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    Atem holen in der Stille

    Es gibt Orte mit einer besonderen spirituellen Anziehungskraft“, ist der Hammelburger Pfarrer Michael Sell überzeugt und erklärt so den ungeheuren Reiz von Wallfahrtsorten im Allgemeinen und der heimeligen Wallfahrtskapelle Maria Steinthal im Besonderen: „An Orten wie diesen kann man die Gebete und die Spiritualität der vergangenen Generationen förmlich atmen“, meint er: „Und das schenkt auch uns Heutigen Kraft und Zuversicht.“
    Oberhalb der alten Weinstadt Hammelburg führt ein schmales Seitental des Saaletals, Steinthal genannt, den Berg hinauf. Folgt man diesem früheren Hauptweg nach Würzburg, gelangt man heute zum Truppenübungsplatz Hammelburg. Doch obwohl die alten Verbindungen gekappt sind, lohnt es sich noch immer, den alten Pfad zu beschreiten: So gelangt man nach etwa 100 Metern zur romantisch gelegenen Wallfahrtskapelle Maria Steinthal, die sich inmitten einer beschaulichen Waldlichtung an den einst von Weinreben bestandenen Hang schmiegt, während von der Spitze des Dachreiters eine vergoldete Muttergottes zur stillen Einkehr ruft. 

    „Wir brauchen heilige Orte“

    In dieser heimeligen Lage, der Abgeschiedenheit in der Natur, liegt für Pfarrer Sell der besondere Reiz von Maria Steinthal. „Gerade in einer Zeit, in der ständig Impulse auf uns einströmen, suchen wir die Stille“, präzisiert er: „Wir brauchen heilige Orte, an denen wir mit uns selbst und unserem Herrgott allein sein können, wo wir Atem holen können und außerhalb unseres Getriebes einen Punkt setzen können.“Dieses Bedürfnis nach einer Verbindung mit dem Transzendenten kannten indes schon unsere Vorfahren, wie auch die Entstehungslegende der Wallfahrt ins Steinthal belegt: So ritt einst ein Müller mit seinem Knecht durch das Tal und erlitt dort plötzlich einen Blutsturz; in seiner Not rief er Maria um Hilfe an und gelobte, ihr zu Ehren einen Bildstock zu errichten. Im Alltagsgeschäft vergaß der Müller jedoch sein Versprechen. Als er einige Jahre später wieder am Ort des Unglücks vorbeiritt, erlitt er abermals einen Blutsturz, worauf er ein Heiligenhäuschen erbaute. Die Legende liegt in diesem Fall überraschend nah an der Wirklichkeit: So fördert die geschichtliche Rekonstruktion zutage, dass der Inhaber der Herrenmühle in Hammelburg, Johann Keck, im Jahr 1716 aus Dankbarkeit für Errettung aus Todesgefahr einen Bildstock im Steinthal errichtete. Der Inschrift auf dem bis heute erhaltenen Votivbild zufolge handelt es sich dabei um die Kopie eines Marienbildes in der Schweinfurter Spitalkirche, das dort „nicht nach Würdigkeit verehrt“ wurde. Keck brachte die Figur an den Ort seines Unglücks, „allen frommen Christen zum Trost repräsentiert“. Zum Schutz der Figur beantragte er bei der Fuldischen Regierung eine Überdachung und stiftete 20 Gulden zu deren Unterhaltung. 

