Bis zu vier Meter lang sind die klappenlosen Holztrompeten, deren Anblick an grüne Almen und Alpengletscher denken lässt. Doch ähnliche Instrumente haben Hirten früher auch in den deutschen Mittelgebirgen benutzt. Mit den Klängen haben sie über weite Distanzen kommuniziert. „Es hat sie mit ziemlicher Sicherheit auch in der Rhön gegeben“, erklärt Weber.
Drei fürs Alphorn
Das Alphorn verdankt seine erneute Beheimatung in Franken der Musikerin Ingrid Schubert aus Geroda, die 1998 drei Instrumente aus dem Urlaub mitgebracht hat und dann das Instrument in der unterfränkischen Musikwelt verankert hat. „Zuerst wurden wir natürlich als Exoten belächelt, aber unsere Auftritte haben immer allen gefallen“, erinnert sie sich. 2013 gab es in der Rhön sogar ein Alphornbläsertreffen mit 160 Teilnehmern aus aller Welt. Der größte Teil der Musikliteratur für das Alphorn kommt natürlich aus dem alpenländischen Raum. Als Schubert den Komponisten Weber kennenlernte, rückte ihr Wunsch nach fränkischen Stücken plötzlich in greifbare Nähe. Weber schrieb daraufhin gleich mehrere Werke für Schuberts „Rhöner Alphornbläser,“ und schließlich auch die „Rhöner Alphornmesse“. Der vielseitige Künstler verfasste zu jedem der sechs Teile seiner Komposition ein geistliches Gedicht. „Lasset uns beten mit frohem Mund, nicht nur bei Sorgen in schwerer Stund‘“, heißt es in einem dieser Texte. Schwere Stunden sind Weber vertraut: Er leidet an Morbus Parkinson und musste daher seine langjährige Tätigkeit als Dirigent einer Blaskapelle schon vor Jahren aufgeben. Auch das Musizieren auf Trompete und Posaune, das er von Kindheit an leidenschaftlich pflegte, ist ihm nicht mehr möglich. Der frühpensionierte Industriebauschlosser lässt sich jedoch nicht die Lebensfreude rauben, sondern widmet sich mit ganzer Kraft seinem künstlerischen Tun. Neben den Kompositionen schreibt er Gedichte und Theaterstücke, spielt Schlagzeug im Unterfränkischen Seniorenorchester und photographiert. Für seine „Rhöner Alphornmesse“ fand Weber in Steffen Burkhardt einen Mitstreiter. Er ergänzte Messe und Texte mit einem Arrangement für Chor und Orchester. 2019 wurde das Stück dann in der evangelischen Kirche von Geroda uraufgeführt. Die ökumenische Ausrichtung seines Werks ist Weber wichtig: „Meine Texte sind weltoffen und für viele kirchliche Anlässe geeignet!“ Mit Wort und Klang wolle er die Zuhörer anregen, das Wesentliche im Leben wieder neu zu entdecken.
Zwei Aufführungen
Nun soll die „Rhöner Alphornmesse“ ihren Weg in die Welt antreten. Eigentlich wollte der Musikverlag Steer die Komposition bereits Anfang März bei der Blasorchestermesse in Stuttgart vorstellen, aber die Veranstaltung wurde Corona-bedingt auf den November verschoben. Doch Im Bistum gibt es zwei Termine, bei denen man das Musikstück hören kann.
Karen A. Braun
Aufführungen der „Rhöner Alphornmesse“:
Geroda, Evangelische Kirche: 675-Jahr-Feier der Gemeinde, 19. Juli, 14 Uhr.
Hammelburg, Kloster Altstadt: 9. Oktober, 19 Uhr.