Menschen, die ihn kannten, äußern sich bewundernd über Bertold Hummel. Am 27. November 1925 wurde der Komponist im badischen Hüfingen geboren. Seit den 1960er Jahren bis zu seinem Tod im Jahr 2002 war Hummel der Würzburger Dommusik und den Domkapellmeistern Franz Fleckenstein und Siegfried Koesler eng verbunden. Die Liste der Hummel’schen Kompositionen, die Koesler an der Kathedrale des Bistums zwischen 1972 und 2002 uraufgeführt hat, umfasst 19 Werke. Unverzichtbar war Hummel im Würzburger Kiliansdom auch als Cellist. Bis kurz vor seinem Tod spielte er im Würzburger Domorchester mit und nahm an zahlreichen Konzertreisen der Chöre der Dommusik im In- und Ausland teil.
Start einer Karriere
Der 1956 in Würzburg geborene Tenor Clemens Bieber ist Hummel erstmals 1967 bei der Wiedereinweihung des Würzburger Doms begegnet: „Da Franz Fleckenstein Hummel sehr schätzte, hat er ihn mit der Komposition der Festmesse beauftragt. Einen Komponisten zu erleben, das war wirklich eine interessante Erfahrung“, erinnert sich der Opernsänger. Als Domsingknabe sang Bieber viele Motetten, die Hummel für die Dommusik komponiert hatte.
Während Biebers Gesangsstudium in Würzburg wurde Hummel, von 1979 bis 1987 Präsident der Hochschule für Musik, zu einem Wegbereiter seiner Laufbahn – „durch Gespräche, Vermittlung von Kontakten und Ermunterung“, berichtet der Sänger, der 1988 bis 2022 zum Ensemble der Berliner Staatsoper gehörte und viele Jahre bei den Bayreuther Festspielen auftrat.
Zu Beginn seiner Gesangskarriere wirkte Bieber als Tenorsolist an der Uraufführung von Hummels opulentester Komposition mit: dem Oratorium „Der Schrein der Märtyrer“, aufgeführt am 4. Juli 1989 im Würzburger Kiliansdom anlässlich des 1300. Jahrestags des Martyriums der Frankenapostel unter Leitung von Siegfried Koesler. Fünf Gesangssolisten, Sprecher, Domchor, Mädchenkantorei, Domsingknaben, drei Organisten, Domorchester, Schlagzeuggruppe – die Klangfülle des Oratoriums imponierte dem Sänger.
Das Hauptwerk: „Der Schrein der Märtyrer"
„Die Partie war intensiv und hat mich gefordert“, erinnert sich der Sänger, der bei der Uraufführung des „Schreins der Märtyrer“ die Partie des Kilian übernommen hatte. „An den Piano-Stellen in hohen Lagen habe ich lange geübt.“ Im Gedächtnis geblieben sind ihm auch die persönlichen Treffen mit Hummel, dem Bieber „seine“ Partie nach der Einstudierung vorgetragen hat. Für ihn unvergesslich. „Bertold Hummel zählt für mich zu den bedeutenden Komponisten für Kirchenmusik in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine Musik hat mich bereichert“, bemerkt Bieber.
Als Hauptwerk würdigt auch Martin Hummel, einer der sechs Söhne des Komponisten, den „Schrein der Märtyrer“. „Die Entstehung des Oratoriums, bei dessen Uraufführung ich den Evangelisten gesungen habe, war ein langes Ringen“, berichtet der Professor für Gesang an der Hochschule für Musik Würzburg.
„Zuerst hatte mein Vater an ein Te Deum mit modernen Texten gedacht. Dann hatten er und der damalige Bischof Paul-Werner Scheele die zündende Idee, die zwölf Reliefplatten des 1987 von Heinrich Gerhard Bücker geschaffenen Kiliansschreins zu vertonen.“
Ein Wunder Jesu in Tönen
Die eindrucksvollste Nummer des Oratoriums ist für Martin Hummel ein Instrumentalstück für zwei Orgeln und Schlagzeug im dritten Satz „Im Seesturm“. Dort wird die Stillung des Sturms auf dem See Genezareth durch Jesus beschrieben. „Da wogen die Klangwellen durch den Dom.“ Auf die Bedeutung der von seinem Vater 1967 komponierten Messe zur Domweihe weist auch Bariton Martin Hummel hin: „Das war die erste große Messe in deutscher Sprache unter Beteiligung der Gemeinde nach Maßgaben des Zweiten Vatikanischen Konzils.“
Schließlich habe sich für seinen Vater mit der „Missa Laudate Pueri“ ein Kreis geschlossen: „1996 erklang im Salzburger Dom die erste Fassung beim Internationalen Chortreffen der Sängerknaben, 2002 haben der Würzburger Domchor, die Domsingknaben und ein Bläserensemble die zweite Fassung hier im Dom aufgeführt.“
Das Kyrie dieser zweiten Fassung erklang auch am 14. Oktober 2002 beim Requiem für Bertold Hummel. „Die Kirche gehörte selbstverständlich zu seinem Leben“, bilanziert Martin Hummel. 1998 hatte sein Vater noch den Kulturpreis der deutschen Katholiken in der Kategorie Musik erhalten.
Noch bis Dezember finden in Würzburg einige Konzerte der Reihe „Bertold Hummel 100“ statt. Alle Hinweise zu Veranstaltungen auf der Webseite www.hfm-wuerzburg.de, folgend eine Auswahl:
- In der Augustinerkirche erklingt Musik von Hummel am 13. November um 19.30 Uhr bei einem Orgelkonzert und am 23. November um 10 Uhr in einem Festgottesdienst.
- Im Rahmen der Bachtage stehen Werke von Hummel für das Saxophon arrangierten Werken von Bach gegenüber – am 26. November um 19 Uhr in der St. Johanniskirche. Das große Festkonzert bestreitet am 27. November um 18 Uhr das Ensemble der Hochschule für Musik Würzburg ebendort.
Stefan W. Römmelt / red
