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      Auf alten Wegen nach Rom

      In Pilgerkreisen ist der Weg noch ein Geheimtipp. Und das – obwohl er im Gegensatz zu vielen anderen Pilgerwegen – historisch genau dokumentiert ist: Vor fast 800 Jahren hat Abt Albert von Stade die Via Romea beschrieben. Sie führt von der norddeutschen Hansestadt Stade – 45 Kilometer westlich von Hamburg am Rand des Alten Landes – quer durch Deutschland, Österreich und Italien bis nach Rom.

      Historische Basis der Via Romea – auf Deutsch schlicht „Romweg“ – ist der Pilgerweg des Abts. Albert wurde gegen Ende des 12. Jahrhunderts in der damals bedeutenden Hafen- und Hansestadt Stade geboren und 1232 zum Abt des dortigen Benediktinerklosters zur Heiligen Jungfrau Maria ernannt.

      Weil er sein Kloster nach dem Muster der Zisterzienser reformieren wollte, machte er sich 1236 auf den Weg nach Rom, um die Erlaubnis dafür bei Papst Gregor IX. einzuholen. Mit der Zustimmung in der Tasche kehrte er dann auf dem schnellsten Weg zurück. Doch es gab eine unerwartete Wendung: Seine Mitbrüder und der Bremer Erzbischof verweigerten ihm die Unterstützung.

      Lange vergessen

      Albert legte daraufhin sein Amt nieder. Er trat in das örtliche Minoriten-Kloster St. Johannis ein, wo er 1237 die „Annales Stadenses“ verfasste, eine lateinische Chronik der wichtigsten kirchlichen und politischen Ereignisse seiner Zeit. In die Chronik eingebettet ist ein fiktives Gespräch zwischen zwei Mönchen über die beste Wegführung einer Pilgerreise nach Rom. In seinem Itinerar – einer Art von Reiseführer für Pilger – beschreibt Albert seine Rastplätze und liefert erstaunlich genaue Entfernungsangaben. Die erwähnten Orte – 28 in Deutschland, einer in Österreich und elf in Italien – bilden ein Grundgerüst, anhand dessen sich der Wegverlauf genau nachzeichnen lässt. Eine handschriftliche Fassung von Alberts Annales befindet sich in der berühmten Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel. Dennoch geriet die Via Romea in Vergessenheit – bis im Sommer 2007 der evangelische Pfarrer Dr. Uwe Schott aus Plankstadt in Baden-Württemberg zufällig in der Toskana den italienischen Anthropologen Prof. Dr. Giovanni Caselli kennenlernte. Als der beiläufig erwähnte, dass an seinem Haus der Weg des Abtes Albert von Stade vorbeiführe, war Schotts Interesse geweckt. Schott und Caselli schrieben sämtliche im Itinerar erwähnten Orte an.

      Treff in Ochsenfurt

      Zu einem ersten Treffen im März 2008 in Ochsenfurt kamen bereits zwölf Städte-Vertreter. Bei einem zweiten Treffen in Bad Neustadt an der Saale entstand eine Satzung für den Förderverein „Romweg-Abt Albert von Stade“, der im Januar 2009 in Hornburg am Harz gegründet wurde. Den Vorsitz übernahmen der Hornburger Bürgermeister Andreas Memmert und Uwe Schott. Zeitgleich entstand in Italien der Partnerverein „Via Romea Germanica“. Mittlerweile ist die gesamte historische Strecke erforscht und beschildert und Pilger können sie problemlos nachgehen. Der Förderverein meint, dass die Via Romea als „Weg der Begegnungen“ zu Völkerverständigung und Frieden beiträgt. Zudem stärke sie den europäischen Gedanken, da sie dank ihrer historischen Route die Augen öffne „für eine schon lange vorhandene gemeinsame europäische Geschichte mit ihren religiösen, verkehrsmäßigen und kulturellen Aspekten“, findet Initiator Schott.

      Startpunkt des 1900 Kilometer langen Weges ist die Statue Abt Alberts im Innenhof des ehemaligen Franziskanerklosters in Stade. Dann geht es südwärts, über Celle und Braunschweig in den Harz, nach Bad Langensalza, Gotha, und durch den Thüringer Wald bis nach Meiningen. Von dort biegt der Weg ins Bistum Würzburg ein und führt über Bad Neustadt, Schweinfurt, Würzburg und Ochsenfurt weiter nach Rothenburg, Augsburg, Partenkirchen und Mittenwald, und schließlich über Innsbruck, Bozen, Venedig, Arezzo und Viterbo bis nach Rom. Von den zwölf deutschen Abschnitten führen zwei durch das Bistum Würzburg, nämlich der Rhön-Saale-Abschnitt von Meiningen über Mellrichstadt, Bad Neustadt und Münnerstadt nach Schweinfurt sowie der Weg durch das fränkische Weinland von Schwein- furt über Bergtheim, Würzburg, Ochsenfurt und Aub nach Rothenburg.

