„Uns hatte nach zwei Fußwallfahrten nach Vierzehnheiligen und zwei Radwallfahrten nach Altötting und Rom in den Jahren 1994 bis 2000 einfach die Sehnsucht gepackt, einmal mit dem Rad nach Santiago de Compostela zu fahren“, sagt Karl-Heinz Fleischmann. Im Jahr 2003 war es dann soweit: Zusammen mit Bernd Schirber, Franz Ankenbrand, Hans Sperandio, Jochen Full, Dietmar Hetterich, Rudi Rambacher, Klaus Rützel, Horst Schwarzäugl und Diakon Manfred Griebel sowie den Begleitpersonen Anette und Alfred Eichelmann nahmen sie die erste Etappe von Prappach nach Genf in Angriff. Anschließend bewältigte das „Team Fleischmann“ auch die Touren von Genf nach Lourdes (2004) und von Lourdes nach Santiago de Compostela (2006).
Es sei aber nicht nur die Sehnsucht, das Ziel gewesen, die Kathedrale in Santiago de Compostela, sondern auch die Sehnsucht nach dem Weg selbst. Denn ihnen sei es nicht um die sportliche Leistung gegangen, sondern um die Gemeinschaft, den Weg zueinander und zu Gott hin. Jeder habe sein persönliches Anliegen auf diesen Weg mitgenommen, ebenso wie eine Jakobsmuschel, das Zeichen des Jakobuspilgers.
„Wenn wir unseren Diakon nicht dabei gehabt hätten, wäre es keine Wallfahrt gewesen.“ Denn er habe die Gruppe jeden Tag mit einem Wort aus der Heiligen Schrift auf den Tag eingestimmt, mit ihnen gebetet und gesungen, sie zum Nachdenken über das Tagesthema angeregt und jeden Abend eine kleine Andacht gefeiert. „Das war wie eine geistige Dusche, bei der wir im gegenseitigen Vertrauen alles, was wir am Tag erlebt hatten, ablegen konnten“, meint Fleischmann. Auch der Segen, den sich die Radwallfahrer gegenseitig gespendet hätten, sei für alle ein beeindruckendes und stärkendes Erlebnis gewesen. So habe die Wallfahrt bei jedem Mitglied Spuren hinterlassen: „das Gefühl, sich und Gott in der Gemeinschaft menschlich und geistlich näher gekommen zu sein, die Freude über die Kameradschaft, das Geschenk außergewöhnlicher Begegnungen mit anderen Pilgern, und die tiefe Dankbarkeit über das Erlebte.“
„Es war wunderbar, wie sich alle Radwallfahrer unserer Gruppe aufeinander und auf die geistlichen Impulse eingelassen haben, und dass wir immer gespürt haben, dass Gott mit auf unserem Weg ist“, erzählte Manfred Griebel. Ein wenig von der Liebe Gottes, die sie selbst empfingen, gaben die Wallfahrer auch an andere Pilger weiter. Beispielsweise an Katja aus Coburg und Tino aus Dresden. „Als wir die beiden trafen, baten sie uns, noch bei ihnen zu bleiben“, erzählt Bernd Schirber. Nach einem intensiven Gespräch habe man dann ein „Vater unser“ sprechen wollen, das Tino jedoch nicht habe beten können. Kurzerhand sei er von Klaus Rützel eingeladen worden, sich einfach in den Kreis einzureihen. „Nach dem Gebet hat Manfred Griebel Katja und Tino gesegnet, während wir alle hinter den beiden standen und ihnen unsere Hände auf die Schultern gelegt haben, erinnert sich Klaus Schirber. Dies sei ein so ergreifendes Erlebnis gewesen, dass vielen die Tränen in den Augen standen. „Und Katja und Tino dankten uns herzlich für diese wohltuende Begegnung.“ Nach den Anstrengungen während der drei Radwallfahrten war die Gruppe dann überglücklich und dankbar, die Kathedrale in Santiago de Compostela erreicht zu haben und dort den Pilgergottesdienst mitfeiern zu können.
Dass die Radlerpilger dann ein Buch über ihre Erlebnisse veröffentlichen würden, war niemals vorgesehen. „Eigentlich wollten wir nur für uns ein paar Erinnerungen festhalten“, sagt Alfred Eichelmann, dem die Entstehung und der Druck des Buchs zu verdanken sind. „Nachdem mir aber sechs Mitglieder aus unserer Gruppe Reiseeindrücke gegeben hatten, reifte die Idee zu dem Buch.“
„Spuren der Sehnsucht.“
Das Buch der Jakobusweg-Radwallfahrer hat 280 Seiten mit 158 Farbbildern und ist im Pfarrbüro in Haßfurt, Telefon 09521/ 1484, sowie in der Buchhandlung am Dom in Würzburg zum Preis von 19,50 Euro erhältlich. Der Reinerlös kommt einem sozialen Zweck zugute.