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Das Heilige Grab im „Museum Karthause“ in Astheim
Ausdruck barocker Sinnesfreude
ASTHEIM. Es reiht sich ein in die monumentalen Festarchitekturen des Barock und spiegelt die Freude der katholischen Kirche jener Zeit an wirkungsvollen, ergreifenden Inszenierungen wider: das Heilige Grab des Malers Johann Peter Herrlein (1722 – 1799), ausgestellt im diözesanen „Museum Karthause“ in Astheim bei Volkach. Einst im Besitz der Kuratie St. Bartholomäus in Kleineibstadt, der Heimat des Malers, war das Heilige Grab dort ab 1764 für über vier Jahrzehnte in der Passionszeit und über Ostern im „Einsatz“.
Heilige Gräber, auch Passionsaltäre genannt, sind im Zeitalter des Barock nichts Seltenes. Jede größere katholische Gemeinde soll sie besessen haben, vergleichbar mit den prunkvollen Weihnachts- oder auch Ganzjahreskrippen. Viele Bräuche waren erst in der Barockzeit zur Blüte gelangt, mit ihnen auch die Freude an ihrer theatralischen Inszenierung. Von Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal (1779 – 1795) wissen wir, dass er gerne die „Heiligen Gräber“ besucht hat.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts jedoch, in der Zeit der Aufklärung, wendete sich das Blatt. Bereits 1782 verbot Kaiser Joseph II. die Heiligen Gräber für Österreich, in Franken hingegen war dies erst 1803 bei der Säkularisation auf Anweisung der bayerischen Regierung der Fall. Das Schicksal der meisten dieser prunkvollen Passionsaltäre war somit besiegelt. Sie landeten zu Brennholz zerhackt im Ofen oder vermoderten auf Dachböden oder in Scheunen. Nicht nur ihr Verbot, sondern ganz allgemein die völlige Abkehr des 19. Jahrhunderts von dem als schwülstig empfundenen Stil des 18. Jahrhunderts führte dazu, dass nur wenige Beispiele jener barocken Sinnesfreuden erhalten blieben.
Ein Triumphtor
Das Heilige Grab aus Kleineibstadt täuscht dem Betrachter ein dreidimensionales Triumphtor vor. In Wirklichkeit aber ist es nur eine zweidimensionale, aus bemalten Brettern gezimmerte Scheinarchitektur. Von mächtigen, gemalten Säulen flankiert, wird das Grab von zwei lebensgroßen, mit Lanzen bewaffneten Wächtern und zwei trauernden Engeln und Putten bewacht. Die Architektur gibt den Blick frei auf eine hinter einer mächtigen Schein-Kassetten-Kuppel liegende, kreisförmige Aussparung. Hier wurde die einst auf dem Hauptaltar der St. Bartholomäuskirche in Kleineibstadt stehende Monstranz wirkungsvoll in Szene gesetzt. Durch acht kreisförmig angeordnete und nach hinten sich perspektivisch verkleinernde, mit Puttenköpfen besetzte „Wolkengloriolen“, wird der Blick des Betrachters zielgerichtet auf die Monstranz gelenkt. Im Frontbereich des Ganzen steht der offene Brettersarg, in dem der Leichnam Christi als geschnitzte Holzfigur liegt.
Auch schmückendes Beiwerk wie Glaskugeln oder durchsichtige, mit Farben auffüllbare Glasgefäße wurden vermutlich innerhalb der Wolkenringe auf kleine Ständer gestellt; mit Öllämpchen wurde die Szenerie dann wirkungsvoll illuminiert. Dies war zum Beispiel beim Heiligen Grab von Eyershausen (Dekanat Rhön-Grabfeld) der Fall. Dort gilt es als gesichert, dass sich die Dorfjungen – zwischen den Wolken postiert – die Osternächte als Feuerwachen um die Ohren schlagen mussten.
Johann Peter Herrlein
Schöpfer des „Heiligen Grabes“ von Kleineibstadt ist der 1722 in Münnerstadt geborene Johann Peter Herrlein. Die Familie ist in Unterfranken seit 1655 nachweisbar. Herrleins Vater, Johann Herrlein (1702 – 1766), war zunächst Bäcker, tauschte aber kurz nach der Hochzeit mit einer Münnerstadter Bäckerstochter den Bäckerkittel gegen die Malerschürze und war fortan Kirchenmaler. Sein Sohn, Johann Peter Herrlein (1722 – 1799), ist der bekannteste von den drei malenden Bäcker-Söhnen. Er war Zeit seines Lebens ein in Franken überaus gefragter Maler von Altargemälden, Fresken, Heiligen Gräbern und auch von Krippen.
