Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Probeabo des Magazins bestellen

Lernen Sie das Sonntagsblatt kennen – kostenlos und unverbindlich

    Lernen Sie das Sonntagsblatt kennen – kostenlos und unverbindlich

      Mehr
      Wie Ordensschwestern der Oberzeller Franziskanerinnen ihre Ferien verbringen

      Auszeit vom Klosterleben

      Eine Reise ist ein Trunk aus der Quelle des Lebens“, schrieb Christian Friedrich Hebbel im 19. Jahrhundert. In einer Zeit, als Urlaub nur Wohlhabenden zustand. Auch zu Zeiten Antonia Werrs, der Gründerin der Oberzeller Franziskanerinnen, waren freie Tage noch nicht in der Lebensordnung der Gemeinschaft festgeschrieben. Heute hat jede Schwester Anspruch auf freie Zeit. Aber wo verbringen Ordensfrauen eigentlich ihren Urlaub? Einige Schwestern gewähren Einblick.

      Die Lebensordnung der Kongregation sieht für jede Schwester vier Wochen Urlaub vor sowie Zeit für Exerzitien und jeden Monat einen sogenannten Tag der Stille. Ob sie ihren Urlaub am Stück oder in Häppchen nehmen, ist den Schwestern selbst überlassen. Schwester Beate Krug teilt ihn sich gerne auf, wie sie verrät: den Hauptteil verbringt sie beispielsweise in einer Ferienwohnung an der Nordsee oder in den Bergen bei Maria Eck im Chiemgau. Mal fährt die 49-Jährige alleine weg, mal in Begleitung einer Mitschwester. Mit Juliana Seelmann (40) war sie zum Beispiel vor einigen Jahren in einem Ferienhäuschen bei Plauen mit freiem Talblick auf die Natur.

      Besonderer Gang zum stillen Örtchen

      Jeder Schwester steht ein bestimmtes Budget für den Urlaub zur Verfügung, von dem sie Unterkunft und Anreise bezahlen kann. Für eine Fernreise oder ein Vier-Sterne-Hotel würde das Budget nicht reichen, aber so einen Urlaub würde die Nachhaltigkeitsbeauftragte des Klosters, Beate Krug, auch gar nicht wollen: „Am liebsten verbringe ich meine freie Zeit draußen in der Natur. Auch in Plauen sind wir viel gewandert und Fahrrad gefahren, was man halt so alles im Urlaub macht“, sagt sie. „In der Natur fühle ich mich mit Gott verbunden, da bin ich ganz präsent.“ Einen Urlaub, den sie wohl nie vergessen wird, verbrachte sie in einer Einsiedelei in der Schweiz, in der Nähe des Sarner Sees. Es sei alles da gewesen, was sie brauchte: zwei Herdplatten zum Kochen, eine Schlafmöglichkeit und ein Bad. Der Blick von der Einsiedelei war wunderschön.

      „Um ins Bad zu kommen, durfte ich jedes Mal durch den Kapellenraum gehen, das war schon ein besonderer Gang zum stillen Örtchen“, erzählt die 49-Jährige und lacht. Ansonsten sei sie den ganzen Tag gewandert. „Ich konnte meinem eigenen Rhythmus nachgehen, ohne Zeitdruck und Verpflichtungen und auch einfach mal ausschlafen“, erinnert sie sich gerne. So gestärkt freue sie sich dann auch immer wieder auf ihre Tagesstruktur im Kloster.

      Nachholen, was sonst auf der Strecke bleibt

      Die Schwestern Teresa Weimert (66), Lydia Kern (76) und Reginarda Holzer (81) verbrachten im Mai gemeinsam mit zwei Freundinnen zwei Wochen Urlaub am Bodensee. Sie buchten eine Ferienwohnung in der Nähe von Lindau und unternahmen von dort aus viele Ausflüge wie auf die Insel Mainau, nach Friedrichshafen oder ins Naturschutzgebiet Eriskirchner Ried. Sie genossen es, Zeit und Muße für Gespräche, fürs gemeinsame Kochen oder für Spaziergänge zu haben – alles, was im Alltag oft auf der Strecke bleibt. „Es war schön, neue Dinge zu erkunden, gemütlich an der Uferpromenade ein Eis zu essen, gemeinsam zu beten oder eine Flurprozession zu Christi Himmelfahrt zu erleben“, fasst Schwester Teresa die gemeinsame Zeit mit ihren Mitschwestern zusammen. Den restlichen Urlaub hat die 66-Jährige noch nicht fest verplant, gerne verbringt sie auch Zeit mit ihren Geschwistern und in der Familie.

