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    Als die DDR den Frieden gerettet hat

    LOHR AM MAIN. „Am 13. August 1961 wurde unsere Staatsgrenze zu Westberlin zuverlässig geschützt. Die Kampfgruppen der Arbeiterklasse haben ihre Aufgabe gemeinsam mit den anderen bewaffneten Kräften vorbildlich erfüllt“ heißt es im Lehrbuch „Staatsbürgerkunde“ für Hilfsschulen der DDR 1986 und im Heimatkunde-Lehrbuch für die Volksschule steht fast das Gleiche – Die Mauer in Berlin stand als sichtbares Zeichen für den Geist des sozialistischen Materialismus. Doch wie sah der geistige Hintergrund aus? Das Schulmuseum zeigt dazu jetzt Zeitdokumente aus dem Schulwesen der DDR, die sich mit Mauerbau, Grenzsicherung und allgemeiner militärischer Erziehung befassen.
    Die ideologischen Grundlagen für die „sozialistische Persönlichkeit“ wurden bereits in Kindergarten und Schule angelegt. In den neunten und zehnten Klassen der DDR-Schulen hatte es darüberhinaus ein eigenes Fach gegeben, das den Namen „Wehrerziehung“ trug. Dieses Fach mussten auch Lehrer in ihrer eigenen Ausbildung belegen. Für  männliche Lehramtsstudenten war es „Ehrensache“, als Soldat oder Unteroffizier auf Zeit zu dienen – über die gesetzliche Wehrpflicht hinaus. Wie die Mehrheit der Werktätigen, mussten am 13. August 1961 auch alle Lehrer und Studenten ihre Zustimmung zu den Grenzsicherungsmaßnahmen bekunden und ihre „Bereitschaft zur Verteidigung der DDR“ herausstellen, wie die Besucher aus dem Werk „40 Jahre sozialistische Lehrerbildung in Meiningen 1946 – 1986“ erfahren. 

    Hetzende Westsender

    Die sozialistische Schulbildung machte gar nicht erst den Versuch der Erziehung zur Objektivität. Im  Heimatkundelehrbuch heißt es: „Solange unsere Republik besteht, hetzen die Rundfunk- und Fernsehsender der BRD gegen unser Land. (Sie) verbreiteten fast täglich Lügen über die DDR. Besonders hetzen die Imperialisten der BRD gegen unsere Staatsgrenze. Diese Grenze schützt die volkseigenen Betriebe und das Land der Genossenschaftsbauern. Die Imperialisten führen den Klassenkampf mit Lüge, Hetze und Mord. Das sind Verbrechen gegen Frieden und Sozialismus. Den Kindern und Jugendlichen werden hanebüchene Geschichten als historische Tatsachen verkauft, wie Ausstellungsstücke zeigen. So hatte angeblich ein Student aus Westberlin als „Agent gegen die DDR“ 1955 die neuen Sendesäle des Staatlichen Rundfunkkomitees angezündet. Im gleichen Jahr soll eine West-Firma  absichtlich „vergiftete Erntebindfäden“ in die DDR geliefert haben, worauf 1200 Rinder an einer Magen- und Darmentzündung gestorben seien. Und weiter heißt es „Durch Lügen und Hetze in den Rundfunk- und Fernsehsendern der BRD ließen sich Menschen dazu verleiten, unsere Republik zu verlassen. Viele wurden mit Geld bestochen und abgeworben.“ 

    Immer mehr Ideologie

    Bemerkenswert sei laut Kurator Eduard Stenger, dass ab den siebziger Jahren, also der Zeit allgemeiner Entspannungsversuche, der ideologische Druck auf die Schule verstärkt worden sei. Vergleiche man DDR-Fibeln für das 1. Schuljahr aus den Jahren 1970 und 1976 könne man fast doppelt so viele ideologische Themen finden. Mit Schulbüchern und Gegenständen aus dem Schulleben ermöglicht das Museum, dessen Dauerausstellung sich auf die Zeit von 1789 bis 1989 konzentriert, Einblicke in das sozialistische Bildungssystem und zeigt die vielfältigen Möglichkeiten politischer Indoktrinationen. „Wie am 13. August 1961 der ,Frieden‘ gerettet wurde: Ein Beitrag zum Berliner Mauerbau der DDR vor 50 Jahren“. Städtisches Schulmuseum Lohr am Main, Sendelbacher Straße 21. Geöffnet bis 31. August 2011. Eintritt 1,50 Euro, ermäßigt 1 Euro.