      Tourismus-Chancen

      „Als landschaftlich besonders reizvoll empfinden viele die Taletappe zwischen Meiningen und Bad Neustadt mit dem Übertritt an der ehemaligen innerdeutschen Grenze, den Abschnitt Strahlungen-Münnerstadt mit stets neuen Ausblicken auf die Rhön sowie den Weg von Würzburg nach Rothenburg an Main und Tauber entlang“, berichtet Michael Weiß. Als geschäftsleitender Beamter bei der Stadt Bad Neustadt engagiert er sich seit 2008 im Verein „Romweg-Abt Albert von Stade“. Denn: „Die Wiederbelebung dieses alten Pilgerweges ist von hoher kulturhistorischer Bedeutung und birgt Chancen für Bad Neustadt“, betont Weiß. Nicht zuletzt aus diesem Grund hätten Bad Neustadt und viele andere Städte einzelne Weg­etappen in ihr touristisches Programm aufgenommen. Weiß, selbst geschichtlich und kulturell sehr interessiert, war der Romweg von Abt Albert indes schon weit vor der Wiederentdeckung durch Schott und Caselli bekannt. „In der Stadtchronik von Dr. Ludwig Benkert ist Alberts Romweg beschrieben“, sagt er. Zudem stehe bereits seit dem Jahr 2000 eine Hinweistafel, die an die Nennung der Stadt im Itinerar des Abtes erinnert, am Bad Neustädter Zollberg. Der besondere Reiz von Alberts Romweg liegt für Weiß in seinem historisch exakt dokumentierten Verlauf: „Das unterscheidet ihn von vielen anderen Pilgerwegen.“ Und genau deshalb war es ihm auch ein Anliegen, die Via Romea wiederzubeleben und als Ganzes bekannt zu machen.

      Goldener Hirtenstab

      Seit der Eröffnung des Weges machen sich sowohl einzelne Wanderer und Radfahrer als auch größere Gruppen auf den Weg. Sie schätzen das Pilgern als Möglichkeit, Leib und Seele zur Ruhe zu bringen und mit der Natur, sich selbst, anderen Menschen und Gott in Verbindung zu kommen. Bei der Orientierung auf den alten Pfaden ist den Pilgern das Wegzeichen mit dem goldenen Hirtenstab auf blauem Grund eine Hilfe.

      Darüberhinaus gibt der Verein nach und nach Faltblätter für alle zwölf Wegabschnitte heraus. Momentan stehen die Etappen Hornburg-Nordhausen, Dinkelsbühl-Donauwörth, Oberammergau-Mittenwald sowie ein Gesamtprospekt zur Verfügung. Weitere sind in Arbeit. Dazu kommt ein Pilgerführer aus dem Ostfalia-Verlag sowie umfangreiches Kartenmaterial im Internet.

      Anja Legge

      Informationen

      • Stempelpass und Pilgerführer gibt es unter „www.ostfalia-verlag.de“.
      • Linkverzeichnis mit Tagesetappen, Wegbeschreibung, Bilder und Tipps: „www.viaromea.de/gesamtstrecke“.
      • Unterkunftsverzeichnis: „www.viaromea.de/pilgerunterkunft“.
      • Faltblätter bietet der Förderverein „Romweg – Abt Albert von Stade“ e.V., Andreas Memmert, Am Weinberg 9, 38315 Schladen, E-Mail „kontakt@viaromea.de“.
      • Kontakt für die Rhön: Michael Weiß, Stadt Bad Neustadt, Rathausgasse 2, 97616 Bad Neustadt, Tel. 09771/ 910613, E-Mail „michael.weiss@bad-neustadt.de“.
      • Kontakt für Würzburg: Dr. Peter Oettinger, Congress.Tourismus. Würzburg, Am Congress Centrum, 97070 Würzburg, Tel. 0931/372335, E-Mail „tourismus@wuerzburg.de“.
      • Schnupperpilgern ist auf der (ansonsten ausgebuchten) Pilgertour vom 24. Mai bis 4. Juni von Würzburg nach Augsburg für Tagesgäste möglich. Kontakt: Dr. Thomas Dahms, Tel. 05334/925902, E-Mail „dahms@ostfalen-portal.de“.