Bestens informiert
Doch die Ausstellung geht nicht nur auf die Person Martin Luthers ein. Sie zeigt darüber hinaus die soziale, politische und wirtschaftliche Situation im 16. Jahrhundert sowie die Auswirkungen von Luthers Wirken auf. „Ich dachte erst, in der Ausstellung geht es speziell um Luther, aber ich bin positiv überrascht, wie viele Hintergrundinformationen zur Reformation aufgezeigt werden“, sagt Sonntagsblattleser Otmar Gräf (Ottendorf). Während der Ausstellungsführer durch die Lutherzimmer führt und die Stände, den Ablasshandel und die 95 Thesen des Reformators erklärt, erhält er immer wieder zustimmendes Nicken: Die Gruppe ist schon bestens informiert. Auch den berühmten Satz „Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt“, können sie problemlos vervollständigen. Ähnlich wie Luther sieht es auch Dr. Ursula Reiche (Prichsenstadt): Für das eigene Seelenheil seien keine teuren Stiftungen und hohen Spenden notwendig. „Singen und Beten“ bringen die Seele ins Gleichgewicht, meint sie. „Als Wallfahrer und Ehrenamtlicher beim THW hoffe ich natürlich, dass mir das irgendwann einmal aufgerechnet wird“ – schmunzelt Egon Blatz (Schwebheim).Viele Eindrücke
„Das war auf jeden Fall eine sehr interessante Führung durch die Ausstellung und sie ist wirklich einen Besuch wert“, sagt Roswitha Krieger (Zellingen), die die Tagesfahrt beim Sommerpreisrätsel des Sonntagsblatts gewonnen hatte. Dann geht es auch für sie weiter in die Innenstadt, wo Zeit für die Mittagspause ist.Die meisten Ausflügler nutzen die, um eine original Coburger Rostbratwurst zu probieren. Später führt Reiseleiter Singer über den Marktplatz, dann geht es weiter in die Morizkirche. Durch die evangelisch-lutherische Stadtkirche – ebenfalls Ort der Landesausstellung – führt ein ehrenamtlicher Reformationsbotschafter. Hier, in der ältesten Kirche Coburgs, hat Martin Luther während seines halbjährigen Aufenthalts mehrmals gepredigt.Die Kirche geht auf eine romanische Basilika aus dem zwölften Jahrhundert zurück. Blickfang im Inneren der Kirche ist das Epitaph (Grabgedenkstein) aus Alabaster für Herzog Johann Friedrich II. den Mittleren (1529 – 1595). Errichtet wurde es von dessen Sohn Herzog Johann Casimir, nach dem Tod des Vaters. Es zeigt neben der herzoglichen Familie auch biblische Szenen.
„Mit Freunden war ich dieses Jahr schon auf Luthers Spuren in Wittenberg, der Tag heute hat dies gut ergänzt“, sagt Luise Stephan zum Ende der Tagesfahrt in Coburg. Auf der Rückfahrt nach Würzburg unterhält sich Stephan wie viele andere angeregt mit ihrer Sitznachbarin, die vor 15 Jahren nach München gezogen, aber immer noch treue Leserin und Abonnentin des Sonntagsblattes ist. Der Tag auf Luthers Spuren hat wohl für ausgiebigen Gesprächsstoff gesorgt. Rebecca Hornung