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    Afrikaner haben die Zeit, wir die Uhr

    Münsterschwarzach. „Ihr lebt auf der einen Seite der Welt, die Menschen auf der anderen Seite habt ihr noch gar nicht kennengelernt“ – diese Worte gibt Pater Silvanus Kessy Jugendlichen mit auf den Weg, deren größte Sorge die Frage nach dem nächsten Urlaubsziel ist. „Bei uns in Afrika haben die Menschen ganz andere Probleme“, erzählt der Benediktiner aus der Abtei Ndanda im Süden Tansanias bei einem Aufenthalt in der Abtei Münsterschwarzach. Als Pfarrer für über 14000 Katholiken in vier Dörfern hat er eine wahre Mammutaufgabe zu bewältigen.
    Dies beginnt mit den ganz normalen seelsorglichen Aufgaben wie Gottesdienste, Taufen und Beerdigungen. Außerdem gibt es in der Pfarrei zwölf Kindergärten, sechs Primar- und vier Sekundarschulen, in denen Pater Silvanus, seine beiden Mitbrüder und zehn Katecheten Religionsunterricht geben. „Hinzu kommt, dass viele Menschen in Tansania Schwierigkeiten haben“, erzählt Pater Silvanus: „Sie haben Probleme in Ehe und Familie, seelischer Art oder leiden unter Armut und Hunger“.  

    Die Geißel AIDS

    Eines der beherrschenden Themen für die Menschen in Tansania ist jedoch AIDS und der Umgang mit der Immunschwächekrankheit. Allein in dessen Pfarrei gibt es 580 diagnostizierte Fälle, hinzu kommt eine hohe Dunkelziffer, da viele Menschen die Untersuchung strikt verweigern. Eine Vorbildfunktion hat hier das Selbsthilfe-Büro der Pfarrei „Usima“ (übersetzt: Ganzheitlich gesund sein). Neben der Aufklärungsarbeit über Ansteckung und Umgang mit der Krankheit vermittelt das Büro Patienten an Ärzte weiter und informiert über Behandlungsmöglichkeiten. 60 ehrenamtliche Helfer machen zudem Krankenbesuche und helfen vor Ort. Ganz wichtig ist Pater Silvanus auch die seelsorgliche Betreuung der AIDS-Kranken. Ihnen bietet er immer wieder Einzelgespräche an sowie ein Mal im Jahr eine große Messe mit Einzelsegen. 

    Von März bis Dezember 2009 weilte Pater Silvanus nun für eine Sabbatzeit in Deutschland. Neben dem persönlichen Auftanken war es sein vorrangiges Ziel, mit den Menschen im Allgemeinen und den Benediktinern im Speziellen in Kontakt zu kommen: „Ich will die Hintergründe und die Herkunft der Abtei Ndanda verstehen und eine Ahnung von der deutschen Sprache mit nach Hause nehmen“, bekennt er. In seiner deutschen Zeit hat Pater Silvanus „unheimlich viel gelernt – über die Menschen, ihren Lebensstil, ihre Werte und Erwartungen“. Aufgefallen ist dem sympathischen Afrikaner, dass die Deutschen „unheimlich hart arbeiten und in ihrer Arbeitshaltung sehr glaubwürdig“ sind: „Arbeit ist ein ungeheuer wertvolles Gut für sie“, präzisiert er. Zugleich hat er sie als stark zeitabhängig und von der Uhr bestimmt erlebt. Und: „Die Deutschen leben nicht jetzt, sondern in der Zukunft. Während wir in Afrika die Zeit haben, haben die Deutschen die Uhr!“ 

    Der Blick von Außen

    Hart klingt diese Analyse auf den ersten Blick – doch sie trifft bei genauerem Hinsehen exakt den Kern eines gesellschaftlichen Problems, das in Stress und Burn-Out, Vereinsamung, Sinnentleerung und Werteverlust gipfelt. Dennoch fordert auch Pater Silvanus seine Landsleute so manches Mal auf, wenigstens ein wenig dieser straffen Arbeitshaltung zu übernehmen: „Das würde uns rascher voranbringen!“ Von den Deutschen, in deren Gesichtern er oft Kälte und Härte liest, wünscht er sich dafür etwas mehr Freude. „Ihr habt doch alles!“, sagt er ihnen und erzählt von den Menschen in seinem Dorf, die am Existenzminimum leben und doch lachen können. Befragt nach seiner schönsten Erfahrung in Deutschland, tritt schließlich ein Strahlen in das schwarze Gesicht: „Es war wundervoll zu sehen, wie viele Menschen es hier gibt, die anderen helfen und die ein großes Herz haben, wenn sie hören, dass jemand in Not ist. Danke für alles!“