Standorte mussten aufgegeben, Aufgaben abgegeben werden. Angesichts dessen reibt man sich verwundert die Augen, geht man am Klosterareal in der Würzburger Innenstadt vorbei: Kräne ragen in den Himmel, auf dem Gelände ist rege Bautätigkeit zu beobachten, so man einen Blick hinter die Klostermauern erhascht. Denn noch ist das Areal fest umschlossen.
Das wird sich ändern. Die Bauarbeiten dienen nicht nur dem Erhalt der Bausubstanz und ihrer Anpassung an veränderte Gegebenheiten, hinter ihnen steht auch ein geändertes – man möchte fast sagen: revolutionäres – Nutzungskonzept. Denn das bislang, abgesehen von Theresienklinik und Mutterhauskirche nur zu besonderen Gelegenheiten zugängliche Areal soll öffentlicher Raum werden, für alle zugänglich sein. Wie ernst es der Kongregation damit ist, zeigt sich daran, dass sogar das Herzstück, die Mutterhauskirche, in die Umgestaltung einbezogen ist. Die Altarweihe markiert das Ende des ersten Bauabschnitts.
Die Kongregation ist mutig, hat sich viel vorgenommen. Bestimmt tun sich manche der Schwestern schwer mit den Veränderungen. Aber von Anfang an hat man versucht, alle mitzunehmen. Hilfreich dabei war ohne Zweifel, dass Ziele benannt wurden und nicht nur gesagt, was nicht mehr sein oder gehen wird, sondern auch, was es stattdessen geben kann und soll. Mut zum Wagnis, gepaart mit solider Panung in überschaubaren Etappen – eine Blaupause für die Großbaustelle Kirche? Auf der nämlich kann man sich gelegentlich des Eindrucks nicht erwehren, dass abgerissen wird, ohne schon einen Plan zu haben, was stattdessen kommen soll oder könnte.
Wolfgang Bullin