Eher selten werden solche Erklärungen spontan aus der jeweiligen Versammlung heraus formuliert. Gelegentlich ist es schwer, Treffen und Vorlage in Übereinstimmung zu bringen, wenn es nicht den erwarteten Verlauf genommen, nicht die angezielten Ergebnisse gebracht hat. Manchmal gibt es dann kein Dokument.
Zum Ende des vierwöchigen Synodentreffens im Vatikan hat es sogar zwei Papiere gegeben. Schon einige Tage vor Ende der Versammlung und Abstimmung des offiziellen Abschlussdokuments hatten die Synodenteilnehmer ein „Gemeinsames Schreiben an das Volk Gottes“ abgestimmt und veröffentlicht (siehe Seite 10). Es ist kein programmatisches Dokument, eher eine Zustandsbeschreibung und Schilderung der Empfindungen der Teilnehmer in diesen vier Wochen. Das bessere Kennenlernen von und der Austausch mit anderen Traditionen werden darin als Wert betont, Vielfalt und Verschiedenheit als Reichtum gewertet. Auch die geistliche Dimension des Treffens wird betont. Das alles allerdings in einer wolkigen, blumigen Sprache, wie sie kirchlichen Dokumenten oftmals eigen ist, so dass der Text, obwohl recht kurz, vermutlich auf wenig Resonanz stoßen wird.
Das ist schade. Denn der Text– und das ist dann doch programmatisch – sagt, dass die Kirche auf wirklich alle hören und sie ernst nehmen soll. Die Aufzählung lässt kaum eine Gruppe aus, nennt etwa auch die, die sich von der Kirche ausgeschlossen fühlen, ausdrücklich auch diejenigen, „die von Mitgliedern der Kirche missbraucht wurden“, und verweist die Kirche sogar auf die, „die ihren Glauben nicht teilen, aber die Wahrheit suchen und in denen der Geist gegenwärtig und wirksam ist.“ Starke Aussagen – und ein Anfang. Entscheidend wird sein, ob aus dem Zuhören Konsequenzen folgen – und welche.
Wolfgang Bullin