Die sogenannten Heiliggeistlöcher in manchen Kirchen zeugen heute noch davon. Allerdings kann man sich angesichts der aktuellen Lage der Kirche, angesichts des Sündenfalls namens Missbrauch, angesichts steigender Kirchenaustrittszahlen und dadurch schwindender Bedeutung, angesichts lahmender Ökumene, angesichts wachsender innerkirchlicher Spaltungstendenzen ... schon fragen, wie der verheißene Geist Gottes derzeit in der Kirche wirkt, ob er überhaupt wirkt. Müsste nicht der Geist Gottes, wenn man nur inständig genug um seinen Beistand bittet, den Weg aus dieser Krisensituation hinaus weisen?
Ich glaube daran, dass er das tut, aber wohl nicht unbedingt so, wie ich das gerne hätte. Gottes Geist weht, wo er will, heißt es, und das ist vermutlich sehr oft nicht da, wo ich das Wehen des Geistes gerne verorten würde. Zudem weht er wohl auch nicht unbedingt so, wie ich es gerne hätte, beziehungsweise aus der oder in die Richtung, die ich gerne hätte. Er ist eben unverfügbar. So kann es durchaus sein, dass sich das Wehen des Gottesgeistes gerade in den Dingen und Zeitgenossen manifestiert, die mich nerven, meinen Vorstellungen zuwider laufen. Beistand des Gottesgeistes heißt nicht, dass man quasi blind den richtigen Weg geführt wird, eher schon, dass man Hinweise oder Impulse für die Marschrichtung angeboten bekommt – mitunter schmerzhafte.
Zeichen der Zeit hat das Zweite Vatikanische Konzil das genannt. Diese zu sehen und sich ihnen zu stellen – dazu befähigt der Gottesgeist. Siehe Apostelgeschichte: Als Begeisterte sind die zuvor furchtsam eingeschlossenen Jünger allen Widrigkeiten zum Trotz nach draußen gegangen.
Wolfgang Bullin