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    Betriebsseelsorge in der Diözese Würzburg

    Vor dem Werkstor der Firma Schaeffler in Eltmann hat er einen Gottesdienst gefeiert, als das Werk geschlossen werden sollte. Kerzen hatten sie mitgebracht, als Symbol, dass hier das Licht nicht ausgehen darf. Seite an Seite stand Peter Hartlaub dicht gedrängt mit den Mitarbeitern zusammen und nahm Anteil. An deren Sorgen, deren Zukunftsängsten, ihrer Wut und ihrer Enttäuschung. Das ist sein Beruf – und seine Berufung. Als Leiter der Betriebsseelsorge der Diözese hält er engen Kontakt zu den Betriebsräten großer und kleiner Firmen in der Region.
    In neun Dekanaten des Bistums ist Peter Hartlaub unterwegs, auf Stippvisite, nur punktuell, wie er sagt. Aber immer da, wenn er gebraucht wird. Er und seine drei Kollegen stellen sich in Firmen vor, knüpfen immer wieder neue Kontakte zu  unterschiedlichen Unternehmen – vom kleinen Zwei-Mann-Betrieb bis hin zu „ZF Sachs“ in Schweinfurt mit 7500 Beschäftigten. „Die Chance hineinzukommen, damit die Kollegen mich beschnuppern können, habe ich immer. Ich erkundige mich nach der Situation im Betrieb, nach den Arbeitsbedingungen und nach möglichen Bedrohungen. Ich versuche dann herauszubekommen, wie es den Männern und Frauen im Betriebsrat menschlich geht. Wie gehen sie mit den schwierigen Themen um, die sie zu bearbeiten haben?“, erklärt der Betriebsseelsorger, der seit zehn Jahren im Nordosten des Bistums unterwegs ist. Der Ständige Diakon ist daneben auch Diözesan-Präses der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB). „Der Betriebsrat – von den Kollegen gewählt – hängt oft zwischen den Mühlsteinen. Da ist der Kollege, der möchte, dass hundertprozentig in seinem Sinne entschieden wird; da ist die Geschäftsleitung, die allein die Wirtschaftlichkeit im Blick hat. Welche Kompromisse können da  geschlossen werden, mit denen alle leben können?“, erklärt Hartlaub die Zwickmühle, in der sich viele Betriebsräte befinden.  

    Kollegen stärken

    Seine Aufgabe sieht er vorrangig darin, die einzelnen Kollegen zu stärken. Nicht immer sei auch gewährleistet, dass sie die nötigen Informationen vorliegen haben, um eine Situation und eine Strategie beurteilen zu können. Hinzu kommt das Menschliche. „Betriebsräte sind die ersten Seelsorger im Betrieb. In harte Fakten können sie sich einarbeiten – aber bei Themen wie Sucht oder Mobbing sind andere Fähigkeiten erforderlich“, sagt Peter Hartlaub. Diese Last zu mildern, die Mitarbeiter im Ehrenamt zu stärken – dafür ist die Betriebsseelsorge da. „Die Kollegen, die diese Arbeit machen, haben ein Recht darauf, dass jemand fragt, wie es ihnen als Mensch geht in diesem Job.“ Durch seine lang­jährige Erfahrung und durch das Wissen darum, wie in anderen Firmen mit Problemen umgegangen wurde, kann Hartlaub beratend zur Seite stehen. Aber allein moralische Appelle zu senden, reiche nicht. „Das wissen die Betriebsräte auch. Man muss realistisch bleiben, genau hinschauen, welche Lösungen es gibt“. Seit rund dreißig Jahren gibt es die Betriebsseelsorge in der Diözese. Der Anfang sei schwer gewesen, weiß Hartlaub. „Am Anfang waren die Gewerkschaften skeptisch. Jetzt kommt einer von der Kirche. Wo steht der? An der Seite der Mächtigen oder auf unserer, der Seite der abhängig Beschäftigten?“ Darauf hat Hartlaub eine prompte Antwort parat. „Der Bischof will mich an der Seite der Beschäftigten. Wir machen  parteiische Seelsorge. Dazu stehe ich auch, wenn es hart auf hart kommt.“  

    Voneinander lernen

    Im Alltag versucht Hartlaub zuerst einmal, unproduktive Konfrontation unter den Interessensgruppen zu vermeiden und gemeinsame Lösungen zu finden. Darum führen die Betriebsseelsorger Betriebs- und Personalräte aus unterschiedlichen Branchen regelmäßig an einen Tisch. „Sie können voneinander lernen. Und um solidarisch miteinander zu sein, muss man sich kennen“, sagt Hartlaub. Vier bis fünf Mal im Jahr organisieren sie solche Treffen. „Da geht es um den Austausch über die Situation in den Betrieben, Themen wie Sucht, Mobbing – und immer um die Frage, wie ich als Betriebsrat mit diesen Fragen umgehen kann.“ Und Hartlaub geht auch den nächs­ten Schritt in den Betrieben – wenn die Mitarbeiter informiert werden, ist er meistens auch dabei – und scheut sich nicht davor, auf Betriebsversammlungen zu sprechen. „Da habe ich die Gelegenheit, auch Themen der katholischen Soziallehre an die Leute ranzutragen. Der Bedarf ist da, denn wie verhalte ich mich moralisch in der gegenwärtigen Wirtschaftslage?“, sagt Hartlaub. Er steht als Bundessprecher den Betriebsseelsorgern in Deutschland vor. Das jährliche Treffen ist ihm wichtig, der Austausch seiner Meinung nach unerläss­lich. „Wenn es mir mal dreckig geht, kann ich wen anrufen. Ich muss mit Frustrationen und Wut umgehen, spüre manchmal die Ohnmacht, nichts tun zu können. Aber da helfen mir meine Familie – und Holzhacken.“ Der Stand der Diözese auf der diesjährigen Mainfranken­messe steht unter dem Motto: „Damit ihr ein Segen seid“. Tagesthema am Samstag, 26. September: „Solidarisch mit Arbeitslosen“. Der Stand befindet sich in Halle 1 der Stadt Würzburg, Öffnungszeiten 10 bis 18 Uhr. Kinderbetreuung durch die Caritas täglich 10 bis 18 Uhr.  Weitere Hilfsangebote zum Tagesthema: JugendsozialarbeitKerstin Goldbach,Telefon: 0931/386-66731,E-Mail: „goldbachk@caritas- wuerzburg.de“. Don-Bosco-Berufsbildungswerk WürzburgJohannes Schelbert,Telefon: 0931/4192233,E-Mail: „schelbert@bbw-wuerzburg.de“.   Weitere Beiträge  zur Mainfrankenmesse können sie in der Ausgabe Nr. 38 vom 20. September 2009 nachlesen.