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Bei euch aber soll es nicht so sein

Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr. Es gilt im Supermarkt an der Kasse, an der sich jemand vordrängelt – „Hab nur ein paar Kleinigkeiten“ – , es gilt am Arbeitsplatz, an dem fleißig gemobbt wird, um selbst besser dazustehen, es gilt zuhause, wenn der Esstisch zum Schlachtfeld um den ersten und besten Bissen wird. Und es wird deutlich, was geschieht, wenn alle nach diesem Motto leben und handeln: es gibt Ärger, Streit und Unfrieden.
Evangelium
Als Jesus an einem Sabbat in das Haus eines führenden Pharisäers zum Essen kam, beobachtete man ihn genau. Als er bemerkte, wie sich die Gäste die Ehrenplätze aussuchten, nahm er das zum Anlass, ihnen eine Lehre zu erteilen. Er sagte zu ihnen: Wenn du zu einer Hochzeit eingeladen bist, such dir nicht den Ehrenplatz aus. Denn es könnte ein anderer eingeladen sein, der vornehmer ist als du, und dann würde der Gastgeber, der dich und ihn eingeladen hat, kommen und zu dir sagen: Mach diesem hier Platz! Du aber wärst beschämt und müsstest den untersten Platz einnehmen. Wenn du also eingeladen bist, setz dich lieber, wenn du hinkommst, auf den untersten Platz; dann wird der Gastgeber zu dir kommen und sagen: Mein Freund, rück weiter hinauf! Das wird für dich eine Ehre sein vor allen anderen Gästen. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden. Dann sagte er zu dem Gastgeber: Wenn du mittags oder abends ein Essen gibst, so lade nicht deine Freunde oder deine Brüder, deine Verwandten oder reiche Nachbarn ein; sonst laden auch sie dich ein, und damit ist dir wieder alles vergolten. Nein, wenn du ein Essen gibst, dann lade Arme, Krüppel, Lahme und Blinde ein. Du wirst selig sein, denn sie können es dir nicht vergelten; es wird dir vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten.

Lukas 14,1.7–14

In einer guten Verwaltung ist es üblich, dass zu einem Gesetz Ausführungsbestimmungen erscheinen. Das meint, es wird noch einmal in die konkrete Situation hinein erklärt, was das Gesetz meint und wie man es anwenden kann.
In diesen Wochen stellen uns die Sonntagstexte aus dem Lukasevangelium (Lk 14-16) solche Ausführungsbestimmungen vor Augen. Das Grundgebot lautet: Bei euch aber – den Christen – soll es nicht so sein (Lk 22,26). Und Lukas erklärt hier seiner Gemeinde und uns, was er damit meint. Es geht um christliche Grundtugenden wie Demut und Bescheidenheit, um Umkehrbereitschaft und Toleranz. Es geht um unser Verhältnis zu Besitz und Geld, und das verantwortliche Handeln. Es geht sozusagen um die Pflastersteine auf dem Weg zu Gottes neuer Welt. Es geht um Alternativen der Lebensgestaltung. Eine erste Alternative hören wir in der Rede Jesu zu seinen Jüngern: Dränge dich nicht vor!
Ein Pressefotograf erzählte mir vor einiger Zeit, was geschieht, wenn er bei einer Veranstaltung seine Kamera hervorholt: Plötzlich werden manche schnell, sehen zu, dass sie nach vorne kommen. Andere erscheinen wie unbeabsichtigt hinter der ersten Reihe, aber so, dass sie noch gut zu sehen sind. Es ist wie die Beobachtung Jesu, die er bei einem Festmahl macht. Viele drängen sich nach oben, in die Nähe des Gastgebers, auf die Ehrenplätze. Jeder will als wichtig und bedeutsam wahrgenommen werden.
Es gilt also das Sprichwort damals wie heute: Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr. Es gilt im Supermarkt an der Kasse, an der sich jemand vordrängelt – „Hab nur ein paar Kleinigkeiten“ – , es gilt am Arbeitsplatz, an dem fleißig gemobbt wird, um selbst besser dazustehen, es gilt zuhause, wenn der Esstisch zum Schlachtfeld um den ersten und besten Bissen wird. Und es wird deutlich, was geschieht, wenn alle nach diesem Motto leben und handeln: es gibt Ärger, Streit und Unfrieden.
Ich denke auf diesen Punkt zielt die Mahnung Jesu an seine Jünger damals und an uns heute: auf den Frieden und die Gerechtigkeit, die Meilensteine auf dem Weg zu Gottes neuer Welt sind. Es geht um Bescheidenheit, nicht weil ich mich nicht anders traue, sondern um Bescheidenheit aus der Stärke heraus, dass ich anders kann, weil ich mich nicht vordrängen muss, weil ich mir nicht Geltung und Würde verschaffen muss. Das hat Gott schon für mich getan.
So macht auch Jesu Wort an den Gastgeber Sinn, dass es nicht darauf ankommt, einzuladen, nur um wieder eingeladen zu werden. Denn auch diesen Dank darf ich von Gott erwarten.
Bei euch aber – den Christen – soll es nicht so sein! Christen brauchen sich nicht dem Diktat unserer Tage zu beugen, dass nur gilt, wer sich ins rechte Licht rückt. Christen brauchen sich nicht der Ellenbogenmentalität beugen, nur um vorne zu stehen. Christen können sich die Bescheidenheit leisten, weil sie natürlich schon wie alle über Anerkennung und Dank der Menschen froh sind, aber nicht davon abhängig. Christen können sich Bescheidenheit leisten, weil sie sich vor Gott als würdig und wichtig wissen dürfen. Christen wollen sich Bescheidenheit leisten, weil sie uns dem Frieden und der Gerechtigkeit näher bringen.

Der Autor ist Pastoralreferent und Pfarrbeauftragter für St. Josef in Schweinfurt.