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Telefonseelsorge bedeutet für Christiane Knobling, nahe am Menschen zu sein
Am Telefon in den Arm nehmen
Es gibt Momente, da fällt Christiane Knobling ihr Beruf sehr schwer. Es sind die Momente, wenn ihre eigentliche Arbeit getan ist. Die Zeit nach einem Telefonat. Wenn ein Anrufer ihr eben noch von einer schwierigen Situation erzählt hat. Von einer schlimmen Trennung zum Beispiel, und dass er nun nicht mehr weiter wisse. Sie hatte ihm zugehört, nachgefragt, ihn beruhigt. Bis sie merkte, dass ihm die Kraft ausging, dass sich seine Schilderungen im Kreis drehten, er sich wiederholte. Dann hatte sie das Gespräch beendet. Sich verabschiedet. Aufgelegt. In diesen Momenten beginnt für sie die Ungewissheit. Die Grübelei. Zu gerne möchte sie wissen, welche Konsequenzen der Gesprächspartner ziehen wird. Wie sein Leben verlaufen wird. Ob sie ihm helfen konnte. Doch Knobling hat keine Chance. Keine Nummer. Und schon gar keinen Namen. Schließlich ist sie Telefonseelsorgerin, und das bedeutet: Jedes Gespräch ist absolut vertraulich und anonym.
Um keinen falschen Eindruck zu erwecken: Die Pastoralreferentin ist gerne Telefonseelsorgerin. Trotz solcher Momente, in denen sie an ihre eigenen Grenzen stößt. Am Telefon habe sie das Gefühl, sehr nahe an den Menschen zu sein, sagt sie. Nahe an allem, was sie bewege. Deshalb entschied sie sich vor 15 Jahren für diese Form der Seelsorge. Erst ehrenamtlich, während ihrer Studienzeit.
Nach einigen Jahren als Pastoralassistentin in der Aschaffenburger Pfarrgemeinde St. Pius übernahm sie dann 1997 die Leitung der Telefonseelsorge am Untermain, die – wie auch die Würzburger Stelle – von Caritasverband und Diakonie getragen wird. Die 37-Jährige legt die Arbeitspläne für die Ehrenamtlichen fest, vertritt die Stelle auf Regional-, Diözesan- und Bundesebene und bildet neue Mitarbeiter aus.
Die Ausbildungskurse finden jährlich statt. Interessierte findet Knobling per Zeitungsannonce. Von ihnen wünscht sie sich Einfühlungsvermögen, Belastbarkeit und Flexibilität. Sie sollen bereit sein, ständig an sich zu arbeiten und dazuzulernen. Und sie müssen sich für drei Jahre Mitarbeit verpflichten. Im Gegenzug bekommen sie eine kostenlose einjährige Ausbildung. Um Selbsterfahrung geht es dabei zum Beispiel, um Gesprächsführung und Themen wie Suizid oder den Umgang mit psychisch Kranken. Außerdem nehmen die Mitarbeiter regelmäßig an Supervisionen teil. „Die sind unheimlich wichtig“, stellt Knobling fest, „weil sie von den derzeit 65 Ehrenamtlichen als Entlastung erlebt werden.“ Einzelkämpfer tun sich im Team zusammen, erzählen und tauschen sich aus.
Während ihrer Schichten sind die Mitarbeiter alleine. Alleine in einem Büroraum irgendwo in Aschaffenburg. Alleine mit einem Telefon, das immer wieder klingelt. Ob morgens, mittags oder nachts. Stoßzeiten gibt es auch. Nachmittags zum Beispiel. Dann melden sich vor allem Kinder oder Jugendliche. Oder abends. Dann sind es die Erwachsenen. „Wenn die Arbeit getan ist, kommen die Gedanken“, erklärt Knobling, die ein überlegter Mensch ist. Die genau weiß, was sie sagt. Und eben auch, was sie nicht sagen will. Details aus Telefongesprächen würde die schlanke Frau mit der Kurzhaarfrisur jedenfalls nie verraten.
Wer mehr über die Gespräche wissen möchte, den verweist sie auf den Jahresbericht. Insgesamt 21445 Anrufe seien im vergangenen Jahr eingegangen, heißt es dort. Und weiter: „Die meisten Gespräche gingen um nicht gelingende und nicht geglückte Beziehungen, sei dies in Ehen und Partnerschaften, zwischen Kindern/Jugendlichen und Eltern oder mit Freundinnen und Freunden.“
Einen Trend gibt es zu Mehrfach-Anrufen. Im Jahr 2000 waren es 25 Prozent der Anrufenden, die die kostenlose Nummer häufiger wählten. 2003 bereits 50 Prozent. „Für einige von ihnen sind die Telefonseelsorger die einzigen Ansprechpartner“, vermutet Knobling. Doch sie sieht noch einen weiteren Grund: „Wegen der Kürzungen im sozialen Bereich wird die Telefonseelsorge zu einem Auffangbecken für diejenigen, die anderswo nicht mehr beraten werden können.“ Therapeutische Hilfe und Beratung wolle und könne die Telefonseelsorge nicht leisten. Deshalb würden die Mitarbeiter bei Bedarf auf Beratungsstellen hinweisen. Am Telefon dagegen gehe es darum, dem Anrufer zuzuhören, ihm das Gefühl zu geben, dass er mit seinem Problem ernst genommen wird. Ihn wertzuschätzen. Den anderen am Telefon sozusagen in den Arm zu nehmen, auch wenn er weder zu sehen noch zu spüren ist. „Das bedeutet für mich Seelsorge“, betont die Leiterin.
