Der über einstündige Fußmarsch von der Kirche Maria Himmelfahrt durch die Flur war von Gebeten und Liedern, darunter die Jakobuslieder „Jakobus, Freund der Pilgerschar“ und „Jakobus, unser Freund und Held“ begleitet. An mehreren Stationen hielt Gemeindereferent Günter Kirchner mit der Pilgergruppe inne und gab Impulse zum Jakobustag. Er erinnerte an das Leben des Heiligen, erwähnte die unterschiedlichen Möglichkeiten der Wallfahrten, von denen jede ihre eigene Prägung, aber die gleiche Absicht – „Kirche als Volk Gottes unterwegs“ – habe. Kirchner sprach über das Geheimnis der Jakobuspilgerschaft und die Geschichte des Jakobusweges, der als völkerverbindender Weg heute im zusammenwachsenden Europa von besonderer Bedeutung sei.
Karl V. habe im Mittelalter aus politischen Zwecken den Weg sehr unterstützt. Wer sich früher auf die lange Pilgertour gemacht habe, sei auch vielen Gefahren ausgesetzt gewesen. „Die Leute wussten nicht, ob sie wieder zurück kommen“, sagte Kirchner. Pilgern bedeute, etwas Altes zurück lassen, sich neu auf den Weg machen und auf Neues einlassen.
Wie er feststellte, kommen Jakobuspilger nun immer öfter auf dem fränkischen Jakobusweg durch Langenleiten. Der Weg ist für Wanderer und Pilger an der blauen Muschel zu erkennen, führt von Fulda über den Kreuzberg auch durch die Rhöngemeinde weiter bis ins spanische Santiago de Compostella.
Wer den langen Weg gehe, merke sehr schnell, dass er zuviel Gepäck dabei habe. „Wir schleppen oft so viel unnötigen Krempel mit uns rum“ sagte Kirchner bei der kleinen Andacht an der Brücke. Er selbst habe auf dem Jakobusweg die Erfahrung gemacht, wie wenig man im Rucksack eigentlich brauche und wie befreiend es sei, Ballast abzuwerfen.
Namenstafel angebracht
Rudolf Glinka, der Vorsitzende des Rhönklubzweigvereins Walddörfer, befestigte nach der Andacht eine Namenstafel am Jakobussteg. In einer kurzen Ansprache erinnerte er daran, dass der ehemalige Wallfahrtsweg sehr verwildert gewesen sei und 1996 vom Rhönklub neu erschlossen wurde. Freilich habe damals noch niemand auch nur annähernd geahnt, zu welcher Bedeutung dieser Weg kommen würde. Als er in die offiziellen Wanderkarten aufgenommen wurde, seien andere Personen und Institutionen auf die Route aufmerksam geworden, die für die Langenleitener schon immer von Bedeutung gewesen sei. Die Aufnahme in den Jakobusweg im Jahr 2003 werte den alten Wallweg zusätzlich auf.
Ergänzt werde der Pilgerweg durch die Jakobusfigur in der Langenleitener Kirche. „Dadurch hat der Weg auch eine persönliche Bedeutung für uns alle“ betonte Glinka. Er dankte allen Helfern, die sich vor drei Jahren für den Bau des Holzsteges engagierten und dafür sorgten, dass Wanderer in der Gemarkung Herrenguckas trockenen Fußes die Furt überqueren können. Im Sommer wurde der Bau vorbereitet; zum Abschluss im November 2003 wurde die Segnung mit Guardian Peter Raphael vom Kloster Kreuzberg gefeiert. Die Helfer haben knapp 200 Arbeitsstunden einschließlich Maschinenstunden für die Errichtung der Brücke aufgebracht. Glinka freute sich besonders darüber, dass nun erstmals eine Jakobusandacht an diesem Platz stattfand, und lud alle ein, die zweite Etappe auf dem Jakobusweg von Rothemann bis Gersfeld am 3. Oktober mitzuwandern.
Bitte um GastfreundschaftGünter Kirchner bat darum, den Jakobuspilgern, die an der Muschel zu erkennen sind und häufig einen weiten Weg hinter sich haben, gastfreundlich zu begegnen. „Jakobuspilger freuen sich über einen Schluck Wasser und ein gutes Wort“. In der Kirche hängt auch ein Stempel, mit dem die Jakobuspilger nach Pilgerbrauch ihre Station in Langenleiten abstempeln können.