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    Besinnung auf die christlichen Wurzeln

    Am Grab des italienischen EU-Gründervaters Alcide de Gasperi in einer römischen Kirche erinnerten katholische Kirchenführer daran, dass 1957 am Rande der Unterzeichnung der Römischen Verträge die Vertreter der damals sechs Vertragsstaaten einen Gottesdienst an gleicher Stelle gefeiert hätten. Damit seien die christlichen Wurzeln Europas sichtbar zum Ausdruck gekommen.
    Rom/Berlin. Benedikt XVI. sowie weitere führende Repräsentanten der Kirchen haben zum 50. Jahrestag der europäischen Einigung die Regierungen Europas zur Achtung der Werte und christlichen Wurzeln des Kontinents aufgerufen. Das Haus Europa lasse sich nur auf einem soliden historischen, kulturellen und moralischen Fundament mit gemeinsamen Werten aufbauen, sagte der Papst im Vatikan. Katholische Bischöfe und Laien überreichten am 24. März dem italienischen Ministerpräsidenten Romano Prodi eine „Botschaft von Rom“ mit der Forderung, der EU eine neue und umfassende Begründung zu geben.

    Am Grab des italienischen EU-Gründervaters Alcide de Gasperi in einer römischen Kirche erinnerten katholische Kirchenführer daran, dass 1957 am Rande der Unterzeichnung der Römischen Verträge die Vertreter der damals sechs Vertragsstaaten einen Gottesdienst an gleicher Stelle gefeiert hätten. Damit seien die christlichen Wurzeln Europas sichtbar zum Ausdruck gekommen.

    Botschaft von Rom
    Papst Benedikt XVI. sagte, ein Verzicht auf universale und absolute Werte wäre eine „einzigartige Form von Abtrünnigkeit“ gegenüber sich selbst und gegenüber Gott. Ausdrücklich rief er die Katholiken auf, von ihrem Recht auf Gewissensverweigerung Gebrauch zu machen, wenn fundamentale Rechte verletzt würden. Bei den existenziellen menschlichen Werten dürfe es keine Kompromisse geben, auch nicht unter dem Vorwand, pragmatische Lösungen zu suchen. Benedikt XVI. mahnte die Politik, die berechtigten Interessen der Armen und Ausgegrenzten nicht zu ignorieren und mehr Solidarität beim Umweltschutz und beim Zugang zu den Ressourcen zu zeigen.
    Prodi nahm unmittelbar vor seinem Abflug zum EU-Gipfel in Berlin eine Botschaft von katholischen Bischöfen und Laien zum EU-Jubiläum entgegen. Die mehr als 400 Delegierten von Bischofskonferenzen, Ordensgemeinschaften und katholischen Verbänden rufen die EU darin auf, eine internationale Zusammenarbeit zur Bekämpfung der Armut vor allem in Afrika zu entwickeln und gegen die Ausbeutung von Frauen und Kindern und für die Menschenrechte zu kämpfen. Die EU müsse sich dem Problem des Klimawandels stellen und eine Antwort auf die Globalisierung geben. An die EU-Staaten appellieren die Kirchenvertreter, das Leben von der Empfängnis bis zum Tod zu schützen und die Familie als Verbindung von Mann und Frau in der Ehe zu fördern.
    Prodi sagte, er teile die in der „Botschaft von Rom“ enthaltenen Werte. Diese seien „Teil des genetischen Codes der Europäer“. Er plädierte dafür, rasch die EU-Verfassungskrise zu lösen und die EU-Grundrechtecharta in Kraft zu setzen.

    Auch die Kirchen in Deutschland haben die Europäer zur Rückbesinnung auf die christlich-jüdischen Wurzeln aufgerufen. Zugleich warnten sie bei einem Gottesdienst in Berlin am 25. Oktober vor einer einseitigen wirtschaftlichen Sichtweise der Europäischen Union. Zu den Mitfeiernden zählten Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundestagspräsident Norbert Lammert.

    Ursprung nicht vergessen
    Kardinal Karl Lehmann sprach von einer zunehmenden Vorherrschaft ökonomischer Interessen in Europa und verwies auf die „geradezu sprichwörtliche“ Brüsseler Bürokratie. Mehr und mehr werde verdunkelt, dass Europa letztendlich eine Gemeinschaft kultureller Errungenschaften und Werte sein müsse. Das gemeinsame Europa wäre ohne die zündende Idee von maßgeblich christlich engagierten Politikern nie zustande gekommen, betonte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz. „Diesen Ursprung dürfen wir nie vergessen“, sagte er. Heute brauche die Gemeinschaft wieder mehr geistig-spirituelle Gemeinsamkeit. Lehmann rief die Christen diesbezüglich zu größerem Engagement auf und wandte sich zugleich gegen ein allgemeines Klagen. Es gebe keine wahre Alternative zur Europa-Idee.
    Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, verwies auf das jüdisch-christliche Menschenbild als Quelle Europas. Erst daraus ergäben sich die Überzeugung von der unantastbaren Menschenwürde und die Verpflichtung zum Engagement für eine gerechtere Welt. „Zur Seele Europas gehört eine globale Solidarität“, mahnte er. Nachdrücklich forderte er zum Engagement für Frieden im Nahen Osten und für eine Befriedung der sudanesischen Krisenregion Darfur auf. Angesichts der dort stattfindenden humanitären Katastrophe müssten die europäischen Regierung das ihnen Mögliche unternehmen, „um das Morden zu stoppen und das Elend der Millionen zu wenden“. Beide äußerten sich dankbar für die 50 Jahre des Friedens in Europa und die friedliche Überwindung der Teilung Europas.
    Lehmann und Huber erteilten zum Schluss des Gottesdienstes gemeinsam mit dem griechisch-orthodoxen Metropoliten für Deutschland, Augoustinos, den Segen. An der Feier nahmen neben Merkel und Lammert die Bundesminister Franz Müntefering und Frank-Walter Steinmeier sowie Wolfgang Schäuble, Franz-Josef Jung und Annette Schavan, mehrere Bundestags-Vizepräsidenten und eine Reihe von Fraktionsvertretern teil. Auch zahlreiche Botschafter aus europäischen Ländern, an ihrer Spitze der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Erwin Josef Ender, waren zu dem Gottesdienst in den Berliner Dom gekommen.