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    Gedanken zum Sonntagsevangelium von Stephan Tengler, Kreuzwertheim

    Biblische Bergvagabunden

    Gedanken zum Sonntagsevangelium von Stephan Tengler, Kreuzwertheim
    Evangelium
    In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Johannes und Jakobus beiseite und stieg mit ihnen auf einen Berg, um zu beten. Und während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes, und sein Gewand wurde leuchtend weiß. Und plötzlich redeten zwei Männer mit ihm. Es waren Mose und Elija, sie erschienen in strahlendem Licht und sprachen von seinem Ende, das sich in Jerusalem erfüllen sollte. Petrus und seine Begleiter aber waren eingeschlafen, wurden jedoch wach und sahen Jesus in strahlendem Licht und die zwei Männer, die bei ihm standen. Als die beiden sich von ihm trennen wollten, sagte Petrus zu Jesus: Meister, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. Er wusste aber nicht, was er sagte. Während er noch redete, kam eine Wolke und warf ihren Schatten auf sie. Sie gerieten in die Wolke hinein und bekamen Angst. Da rief eine Stimme aus der Wolke: Das ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören. Als aber die Stimme erklang, war Jesus wieder allein. Die Jünger schwiegen jedoch über das, was sie gesehen hatten, und erzählten in jenen Tagen niemand davon.
    Lukas 9,28b–36
     
    Wer kennt es nicht, das alte Volkslied von den „Bergvagabunden“? Sie erklimmen schwindelnde Höhen und in ihrem Herzen brennt eine Sehnsucht, die sie nimmer mehr in Ruhe lässt.
    Wenn ich mir die großen Gestalten der Bibel anschaue, dann merke ich, dass sie wohl auch so eine Art „Bergvagabunden“ sein müssen: denn schließlich finden die abenteuerlichsten Ereignisse der Heiligen Schrift auf einem Berg statt: Auf einem Berg im Land Morija soll Abraham seinen Sohn Isaak opfern (Gen 22), Mose empfängt auf dem Berg Sinai die Zehn Gebote (Ex 19); Elija siegt auf dem Karmel über die heidnischen Baalpropheten (1 Kön 18) und spürt Gott am Berg Horeb in einem Säuseln (1 Kön 19); bei seiner Versuchung wird Jesus auf einen Berg geführt (Lk 4) und auch das heutige Evangelium von der Verklärung Jesu ist auf einem Berg platziert. Der Berg ruft sozusagen.
    Biblisch betrachtet ist der Berg jener Ort, an dem sich Himmel und Erde berühren, wo Menschen eine tiefgreifende Gotteserfahrung erleben. So wird nun klar, was sich hinter der Sehnsucht unserer biblischen Bergvagabunden verbirgt: Es ist die Nähe Gottes, die sie auf den Berg treibt, die Erfahrung seiner Gegenwart, die sie nicht mehr in Ruhe lässt.
    So verwundert es nicht, dass auch Jesus mit drei seiner Jünger auf einen Berg steigt, um Gott im Gebet ganz nah zu sein. Was dann geschieht, erzählt uns Lukas sehr anschaulich, wie es auch sonst seinem Schreibstil entspricht: Jesu Aussehen wird verwandelt, sein Gewand leuchtet weiß, und auch Mose und Elija kommen in einem strahlenden Licht. Und – ähnlich wie bei der Szene auf dem Ölberg – verschlafen die Jünger das wichtigste. Sie werden vom hellen Licht geweckt, das Jesus umgibt – ein ganz ungewöhnliches, starkes, neues Licht, in dem sie Jesus auf einmal sehen können. Sie sind davon so bewegt, dass es ihnen sogar die Sprache verschlägt.
    Was die Jünger auf dem Berg erlebt haben, war für sie sicherlich ein Höhepunkt, ein Highlight ihres Glaubensweges. Nicht umsonst bedeutet der englische Ausdruck „Highlight“ so viel wie „starkes Licht“. Den Jüngern wurde so ein Highlight zuteil: ein ganz inniger Moment, der sie tief berührte und der kaum zu beschreiben war.
    Aber nicht nur bei den Jüngern, auch in meinem Glaubensleben gibt es gewisse Highlights: wenn mir auf einmal etwas aufgeht, was ich vorher noch nie so betrachtet habe; wenn es mir passiert, dass ich so manche Dinge über Gott und die Welt in einem völlig anderen Licht sehen kann; wenn ich einen lichten Moment habe, wo ich es überhaupt nicht erwarte; wenn ich durch Begegnungen und Gesprächen mit Menschen ein Gespür für Gottes Nähe bekommen kann. Solch ganz persönliche Highlights des Glaubens müssen erst einmal verdaut werden und es braucht eine gewisse Zeit, bis ich darüber mit jemanden reden kann. Bestimmt hat es auch bei unseren biblischen Bergvagabunden lang gedauert, bis sie das, was sie da erlebt hatten, in Worte fassen konnten.
    Highlights des Glaubens sind außergewöhnliche Ereignisse und schnell wieder vorbei – aber zum Glück hinterlassen sie einen bleibenden Eindruck. Das Erlebte tragen wir in unserem Inneren weiter und können davon zehren, wenn unser Glaubensweg einmal Richtungen einschlägt, die wir nicht so recht zu deuten wissen. Dann kann es hilfreich sein, sich an die „Highlights“ zu erinnern. Möglicherweise gelingt es uns dann ja, die Dinge in einem neuen, verklärten Licht zu sehen.
     
    Der Autor ist Pastoralreferent in der Pfarrei Kreuzwertheim.