Empfohlene Literatur:
Annette Faber, Johann Peter Herrlein (1722 – 1799). Ein ländlicher Kunstbetrieb in Franken, Würzburg, Echter-Verlag, 1996; ISBN-Nr.: 3-429-01816-1.
Heilige Gräber, auch Passionsaltäre genannt, sind im Zeitalter des Barock nichts Seltenes. Jede größere katholische Gemeinde soll sie besessen haben, vergleichbar mit den prunkvollen Weihnachts- oder auch Ganzjahreskrippen. Viele Bräuche waren erst in der Barockzeit zur Blüte gelangt, mit ihnen auch die Freude an ihrer theatralischen Inszenierung. Von Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal (1779 – 1795) wissen wir, dass er gerne die „Heiligen Gräber“ besucht hat.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts jedoch, in der Zeit der Aufklärung, wendete sich das Blatt. Bereits 1782 verbot Kaiser Joseph II. die Heiligen Gräber für Österreich, in Franken hingegen war dies erst 1803 bei der Säkularisation auf Anweisung der bayerischen Regierung der Fall. Das Schicksal der meisten dieser prunkvollen Passionsaltäre war somit besiegelt. Sie landeten zu Brennholz zerhackt im Ofen oder vermoderten auf Dachböden oder in Scheunen. Nicht nur ihr Verbot, sondern ganz allgemein die völlige Abkehr des 19. Jahrhunderts von dem als schwülstig empfundenen Stil des 18. Jahrhunderts führte dazu, dass nur wenige Beispiele jener barocken Sinnesfreuden erhalten blieben.
Ein Triumphtor
Das Heilige Grab aus Kleineibstadt täuscht dem Betrachter ein dreidimensionales Triumphtor vor. In Wirklichkeit aber ist es nur eine zweidimensionale, aus bemalten Brettern gezimmerte Scheinarchitektur. Von mächtigen, gemalten Säulen flankiert, wird das Grab von zwei lebensgroßen, mit Lanzen bewaffneten Wächtern und zwei trauernden Engeln und Putten bewacht. Die Architektur gibt den Blick frei auf eine hinter einer mächtigen Schein-Kassetten-Kuppel liegende, kreisförmige Aussparung. Hier wurde die einst auf dem Hauptaltar der St. Bartholomäuskirche in Kleineibstadt stehende Monstranz wirkungsvoll in Szene gesetzt. Durch acht kreisförmig angeordnete und nach hinten sich perspektivisch verkleinernde, mit Puttenköpfen besetzte „Wolkengloriolen“, wird der Blick des Betrachters zielgerichtet auf die Monstranz gelenkt. Im Frontbereich des Ganzen steht der offene Brettersarg, in dem der Leichnam Christi als geschnitzte Holzfigur liegt.
Auch schmückendes Beiwerk wie Glaskugeln oder durchsichtige, mit Farben auffüllbare Glasgefäße wurden vermutlich innerhalb der Wolkenringe auf kleine Ständer gestellt; mit Öllämpchen wurde die Szenerie dann wirkungsvoll illuminiert. Dies war zum Beispiel beim Heiligen Grab von Eyershausen (Dekanat Rhön-Grabfeld) der Fall. Dort gilt es als gesichert, dass sich die Dorfjungen – zwischen den Wolken postiert – die Osternächte als Feuerwachen um die Ohren schlagen mussten.
Johann Peter Herrlein
Schöpfer des „Heiligen Grabes“ von Kleineibstadt ist der 1722 in Münnerstadt geborene Johann Peter Herrlein. Die Familie ist in Unterfranken seit 1655 nachweisbar. Herrleins Vater, Johann Herrlein (1702 – 1766), war zunächst Bäcker, tauschte aber kurz nach der Hochzeit mit einer Münnerstadter Bäckerstochter den Bäckerkittel gegen die Malerschürze und war fortan Kirchenmaler. Sein Sohn, Johann Peter Herrlein (1722 – 1799), ist der bekannteste von den drei malenden Bäcker-Söhnen. Er war Zeit seines Lebens ein in Franken überaus gefragter Maler von Altargemälden, Fresken, Heiligen Gräbern und auch von Krippen.
Empfohlene Literatur:
Annette Faber, Johann Peter Herrlein (1722 – 1799). Ein ländlicher Kunstbetrieb in Franken, Würzburg, Echter-Verlag, 1996; ISBN-Nr.: 3-429-01816-1.