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    Gedanken zum Sonntagsevangelium von Graziella Augelli-Pöppel, Schonungen

    „Bist du noch zu retten?“

    Gedanken zum Sonntagsevangelium von Graziella Augelli-Pöppel, Schonungen
    Evangelium
    In jener Zeit kam Jesus nach Jericho und ging durch die Stadt. Dort wohnte ein Mann namens Zachäus; er war der oberste Zollpächter und war sehr reich. Er wollte gern sehen, wer dieser Jesus sei, doch die Menschenmenge versperrte ihm die Sicht; denn er war klein. Darum lief er voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um Jesus zu sehen, der dort vorbeikommen musste. Als Jesus an die Stelle kam, schaute er hinauf und sagte zu ihm: Zachäus, komm schnell herunter! Denn ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein. Da stieg er schnell herunter und nahm Jesus freudig bei sich auf. Als die Leute das sahen, empörten sie sich und sagten: Er ist bei einem Sünder eingekehrt. Zachäus aber wandte sich an den Herrn und sagte: Herr, die Hälfte meines Vermögens will ich den Armen geben, und wenn ich von jemand zu viel gefordert habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück. Da sagte Jesus zu ihm: Heute ist diesem Haus das Heil geschenkt worden, weil auch dieser Mann ein Sohn Abrahams ist. Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.
    Lukas 17,11–19
     
    Vielleicht haben auch Sie sich schon diese entrüstete Reaktion auf den Kopf zusagen lassen müssen: Wegen einer zu mutigen Entscheidung, wegen eines verblüffenden Verhaltens oder wegen eines gewagten Wortes. „Bist du noch zu retten?“ Mit anderen Worten meint das: Weißt du eigentlich, was du damit anrichten kannst?
    Mit dieser Schärfe musste sich auch Zachäus konfrontieren lassen. Zollpächter war er und deshalb verhasst bei Jung und Alt. Im Auftrag von Rom ließ er durch seine Mitarbeiter Steuern eintreiben, häufig wohl mehr, als er durfte. Ein Sünder war er deshalb in den Augen der Juden, ein für die Botschaft Jesu eher Verschlossener. So meinten sie.
    Dass Jesus nach Jericho kommt, diese Nachricht geht an Zachäus keineswegs vorbei, im Gegenteil: Er will, nein, er muss ihn sehen! War es Neugierde oder eine unterschwellige Sehnsucht nach mehr? Seine genauen Beweggründe bleiben im Dunkeln. Er setzt alles daran, einen guten Ausblick auf Jesus zu erhaschen. Ein Maulbeerbaum verhilft seiner kleinen Körpergröße zur luftigen Höhe.
    Lächerlich finden das die anderen: „Bist du noch zu retten?“ Ab da braucht Zachäus innere Stärke. Wie Nadelstiche schmerzen die Hänseleien. Und tatsächlich – er hat etwas „angerichtet“. Jesus bleibt gerade bei ihm stehen, schaut hinauf, spricht ihn an, lädt sich bei ihm ein.
    „Dass Sie gerade bei mir vorbeischauen?“ Öfters höre ich bei Hausbesuchen oder gerade im Krankenhaus dieses Erstaunen. Es ist mehr als eine Schmeichelei. Ihre Krankheit oder andere Umstände bringen ihnen viel Zeit zum Nachdenken und machen sie bisweilen sehr offen. In dieser Lage kann das unerwartete Gespräch durchaus „tiefer“ gehen. Der anfängliche „small talk“ wird zu einem persönlichen Gespräch: Vergangenes wird hinterfragt, vielleicht auch bedauert, neue Lebenswege werden unsicher angedacht.
    „Ich bin eigentlich ganz anders, aber ich komme so selten dazu.“ Vielleicht hat Zachäus so ähnlich Jesus von seinem inneren Zwiespalt erzählt. Und gespürt: Bei ihm darf er sich „gehen lassen“, bei ihm darf er sich öffnen – fernab vom Augenmerk der Öffentlichkeit.
    Es ist schon erstaunlich, was ein bisschen mehr an Achtung und Unvoreingenommenheit auslösen können. Es kann, wie bei Zachäus, die Sprengkraft haben, Typisches aufzubrechen. Es besitzt die Schubkraft, alte Lebensinhalte neu zu buchstabieren, vielleicht völlig anders.
    „Bist du noch zu retten?“ Zachäus war es. Und wir? Wer sich nicht in falscher Sicherheit wägt und offen ist für Wendungen in seinem Leben, wird es mit Sicherheit sein.
     
    Die Autorin arbeitet als Pastoralreferentin in den Pfarreien Schonungen, Forst, Hausen und Mainberg.