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    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Aus Betroffenen werden Beteiligte

    Im Vorfeld der Veranstaltung gibt es ein paar Untertöne. Als die Anmeldung schleppend läuft, freuen sich manche, die mit dem Dialog sowieso nie etwas am Hut hatten. Andere wiederum, die vor zehn Jahren engagiert dabei waren, sagen: Wir haben es doch schon immer irgendwie gewusst, dass daraus nichts wird. Nun sind doch knapp 300 Frauen und Männer gekommen. Der größte Teil war schon vor zehn Jahren dabei. Aber auch einige jüngere Gesichter sind zu sehen.
    Sie sind älter geworden, die Wegesucher von einst, aber auch ruhiger und gelassener. Sie lieben mittlerweile die leisen Töne. Deswegen lohnt es sich, am 25. November in der Würzburger Universität beim Diözesantag zum zehnten Jubiläum des Pastoralen Dialogs „Wir sind Kirche – Wege suchen im Gespräch“ (1993-1996) genau hinzuhören und auf die Zwischentöne zu achten.
    Im Vorfeld der Veranstaltung gibt es ein paar Untertöne. Als die Anmeldung schleppend läuft, freuen sich manche, die mit dem Dialog sowieso nie etwas am Hut hatten. Andere wiederum, die vor zehn Jahren engagiert dabei waren, sagen: Wir haben es doch schon immer irgendwie gewusst, dass daraus nichts wird. Nun sind doch knapp 300 Frauen und Männer gekommen. Der größte Teil war schon vor zehn Jahren dabei. Aber auch einige jüngere Gesichter sind zu sehen.
    Manches ähnelt der Abschlussveranstaltung „Weg-Kreuzung“ vor zehn Jahren: Die zur Dekoration aufgestellten Verkehrsschilder verweisen einmal mehr auf Sackgassen, Gegenverkehr oder sagen „Stopp“, und Moderator Eberhard Schellenberger vom Bayerischen Rundfunk plaudert munter wie immer an Stehtischchen – diesmal allerdings mit Zeitzeugen. Der Begehrteste unter ihnen ist Bischof Paul-Werner. Er fühlt sich sichtlich wohl in seiner Haut. Die Idee des Dialogs sei in den Gremien der Diözese gut angekommen, erinnert er sich. Und es habe sich gelohnt. Er sei „ein Freund der Freiheit“ gewesen und die Gläubigen hätten diese Freiheit im positiven Sinne genutzt. Zum ersten Mal kommt im Hörsaal starker und lang anhaltender Beifall auf.

    Weiter geht es mit der Zeitreise. Der ehemalige Seelsorgeamtsleiter und Motor des Pastoralen Gesprächs, Wilhelm Heinz, erklärt, der Dialogprozess habe breitere Beteiligungsmöglichkeiten als eine Synode geboten. Sein verschmitztes Lächeln dabei hat sich nicht verändert. Für ihn sei es klar gewesen, dass „Kirche von unten und vom Volk Gottes her wächst“. Der Verlauf des Gesprächs habe gezeigt, dass dieser Ansatz richtig gewesen sei. Wieder starker Beifall
    Daneben gibt es aber auch kritische Töne. Der damalige Berater Ottfried Selg stellt nüchtern fest: „Dialogprozesse auf Dauer durchzuhalten ist schwer.“ Dr. Klaus Roos, vor zehn Jahren einer der Hauptakteure der Koordinierungsgruppe, bilanziert: Auf der Ebene der Maßnahmen habe sich einiges getan. Doch eine grundsätzliche „innere Umkehr“ – vor allem auch der Entscheidungsträger – in Richtung einer gemeinsamen Verantwortung des Volkes Gottes habe nicht stattgefunden. Darüber hinaus bedrücke ihn, dass heute viele Fragen nicht mehr gestellt würden, um nicht unbequem zu erscheinen. Wieder längerer Beifall.
    Die schärfsten Töne kommen vom Kabarettisten. Der Theologe und Schauspieler Markus Grimm zieht in der Rolle von Pater Antikus und später in der Rolle des Höllenfürsten alle Register. Der greise Pater macht deutlich: „Wo ausgegrenzt wird, da ist Gott nicht.“ Die Beschlüsse des Pastoralen Dialogs seien dagegen Dokumente der Integration. „Vergesst das bloß nicht!“, mahnt er die Anwesenden. Später gibt er als Luzifer mit Blick auf eine in seinen Augen spürbare pastorale Stagnation süffisant lächelnd den teuflischen Rat: „Macht nur weiter wie bisher.“

    Ein ungewöhnlicher Rotwein-Kuchen unterbricht Rückblick und Kabarett. Er ist eineinhalb Meter lang und einen Meter breit, geschmückt von zehn Kerzen. Vom gelben Marzipanüberzug heben sich schokoladenfarbig Logo und Motto des Pastoralen Dialogs ab. Der Geburtstagskuchen wird zwar von Prominenten angeschnitten, ist aber für alle da. Jeder kann sich ein Stück nehmen – symbolisch wird noch einmal der Dialog lebendig. Und er schmeckt gut.
    In die Zukunft blickt in seinem Vortrag der Würzburger Pastoraltheologe Professor Erich Garhammer. Die Kirche im Bistum habe Chancen, wenn sie beweglich bleibe und nach neuen Wegen suche, sagt er. Sie müsse die Lebensfragen der Menschen in den Blick nehmen. Das gehe aber nur mit hochkarätigem Seelsorgepersonal sowie mit Vertrauen in die Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen. Es sei notwendig, eine Kultur der Offenheit und ein Klima des Lernens zu inszenieren und die eigenen Schwachstellen zu benennen.