Hin und wieder kommt es vor, dass sich Menschen für die Seelsorge am Telefon bedanken. Einen solchen Anruf wird Knobling wohl nie vergessen, obwohl sie damals selbst nicht im Dienst war. „Dankeschön“, hatte eine Frau zu Knoblings Mitarbeiterin gesagt. „Ich habe mir das Leben nicht genommen.“
Um keinen falschen Eindruck zu erwecken: Die Pastoralreferentin ist gerne Telefonseelsorgerin. Trotz solcher Momente, in denen sie an ihre eigenen Grenzen stößt. Am Telefon habe sie das Gefühl, sehr nahe an den Menschen zu sein, sagt sie. Nahe an allem, was sie bewege. Deshalb entschied sie sich vor 15 Jahren für diese Form der Seelsorge. Erst ehrenamtlich, während ihrer Studienzeit.
Nach einigen Jahren als Pastoralassistentin in der Aschaffenburger Pfarrgemeinde St. Pius übernahm sie dann 1997 die Leitung der Telefonseelsorge am Untermain, die – wie auch die Würzburger Stelle – von Caritasverband und Diakonie getragen wird. Die 37-Jährige legt die Arbeitspläne für die Ehrenamtlichen fest, vertritt die Stelle auf Regional-, Diözesan- und Bundesebene und bildet neue Mitarbeiter aus.
Die Ausbildungskurse finden jährlich statt. Interessierte findet Knobling per Zeitungsannonce. Von ihnen wünscht sie sich Einfühlungsvermögen, Belastbarkeit und Flexibilität. Sie sollen bereit sein, ständig an sich zu arbeiten und dazuzulernen. Und sie müssen sich für drei Jahre Mitarbeit verpflichten. Im Gegenzug bekommen sie eine kostenlose einjährige Ausbildung. Um Selbsterfahrung geht es dabei zum Beispiel, um Gesprächsführung und Themen wie Suizid oder den Umgang mit psychisch Kranken. Außerdem nehmen die Mitarbeiter regelmäßig an Supervisionen teil. „Die sind unheimlich wichtig“, stellt Knobling fest, „weil sie von den derzeit 65 Ehrenamtlichen als Entlastung erlebt werden.“ Einzelkämpfer tun sich im Team zusammen, erzählen und tauschen sich aus.
Während ihrer Schichten sind die Mitarbeiter alleine. Alleine in einem Büroraum irgendwo in Aschaffenburg. Alleine mit einem Telefon, das immer wieder klingelt. Ob morgens, mittags oder nachts. Stoßzeiten gibt es auch. Nachmittags zum Beispiel. Dann melden sich vor allem Kinder oder Jugendliche. Oder abends. Dann sind es die Erwachsenen. „Wenn die Arbeit getan ist, kommen die Gedanken“, erklärt Knobling, die ein überlegter Mensch ist. Die genau weiß, was sie sagt. Und eben auch, was sie nicht sagen will. Details aus Telefongesprächen würde die schlanke Frau mit der Kurzhaarfrisur jedenfalls nie verraten.
Wer mehr über die Gespräche wissen möchte, den verweist sie auf den Jahresbericht. Insgesamt 21445 Anrufe seien im vergangenen Jahr eingegangen, heißt es dort. Und weiter: „Die meisten Gespräche gingen um nicht gelingende und nicht geglückte Beziehungen, sei dies in Ehen und Partnerschaften, zwischen Kindern/Jugendlichen und Eltern oder mit Freundinnen und Freunden.“
Einen Trend gibt es zu Mehrfach-Anrufen. Im Jahr 2000 waren es 25 Prozent der Anrufenden, die die kostenlose Nummer häufiger wählten. 2003 bereits 50 Prozent. „Für einige von ihnen sind die Telefonseelsorger die einzigen Ansprechpartner“, vermutet Knobling. Doch sie sieht noch einen weiteren Grund: „Wegen der Kürzungen im sozialen Bereich wird die Telefonseelsorge zu einem Auffangbecken für diejenigen, die anderswo nicht mehr beraten werden können.“ Therapeutische Hilfe und Beratung wolle und könne die Telefonseelsorge nicht leisten. Deshalb würden die Mitarbeiter bei Bedarf auf Beratungsstellen hinweisen. Am Telefon dagegen gehe es darum, dem Anrufer zuzuhören, ihm das Gefühl zu geben, dass er mit seinem Problem ernst genommen wird. Ihn wertzuschätzen. Den anderen am Telefon sozusagen in den Arm zu nehmen, auch wenn er weder zu sehen noch zu spüren ist. „Das bedeutet für mich Seelsorge“, betont die Leiterin.
Hin und wieder kommt es vor, dass sich Menschen für die Seelsorge am Telefon bedanken. Einen solchen Anruf wird Knobling wohl nie vergessen, obwohl sie damals selbst nicht im Dienst war. „Dankeschön“, hatte eine Frau zu Knoblings Mitarbeiterin gesagt. „Ich habe mir das Leben nicht genommen.“