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      Auch Wallfahren geht durch den Magen

      Wenige Minuten bevor die Würzburger Wallfahrt der Bruderschaft zum Heiligen Kreuz in Premich (Dekanat Bad Kissingen) einlaufen wird, steht Roland Ziegler vom Pfarrgemeinderat am Schützenhaus bereit. Er und seine Helfer haben bereits 550 Becher mit schwarzem Tee der Partnergemeinde aus Indien oder Mineralwasser gefüllt und warten auf die durstigen Wallfahrer. Und dann geht es los: Die 524 Wallfahrer wallen in Premich ein und sammeln sich auf dem Vorplatz des Schützenhauses. Einige laufen direkt zu den Toiletten, die anderen greifen sich mit einem strahlenden Gesicht einen Getränkebecher und löschen ihren Durst.
      „Für die Trinkpause bleiben nur zehn Minuten, dann macht sich die Wallfahrt gleich wieder weiter auf den Weg“, erklärt Ziegler, der die Trinkpause nun schon seit sieben Jahren anbietet. Neben den Getränken können die Wallfahrer gegen eine Spende hier auch Erinnerungsfotos aus den Vorjahren ergattern. Die Spende kommt einer Gemeinde in Indien zugute. Innerhalb weniger Minuten sind die Becher geleert und die Wallfahrt setzt ihren Weg nach Waldberg fort.  

      Verpflegung durch Kirchengemeinde

      Insgesamt fünf Tage sind die Würzburger Wallfahrer unterwegs zum Kreuzberg und wieder zurück. Um etwas zu essen und zu trinken, halten sie mehrmals am Tag in verschiedenen Ortschaften, wie Wülfershausen, Euerdorf, Bur­kardroth oder Waldberg. Sie kaufen sich die Verpflegung vor Ort, haben dadurch weniger zu tragen und die Gemeinden können dabei etwas verdienen. Meist gibt es belegte Brötchen oder Kaffee und Kuchen. Zum großen Teil geschieht die Verpflegung ehrenamtlich mit Hilfe des jeweiligen Pfarrgemeinderats und Helfern aus der Pfarrgemeinde. „Herzlichen Dank für die freundliche Aufnahme, nicht nur hier in Waldberg, sondern auch in allen anderen Gemeinden“, dankt Pater Maximilian der Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Maria Ramsauer. „Ihr sorgt für uns, damit es uns gut geht und damit wir uns erholen und stärken können. Vergelt’s Gott“. In Waldberg, kurz vor dem anstrengenden Anstieg zum Kreuzberg, erwartet die Wallfahrer eine große Auswahl an selbstgebackenen Kuchen.   „Für heute brauchen wir 40 Kuchen und für morgen auch wieder 40, weil die Wallfahrer morgen schon wieder runterkommen vom Kreuzberg“, sagt Ram­sauer. Der Organisatorin stehen an beiden Tagen jeweils 25 Personen zur Seite, denn die Verköstigung muss schnell gehen, damit sich die Wallfahrer in der einstündigen Pause noch ein bisschen ausruhen können. „Gerade, wenn wir an einem Sonntag in einer Ortschaft Pause machen, sind die freiwilligen Helfer ein unglaublicher Segen für uns“, erklärt Präfektin Barbara Schebler. Bäckereien und Metzgereien haben sonntags ge-schlossen, aber die Wallfahrer bräuchten ja trotzdem etwas zu essen, erklärt sie.   Aus dieser Not heraus entstand auch die Versorgung mit Leberkäsbrötchen in Euerdorf am vierten Tag. Vor einigen Jahren ist diese Mittagspause auf einen Sonntag gefallen, weshalb die Idee aufkam, dass ein Team der Pfarrgemeinde die Brötchen verkauft.  Der Metzger sei froh, dass die Pfarrgemeinde den Verkauf übernimmt, denn er bräuchte sonst mehr Personal, erklärt Brigitte Kaiser, Küsterin in Euerdorf. Sie holt den Leberkäs sowie 400 Brötchen und verkauft diese mit ihrem Team im Pfarrgarten. So hätten beide Seiten etwas davon, meint Kaiser. Der Metzger habe weniger Arbeit und die Gemeinde könne den Erlös für die Renovierung des Seniorenzent­rums nutzen. Auch gehen Kaiser und ihren Helfern die vielen Dankesworte der Wallfahrer sehr zu Herzen. „Diese Dankbarkeit ist mehr wert, als alles Geld der Welt“. Deshalb denke sie auch unterm Jahr oft an die kurze gemeinsame Zeit mit den Wallfahrern.

      Für den Notfall

      Zwischen den großen Pausen in den Ortschaften liegen teilweise drei bis vier Stunden Fußweg. Dieser Weg wird von einer sogenannten zehnminütigen Gesundheitspause unterbrochen. Hier haben die Wallfahrer kurz die Gelegenheit durchzuschnaufen und etwas zu naschen. Familie Breunig, die schon seit mehreren Jahren mitläuft, nutzt die Pause gern, um einen Obstriegel zu essen oder Gummibärchen zu verteilen. „Traubenzucker kommt bei den anderen auch gut an und gibt für zwischendurch einen kleinen Energieschub“, sagt die 16-jährige Sina. Auch Wallfahrtsleiter Michael Seufert hat immer eine Notfallration an Essen dabei, zum Beispiel ein belegtes Brötchen. Oft brauche er das aber gar nicht, weil ihm die Verpflegung in den Ortschaften genüge. Für Präfektin Barbara Schebler ist die Wasserflasche das Wichtigste für unterwegs. „Auch, da ich als Vorbeterin sehr viel reden muss, ist das Trinken sehr wichtig“.  

      Die letzte Rast

      Eine Essensverpflegung der besonderen Art erfahren die Wallfahrer während ihrer letzten Rast in Rimpar auf dem Rückweg. Hier können sie sich an Tischen niederlassen und werden von den Mitgliedern der KAB bedient. Ein langes Anstehen bei der Essens- und Getränkeausgabe bleibt den Wallfahrern damit erspart. Bis zu 60 Helfer bringen den Wallfahrern ein Paar Bratwürste mit gemischten Salat zum Tisch. Am Tag davor werden dafür 50 Kilo Kartoffeln, 22 Kilo Karotten, 23 Kilo Gurken, 35 Salatköpfe und sieben Kilo Tomaten geschält und verarbeitet.   „Seit 1983 übernehmen mein Mann und ich die Organisation der Bewirtung der Kreuzbergwallfahrer“, erklärt Marga Hörrmann. Dem Ehepaar – beide über 80 Jahre alt – sei die Organisation nun aber zu anstrengend, weshalb ab dem nächsten Jahr ein Team, bestehend aus fünf Personen, die Leitung übernehmen wird. Nach der Pause in Rimpar machen sich die Wallfahrer auf für die letzten neun Kilometer nach Würzburg, wo sie für den sakramentalen Segen und die Auflegung des Kreuzpartikels unter Glockengeläut in den Kiliansdom einziehen. Rebecca Hornung