    Beim Forum Gemeindeentwicklung wird Zukunft konkret. Wie die Errichtung einer Pfarreiengemeinschaft – bis 2010 sollen es 180 im Bistum sein – gelingt, erzählt beispielsweise Pastoralreferent Günter Schmitt aus der Pfarreiengemeinschaft Theres (Dekanat Haßfurt). Das Zusammenwachsen brauche viel Zeit und gute Planung, sagt er. Nach der Errichtung der Struktur sei die inhaltliche Arbeit besonders wichtig. Von positiven Erfahrungen mit so genannten Kleinen christlichen Gemeinschaften berichtet Gemeindereferent Bernd Keller aus Bad Kissingen. „Wir haben auf unserem Weg entdeckt, dass es nur mit Jesus Christus in der Mitte geht und wir für die Menschen da sein müssen“, sagt Keller. Von beeindruckenden Erfahrungen mit praktischen Einführungskursen in den christlichen Glauben berichtet Pfarrer Manfred Endres aus Bischofsheim. „Es gibt nichts Schöneres, als wenn Menschen zum Glauben finden. Das ist wie eine Geburt.“ Nach den Beispielen der Ermutigung setzen die Veranstalter jeweils eine meditative Pause. Jeder soll nachdenken, was die Beispiele für ihn und seine Arbeit bedeuten. Eine gute Sache – wenn da nicht diese Müdigkeit vom Mittagessen einem das Leben schwer machen würde.

    Lebendig wird es noch einmal in der von Petra Langer (Radioredaktion der Diözese) moderierten Abschlussdiskussion. Bischof Friedhelm betont, er sehe keine anderen Möglichkeiten als die Pfarreiengemeinschaften, um den Glauben vor Ort lebendig zu halten. Die Wort-Gottes-Feiern dürften die Eucharistie nicht ersetzen, schließlich halte die sakramentale Gestalt die Kirche „am Leben“. Allerdings solle sich „keiner zu Tode zelebrieren“. Ausdrücklich ermuntert der Bischof die Anwesenden, offen zu reden und Probleme nicht unter den Teppich zu kehren. Nur so finde man neue Wege. Der Vorsitzende des Diözesanrates, Karl-Peter Büttner, macht deutlich, es werde nichts „übergestülpt“. Jede Pfarrei dürfe ihren eigenen Pfarrgemeinderat wählen, wenn sie es wolle. Einige man sich auf einen gemeinsamen Pfarrgemeinderat, sei dies auch möglich. Eine Seelsorgerin formuliert dagegen ihre Ängste bezüglich der Pfarreiengemeinschaften: „Wenn wir zu groß planen, habe ich die Angst, den Kontakt zu dem Menschen zu verlieren.“ Und sie fügt verdeutlichend hinzu: Dies müsse nicht sein, wenn die Zulassungsbedingungen zum Amt anders aussähen.
    Nach der Diskussion klingt der Tag mit einem knapp einstündigen Abendlob in der gut gefüllten Seminarkirche St. Michael aus. Unter dem Motto „Geht die neuen Wege!“ macht sich Bischof Friedhelm symbolisch auf den Weg zu verschiedenen Stationen in der Kirche. Am Ambo haben die Papiere des Pastoralen Dialogs und eine Schale aus dem Pastoralen Grundseminar ihren Platz. Sie stehen für die Früchte des Dialogs und die Talente der Menschen. In seiner Predigt betont Bischof Friedhelm, neue Wege und das Ringen um die Richtung machten Angst. Doch brauche niemand Angst zu haben, weil Gott die Wege der Menschen mitgehe.

    Gefragt nach ihrem Fazit zum Diözesantag sind sich die Verantwortlichen einig. Für Karl-Peter Büttner ist die Bedeutung des Dialogs noch einmal klar geworden. Darüber hinaus habe der Tag vor der weiteren Entwicklung der Pfarreiengemeinschaften „Ängste genommen“. Für Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand war es „keine Nostalgie-Veranstaltung“ sondern eine konstruktive Basis für das Suchen neuer Wege; ein Schritt weiter auf dem Weg, dass aus Betroffenen Beteiligte werden. Ähnlich äußert sich Rainer Ziegler, der mit Maria Gumpert den Tag vorbereitet hat. Für ihn ist es gelungen, neue Kraft zu schöpfen, um die Herausforderungen der Zukunft anzugehen.