Geburtsort Riese
In der Pfarrkirche San Matteo aus dem 18. Jahrhundert wurde Sarto einen Tag nach seiner Geburt, am 3. Juni 1835, getauft. Taufbecken, Wandgemälde mit dem lebensgroßen Abbild und Skulpturen des Papstes zieren das Kircheninnere. Hinter dem Altar, an dem die Pilger noch am Anreisetag ihren ersten Gottesdienst feierten, sind seine Totenmaske sowie der nun leere Sarkophag aufgestellt, in dem Pius X. nach seinem Tod zunächst in der Krypta im Petersdom bestattet wurde. Seit seiner Heiligsprechung ruht sein Leichnam in einem gläsernen Sarg in einer Seitenkapelle des Petersdoms. Stolz sind die Einwohner von Riese auf das noch gut erhaltene Geburtshaus unweit der Kirche und das kleine Museum, das mit Erinnerungsstücken der Familie Sarto ausgestattet ist. Papst Johannes Paul II. war dort bereits zu Gast. Einige Kilometer vor Riese liegt inmitten von viel Grün die der Jungfrau Maria geweihte Wallfahrtskirche von Cendrole. Mit seiner Mutter soll Sarto dorthin regelmäßig zu Fuß zum Gebet gelaufen sein.Castelfranco
Nächste Station der Gruppe war der malerische Ort Castelfranco, wo Kirchenpatron Pius die Schule besuchte und 1859 zum Priester geweiht wurde. Von hier aus sind es jeweils 40 Kilometer bis nach Venedig und Padua. In der Lagunenstadt besichtigten die Aschaffenburger neben dem Dogenpalast auch San Marco. Hier war Sarto in der Kirchenhierarchie bereits oben angelangt: 1893, mit 58 Jahren, ernennt Papst Leo XIII. ihn zum Kardinal und Patriarchen von Venedig.Davon war er in seiner Zeit in Padua noch weit entfernt: In der Stadt, in deren Basilika das Grab des heiligen Antonius Ziel vieler Wallfahrer ist, hatte Sarto als junger Mann das Priesterseminar besucht. In einer Seitenkapelle der Basilika durften die Gläubigen erneut Gottesdienst mit Pfarrer Rosenberger feiern.
In Orvieto, etwa 120 Kilometer vor Rom in Umbrien gelegen, hat Papst Pius X. wohl nie gewirkt. Dennoch war die kleine Stadt auf einem Felsenplateau ein weiteres Ziel der Pilger. Der Dom Santa Maria, dessen Ursprünge aus dem 13. Jahrhundert stammen, gilt als einer der schönsten Bauwerke der italienischen Gotik. Dann, endlich Ankunft in Rom! Drei Tage war Zeit, die Monumente der Ewigen Stadt zu besichtigen. Direkt am gläsernen Sarg von Pius X., in einer Kapelle auf der linken Seite des Petersdoms, durfte die kleine Gruppe am frühen Morgen des Reformationstags und noch vor dem üblichen Besucherandrang Messfeier halten. „Das war ein ergreifender Moment, der uns allen noch lange in Erinnerung bleiben wird“, sagte eine Teilnehmerin.
Vatikanische Gärten
Ihrem Kirchenpatron sind die Romreisenden dann auf weiteren Spuren gefolgt: Beim Spaziergang durch die vatikanischen Gärten, auf Wegen, auf denen bis heute viele Päpste geschritten sind. In den Museen und der Sixtinischen Kapelle, in der Giuseppe Sarto 1903 vom Konklave mit 50 von 62 Stimmen zum Papst gewählt wurde. Anfangs wohl gegen seinen Willen: Er soll damals die Kardinäle unter Tränen gebeten haben, von seiner Wahl abzusehen, er sei dem Amt nicht gewachsen.Tatsächlich war Pius X. wohl nie über die Grenzen Italiens herausgekommen, im Gegensatz zu vielen seiner Vorgänger und Nachfolger beherrschte er keine Fremdsprachen, besaß keinen akademischen Titel. Dennoch gilt er als konservativer Reformer und Seelsorger, der die Nähe zu den einfachen Menschen suchte. „Alles in Christus erneuern“ lautete sein Leitmotiv. „Pius hatte eine Seele, die alle anrührte, die mit ihm zusammenlebten“, schrieb ein Biograf. Als Papst setzte er sich beispielsweise dafür ein, dass bereits Kinder die Eucharistie empfangen durften.
Sein Pontifikat endet mit seinem Tod am 20. August 1914, einen knappen Monat nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Papst Pius X. wird 1954 heiliggesprochen. Zurück zur Pilgergruppe nach Rom: Eine kurze Begegnung mit Papst Franziskus berührte die Reisenden. Beim Angelus-Gebet sprach der Papst vom Fenster aus zu den Menschen auf dem Petersplatz. Mit viel neuem Wissen, geistigen Impulsen, aber auch nach Tagen voller froher Geselligkeit und herrlichem Sonnenschein machte sich die Gruppe wieder zurück nach Hause. Fazit aller: „Ein wunderschönes, lange nachwirkendes Erlebnis!“ Cornelia Müller