Zumindest fast. Einmal wollte ich nach Holland, hatte mir für Rotterdam schon Anschlussbusse herausgesucht und das Bahnticket bereits ausgedruckt. Am Vorabend der Abreise kam gegen 20 Uhr die Nachricht, dass die Bahngewerkschaft streikt. Mitten in der Urlaubszeit. Nichts ging mehr. Schließlich musste ich mit dem Auto fahren und hatte dann noch Probleme mit der Rückgabe des Tickets.
Trotzdem bin ich später wieder mit der Bahn auf Urlaub gefahren. Diesmal tatsächlich. Es ging nach Usedom. Bis Berlin lief alles bestens. Ab dann fuhr ein Bummelzug. Ich las ein Buch von Theodor Fontane und stellte fest, dass der vor über 100 Jahren mit der Bahn eine Stunde weniger gebraucht hat als ich heute. Der Zug war so überfüllt, dass ich zu meinem reservierten Platz nicht vordringen konnte, obwohl ich ihn bezahlt hatte. Denn: Die Bahngewerkschaft streikte gerade. Wie offenbar immer in der Urlaubszeit. Nur wenige Züge fuhren. Und die waren voll. Auf der Rückfahrt ging es besser. Zumindest bis Berlin. Von Berlin nach Würzburg brauchte ich dann sieben Stunden: Ein defekter Zug stand auf der Strecke und man kam nicht weiter. Völlig erschöpft erreichte ich mitten in der Nacht Würzburg.
Ein drittes Mal fuhr ich nach Oberbayern. Bis München ging es schnell. Dann fuhr wieder ein Bummelzug. Meinen Urlaubsort konnte ich leider abends nach 19 Uhr nicht mehr verlassen, da weder Bus noch Bahn mehr verkehrten. Im 21. Jahrhundert.
Ich fahre auch in anderen Ländern mit der Bahn. In der Urlaubszeit. Dort funktioniert das. Die Züge sind pünktlich und fahren häufig. Wir Deutschen glauben, ökologische Musterschüler zu sein – was für eine Selbst-Täuschung. Andere sind da besser. Mit der Bahn fahre ich in Deutschland jedenfalls nicht mehr in den Urlaub.
Jerzy Staus