      Viele Schwestern nutzen ihren Urlaub, um Zeit mit ihren Verwandten zu verbringen. Schwester Alexandra Gambietz (85) beispielsweise fuhr früher immer mit ihrer Schwester weg. Sie wanderten in den Bergen, am liebsten im Allgäu. Beim Unterwegssein in der Natur konnte sie Kraft tanken und neue Energie für ihren Beruf als Lehrerin finden. Seit ihre Schwester verstorben ist, besucht Gambietz nun jedes Jahr ihre Cousine im Harz. Sie gehen dort gemeinsam viel spazieren, waren schon mehrmals auf dem Brocken. „Der Abstand vom Alltag tut gut. Einfach mal rauskommen.“ Danach könne es voller Kraft und Freude im Kloster weitergehen, betont die 85-Jährige.

      Zwischen Kräutergarten und Vogelgezwitscher

      Schwester Reingard Memmel (80) besucht jedes Jahr eine Freundin in der Nähe von Bad Soden-Saalmünster. Diese Freundschaft hält schon lange, denn die beiden kennen sich seit ihrer Ausbildung im Heilpädagogik-Seminar. Wenn sie bei ihrer Freundin wohnt, gehöre sie gewissermaßen zu deren Familie, erzählt Schwester Reingard. In dem schönen Kurort gehe sie gerne in die Therme, das Heilwasser sei gut für die Muskulatur. „Früher bin ich noch gewalkt, heute nutze ich meine Nordic-Walking-Stöcke als Gehhilfe“, sagt sie schmunzelnd und ergänzt, dass sie aber unbedingt wegfahren müsse, um sich zu entspannen. „Wenn ich im Kräutergarten arbeite, die Vögel zwitschern höre und den Duft der Kräuter rieche, dann kann auch Arbeit entspannend sein.“ Als sie noch als Sozialpädagogin arbeitete, half es ihr in Stresssituationen etwas Unkraut zu zupfen, um wieder runterzukommen. In der Natur zu sein sei immer ein guter Ausgleich für die Anforderungen des Alltags. Schließlich braucht jeder mal eine Pause, um durchzuatmen.

      Generaloberin Schwester Katharina Ganz nutzt jedes Jahr ihre Exerzitientage, um den Alltag zu unterbrechen und sich neue Energie zu holen. Wenn es ihr Terminkalender zulässt, begleitet sie die Studienfahrt für Schwestern, Mitarbeitende und Freunde des Klosters nach Assisi, die dieses Jahr im Herbst wieder stattfindet. Dort wandelt die Gruppe auf den Spuren und Orten, an denen Franziskus und Klara lebten und wirkten. Sie genieße die Zeit in der Gruppe und den Austausch, sagt Schwester Katharina. Mit vier anderen Schwestern brach sie zudem vor 20 Jahren – von Oberzell aus – auf den Jakobsweg auf.

      Kurzer Abstecher über Lourdes

      Schwester Rut Gerlach ist inzwischen in Santiago de Compostela angekommen, Schwester Katharina hat wegen ihrer Doktorarbeit jahrelang pausiert. Im vergangenen Jahr war die 52-Jährige in Südfrankreich unterwegs, machte einen Abstecher über Lourdes, überquerte die Pyrenäen und kam bis ins nordspanische Pamplona. Von dort will sie zusammen mit Schwester Beatrix Barth in diesem Sommer weitergehen. Sie hofft, dass sie die fehlenden 670 Kilometer in zwei Etappen schaffen kann und nächstes Jahr in Santiago de Compostela ankommt. Dann freut sie sich darauf, wieder einsamere Wege aussuchen zu können, um Kraft für die vielen Aufgaben im Kloster Oberzell zu sammeln. Es tue gut, sich ganz dem Rhythmus des Gehens hinzugeben, sich nur mit dem Nötigsten wie Proviant oder dem nächsten Schlafplatz zu befassen, schwärmt sie. „Ich liebe diese Stille beim Wandern, Zeit, meine Gedanken zu ordnen oder einfach nur die Sonne, den Wind oder Regen zu spüren und ganz im Hier und Jetzt zu sein.“     

      Oberzeller Franziskanerinnen/red