    Baubeginn 1739

    Im Jahr 1739 begann man mit dem Bau der heutigen Kapelle, 1742 erfolgte die Weihe durch den fuldischen Fürstabt Amandus von Buseck, gehörte doch das Gebiet um Hammelburg seit der Schenkung Karls des Großen im Jahr 777 zum Fuldaer Territorium. Mit dem Kapellenbau nahm der Zulauf der Gläubigen rasch zu und die Wallfahrt ins Steinthal kräftigen Aufschwung. Die Seelsorge übernahmen die Franziskaner aus dem nahe gelegenen Kloster Altstadt. Sage und schreibe zehn bis elf heilige Messen wurden im Jahr 1759 täglich gelesen. 1761 entstand eine Vorhalle, die den Franziskanern als Aufenthaltsraum diente. Nach der Säkularisation fiel Hammelburg 1816 an Bayern, die Wallfahrt ging zurück, wurde jedoch zum 100-jährigen Weihejubiläum neu belebt. Nach einer erneuten Zunahme der Pilgerströme nach den beiden Weltkriegen legte man 1956 einen geräumigen Platz mit Freialtar und Kanzel an.Zwei gelobte ProzessionenObwohl die Wallfahrt ins Steinthal eher jüngeren Ursprungsdatums ist, kann der Ort auf einige alte Traditionen zurückblicken: Neben Bittprozessionen aus der näheren Umgebung kommen zwei gelobte Prozessionen regelmäßig ins Steinthal: So danken die Hammelburger der Muttergottes für ihren Schutz bei einem schwerem Gewitter im Jahr 1852 und auch die Pfaffenhäuser halten es der Fürsprache Mariens zugute, dass ihr Ort im Jahr 1951 nicht für den vergrößerten Truppenübungsplatz abgesiedelt wurde. Hauptfeste sind seit jeher Mariä Geburt und Mariä Himmelfahrt. „Doch auch und gerade für Privatpilger und Familien ist Maria Steinthal ein wichtiger Andachtsort, der Jung und Alt verbindet, ja eine Familienkirche“, berichtet Sell und verweist auf die zahlreichen Familienszenen im Kirchenraum. Neben vielen Hochzeiten und Ehe-Jubiläen finden zudem jährlich rund 30 Gruppen aus dem gesamten Saaletal hierher. Beliebt sind außerdem die Mai- und Rosenkranzandachten mit bis zu 800 Gläubigen.Wichtigste Anlaufstelle für die vielen Pilger und Beter, die in das einsame Waldtal kommen, ist bis auf den heutigen Tag das Steinthaler Gnadenbild. Die auch als Schweinfurter Madonna bezeichnete, farbige Sandsteinfigur steht heute in einer Nische im Vorraum: Entspannt und mit einem Ausdruck mütterlicher Liebe sitzt Maria vor dem Betrachter; ihre linke Hand ruht anmutig auf dem Kleid, während sie mit der Rechten das auf ihrem Schoß stehende Jesuskind hält. Jesus wiederum breitet die Hände aus und scheint dem Betrachter entgegen zu gehen, als wolle er ihn willkommen heißen und ein Stück des Weges begleiten.Diese Mariendarstellung, die große Gelassenheit und Ruhe ausstrahlt, findet sich auch im Altarblatt des rechten Seitenaltars. Auf dem einst als Mirakel- oder Votivbild dienenden Gemälde, das mit der Jahreszahl 1716 versehen ist, erkennt der Betrachter zudem den mit seinem Knecht daherreitenden Müller, dem das Blut sturzbachartig vom Haupt läuft. Und auch die Madonna im Strahlenkranz an der linken Langhauswand ist in der typischen Steinthal-Pose gestaltet: Die barocke, farbig gefasste Holzfigur wurde 1988 vom damaligen Hammelburger Pfarrer und Marienweg-Initiator Josef Treutlein gekrönt und dient seitdem als transportables Gnadenbild für Gottesdienste am Freialtar. 

    Vom weiblichen Element

    Neben diesem Steinthal-Motiv finden sich in der kleinen Waldkapelle zahlreiche weitere Marien-Darstellungen, darunter die „Anbetung der Hirten“ im Hochaltar, „Mariä Himmelfahrt“ sowie eine seltene Darstellung von „Mariä Vermählung“ in den Deckengemälden, eine schmerzhafte Muttergottes an der rechten Langhauswand sowie Szenen aus dem Leben Mariens an der Emporenbrüstung, darunter auch „Mariä Geburt“. „All diese Bilder lenken den Blick auf das weibliche Element in unserem Glauben, auf Eigenschaften wie Gefühlsbetontheit und Mütterlichkeit“, erklärt Pfarrer Sell. Vor allem aber mache Gott am Beispiel Mariens deutlich, „dass es für ihn möglich ist, selbst aus einem einfachen Menschen etwas Großartiges zu machen.“ 

    Tipps und Fakten

    Geöffnet: Lediglich die Vorhalle der Kapelle ist frei zugänglich. Die Kirche selbst ist normalerweise verschlossen. Gottesdienste und Andachten: An den Sonn- und Feiertagen im Mai und Oktober um 16 Uhr Mai- beziehungsweise Rosenkranz-Andacht.Besondere Anlässe: Mariä Himmelfahrt (15. August) 16 Uhr Andacht, Mariä Geburt (Patrozinium, 7. September 2008) 10.30 Uhr Messe. Kontakt: Pfarrei Hammelburg – St. Johannes der Täufer, Oskar-Röll-Platz 3, 97762 Hammelburg. Telefon: 09732/ 2018. Fax: 09732/4493.E-Mail: „sell@kath-kirche-hammelburg.de“.