Der gebürtige Rheinländer Dr. Andy Theuer kam zwar erst 2011 zum Studium nach Unterfranken, aber auf die Frage, wo er sich heimisch fühlt, sagt er spontan „Würzburg“. In der dortigen Dompfarrei sei er gut aufgenommen worden. Im Jahr 2019 fragte ihn dann der damalige Dompfarrer Dr. Jürgen Vorndran, mittlerweile Generalvikar: „Könntest du dir vorstellen, Priester zu werden?“ Eine Woche Bedenkzeit nahm sich Theuer damals. Dann kam die klare Antwort „Ja“. Bis heute, wenige Wochen vor seiner Weihe, steht er „mit großer Entschiedenheit“ hinter diesem Ja zum Priesteramt: „Mein Gefühl sagt mir: Ich bin am richtigen Platz angekommen.“
Aufgewachsen in der Rureifel
Theuer wurde 1990 im nordrhein-westfälischen Simmerath bei Aachen geboren und wuchs in Vossenack in der Rureifel auf, einem Gemeindeteil von Hürtgenwald im Regierungsbezirk Köln. Nach dem Abitur am Stiftischen Gymnasium in Düren habe er „einfach mal weg gewollt von daheim“, erzählt der 34-Jährige. Eher durch Zufall sei die Wahl 2011 auf Würzburg gefallen, es habe einfach gepasst und er habe sich hier schnell eingelebt. Er studierte Germanistik, Erziehungswissenschaften und Theologie und legte das Erste Staatsexamen fürs Lehramt am Gymnasium ab.
Einen bestimmten Zeitpunkt für seine Berufung zum Priester kann Theuer nicht benennen: „Ich habe mir eher kontinuierlich die Frage gestellt, ob ich Priester werden möchte“, sagt der einzige Priesterkandidat des Weihejahrgangs 2025 im Bistum Würzburg. „Meinem jüngeren Ich hätte ich geraten: Das hättest du schon viel früher machen können“, fügt er hinzu. Denn schon seit der Firmung habe ihn die Frage begleitet. Nach dem Lehramtsstudium habe er überlegt, ob er an die Schule gehen, sein Wissen im Bereich Liturgiewissenschaft vertiefen oder Priester werden soll.
Die Frage von Dompfarrer Vorndran sei dann der entscheidende Moment gewesen: „Es war dieser Impuls von außen, dieses ,Hey, ich traue dir zu, dass du das kannst‘, was mich letztlich bewogen hat, einen Schritt weiterzugehen“, berichtet Theuer. Der endgültige Entschluss fiel in der alten Heimat, in der Abtei Kornelimünster in Aachen. Dort habe er über Texte aus der Bibel nachgedacht. „Am Ende war es die Taufe Jesu“, erzählt er. Darin sagt Jesus zu Johannes dem Täufer: „Lass es nur zu.“
Promotion zur Liturgie
Im April 2020 zog Theuer ins Würzburger Priesterseminar ein. Parallel zur Ausbildung absolvierte er sein Promotionsstudium im Bereich Liturgiewissenschaften, zunächst in Würzburg, den Abschluss machte er im August 2023 in München. Seinen Pastoralkurs absolviert Theuer seit knapp zwei Jahren im Pastoralen Raum Bad Brückenau mit Schwerpunkt in der Pfarreiengemeinschaft Oberleichtersbach-Schondra, wo ihn Domkapitular Armin Haas betreut. Bischof Dr. Franz Jung weihte Theuer am 28. September 2024 in Würzburg zum Diakon.
