecht Dürer. „Die Detailfreude ist faszinierend“, findet sie. Eidechsen kriechen einen Baumstamm empor, der Esel beugt sich hungrig zu einer Distel, und Engel biegen den Wipfel einer Dattelpalme herunter, damit Josef an die Früchte kommt.  

      Perfekte Illusion

      Mit der theatralischen Geste und Dramatik des 19. Jahrhunderts illustrierte Gustave Doré (1832–1883) die Bibel „Als ich seine Holzstiche für die Ausstellung angeboten bekam, hatte ich zunächst Angst, sie seien zu kitschig“, gibt Maike Trentin-Mayer zu. Sehr bald habe sie jedoch die künstlerische Qualität des populären französischen Künstlers erkannt. Die im Jahr 1866 erschienene erste Auflage von Dorés Bibelillustrationen war in wenigen Tagen ausverkauft. Die Werke des Künstlers wurden international in Bibeln aller Konfessionen und in Religionsbüchern reproduziert und schmückten sogar eine deutsche Prachtausgabe der Thora.    Dorés Markenzeichen ist seine extrem feine Linienführung. Der sogenannte „Tonstich“ schafft die Illusion perfekter Übergänge von Hell zu Dunkel, die beinahe wie Aquarelle wirken. Allerdings hat der Künstler die zeitraubende Arbeit der Druckplattenherstellung nicht allein durchgeführt, sondern an Mitarbeiter seiner Werkstatt delegiert, deren Signaturen sogar die Drucke zieren.    Kraftvoll und direkt legen die Lithographien des deutschen Expressionisten Otto Dix (1891–1969) das Evangelium aus. Aus dem ersten Weltkrieg war der Maler als bekennender Atheist zurückgekehrt. An einen Gott, der Gefolgschaft einfordert, habe der Künstler nach seinen traumatischen Kriegserlebnissen nicht mehr glauben können, erläutert die Museumsdirektorin. Dennoch ließen die biblischen Geschichten ihn nicht los. Die in Bad Mergentheim ausgestellten 31 Steindrucke zum Matthäus-Evangelium in der Übersetzung von Martin Luther wurden im Jahr 1960 vom Käthe Vogt Verlag in Berlin herausgegeben.   Dix’ Jesus wirkt auf manchen Darstellungen vollkommen zeitlos. Auf anderen Blättern holt der Künstler das biblische Geschehen in seine eigene Gegenwart. Die „Verspottung“ zeigt Jesus als Schmerzensmann mit Dornenkrone, in Konfrontation mit einer Hitler-Figur und einer Frauengestalt, die an die gesellschaftskritischen Werke des Malers aus den 1920er Jahren erinnert.  

      Das Verbotene darstellen

      Der jüdische Maler Mark Chagall (1887–1985) hat sein ganzes Leben lang biblische Figuren und Geschehnisse interpretiert und damit immer wieder eine Brücke zwischen seiner Religion und dem Christentum geschlagen. „Im Judentum, wie auch zeitweise in christlichen Strömungen, war die Darstellung Gottes verboten. Chagall jedoch hat das Göttliche immer wieder dargestellt, oft sehr konkret“, erklärt Maike Trentin-Mayer. Auch die starken Farben seiner Werke seien ein Schlüssel zu metaphysischen Zusammenhängen.   Dies zeigt sich auch bei den 1956 und 1960 in der Kunstzeitschrift „Verve“ veröffentlichten Lithographien. „Blau steht bei Chagall für das Göttliche und Mystische“, sagt Trentin-Mayer, „und Rot für die Begeisterung.“ Auf einem Bildnis des Mose strahlt das Gesicht des Propheten flammend rot, nachdem er von Gott die von blauen Zeichen bedeckten Gesetzestafeln empfangen hat.
      Dass auch der spanische Surrealist und Exzentriker Salvador Dalí (1904–1989) die Bibel illustriert hat, mag überraschen. Die Erstausgabe der Dalí-Bibel erschien 1967 bis 1969 bei Rizzoli in Mailand. „Dalí war ein tiefgläubiger Mensch“, betont Maike Trentin-Mayer. Seine Bibelillustrationen, bei denen sein breit gefächertes maltechnisches Können sichtbar wird, seien rätselhaft und mystisch. Besonders beeindruckt ist die Museumsdirektorin von einer Darstellung des Abendmahls, bei der Jesus hinter einer Abbildung von Brot und Wein zurücktritt, die an eine Monstranz oder aber an eine urknallartige Explosion erinnert. „Jesu Gestalt ist kaum zu erkennen. Er ist im Sakrament verwirklicht. – Was für eine eindringliche Darstellung der biblischen Botschaft!“ Auch dies, erklärt sie, sei eines ihrer Lieblingsbilder. Karen A. Braun

      Informationen

      „Botschaft im Bild – Bibelillustrationen aus sechs Jahrhunderten“, Deutschordensmuseum. Geöffnet bis 8. Januar 2017 von Dienstag bis Samstag 14 bis 17 Uhr, Sonntag 10.30 bis 17 Uhr. Am 24./25. und 31. Dezember geschlossen. Das Museum ist barrierefrei. Eintritt 6,50 Euro, ermäßigt 5 Euro, Kinder/Jugendliche (sechs bis 17 Jahre) 2,20 Euro. Kinder unter sechs Jahren frei. Informationen – auch zum Begleitprogramm unter „Kalender“ – im Internet unter „www.deutschordensmuseum.de“.