Als seine Kraftquellen benennt Andy Theuer seinen Glauben und die Begegnung mit Menschen. „Ich bekomme viel Unterstützung“, fasst er Gespräche in der Gemeinde zusammen. Die Arbeit mache ihm Spaß, von der Schule über die Gottesdienste bis zur Trauerbegleitung, die ihm ganz besonders am Herzen liege und Bestätigung gebe. Sein eigener Vater starb vor eineinhalb Jahren. Fast täglich sei er über Video-Anrufe in Kontakt mit seiner Mutter und einem Kreis von drei, vier engen Freunden. Das sei für ihn auch die Lebensweise, die er sich als Priester vorstellen kann: „Zölibatär zu leben, bedeutet für mich nicht, beziehungslos zu leben. Tiefe Freundschaften mit Menschen verschiedenen Alters genügen mir.“
„Ins kalte Wasser springen“
Neben Zeiten nur für sich, für Ruhe und zum Gebet habe er auch eine unstete Seite: Außer der „Wohngemeinschaft“ mit Domkapitular Haas im Schondraer Pfarrhaus habe er sein Zimmer im Würzburger Priesterseminar behalten, zudem stehe noch ein Bett in der Eifel. „Es war gut, dass ich mal alleine gelebt habe. Das ist eine Erfahrung, die ich jedem Priesteramtskandidaten wünschen würde“, betont Theuer. Trotzdem müsse sich natürlich jeder, der Priester werden wolle, entscheiden: „Irgendwann muss man einfach ins kalte Wasser springen.“ Für ihn persönlich steht jedenfalls seit Jahren fest: „Ich bin überzeugt, dass ich mein Glück und meine Zufriedenheit finde, indem ich diesem Weg folge.“ Dabei sehe er auch die Herausforderungen, vor denen die katholische Kirche steht. „Die klassische Volkskirche geht immer mehr zurück. Keiner weiß, wie der priesterliche Dienst in 20 Jahren aussehen wird.“ Er erlebe viel Verzweiflung bei den Gläubigen, weil es nicht gelinge, an bestehenden Strukturen festzuhalten. Das bestimme auch manche langwierigen Beratungen in Sitzung oder Besprechung.
Wie geht er selbst mit der Veränderung um? „Mir ist ist es wichtig, neue Formen der Liturgie auszuprobieren, und ich will in der Predigt über meinen Glauben sprechen“, sagt der 34-Jährige. Er wolle niederschwellige Gebetszeiten anbieten, zu denen jeder kommen könne. Wobei er die Kirchen in den Gemeinden nach wie vor als besten Ort dafür sieht. Theuer erwartet, dass sich in der Diözese geistliche Zentren ausbilden werden. Im Idealfall sei das mindestens eines pro Pastoralem Raum. „Aber vermutlich werden wir erleben, dass sich die Rolle und die konkrete Tätigkeit eines Priesters insgesamt sehr verändern werden.“ Es sei spannend, die Zukunft der Kirche in seinem Wahl-Heimatbistum Würzburg mitzugestalten. Und: Als einziger Weihekandidat des Jahrgangs 2025 hat er eine große Auswahl an möglichen Stellen, die er im September antreten kann. Aber zunächst stehen für Pfingsten die Weihe im Dom, die Primiz im Neumünster und die Heimatprimiz in Vossenack in der Eifel an.
„Innere Entschiedenheit“
„Nicht die Zahl ist entscheidend, sondern die innere Entschiedenheit“, sagt Bischof Franz Jung, und: „Was Papst Franziskus immer wieder betont, habe ich auch bei Andy Theuer erleben dürfen. Als er für sich einmal klar hatte, wohin sein Weg ihn führt, ist er mit großer innerer Entschiedenheit und geistlicher Freude seinen Weg gegangen, was mir sehr imponiert hat.“ Sein Primizwort laute „Weise mir, Herr, deinen Weg, ich will ihn gehen in Treue zu dir“. „Dieses Psalmwort bringt seine Entschiedenheit und Offenheit für die Wegweisung Gottes wunderbar zum Ausdruck“, sagt der Würzburger Bischof. Deshalb freue er sich sehr, Andy Theuer am Vorabend von Pfingsten zum Priester weihen zu dürfen.