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Abenteuer im Heiligen Geist
Mit Gottesdienst und Festakt ist am vergangenen Sonntag das 50jährige Bestehen des Bischöflichen Hilfswerks Misereor gefeiert worden (siehe Beitrag auf Seite 5). Dabei gab es natürlich auch Lob und Anerkennung für die geleistete Arbeit, die sich in 5,5 Milliarden Euro für 100000 Projekte in 139 Ländern niedergeschlagen hat. Und doch stellt sich angesichts von Not, Ungerechtigkeit und Unterdrückung, die nach wie vor das Schicksal so vieler Menschen auf dieser Welt bestimmen, die Frage, ob 50 Jahre Misereor nun eine Erfolgsgeschichte sind oder letztlich doch nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein.Selbst wenn es nur dieser Tropfen wäre, so wäre Misereor Gott sei Dank nicht der einzige und zudem ein sehr wichtiger. Das liegt einmal daran wie, nach welchen Grundlagen Misereor arbeitet: Man setzt nicht auf prestigeträchtige Großprojekte, wie vielfach in der staatlichen Entwicklungshilfe, die leider auch oft weniger die Situation der Menschen vor Ort im Blick hat als vielmehr die wirtschaftlichen und politischen Interessen des Gebers; Misereor bemüht sich, möglichst konkrete und überschaubare Maßnahmen in Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort zu entwickeln und auf bereits vorhandene Strukturen zu bauen. Und dabei heißt die Devise: Hilfe zur Selbsthilfe. Und ebenso wichtig für Misereor: Mit dieser Hilfe vor Ort einher ging von Anfang an auch das politische Engagement, der Einsatz für Gerechtigkeit; „den Mächtigen ins Gewissen reden“, hatte es Kardinal Frings, der „Vater“ von Misereor, genannt. Schließlich hat Misereor immer Menschen aller Rassen, Hautfarben und Religionen geholfen; es galt und gilt nur ein Kriterium: Armut. Dazu kommt, dass Misereor schon immer auch in die „Gegenrichtung“ wirkt, hierzulande informiert, aufklärt, Bewusstsein bildet. Das Werk hat entscheidenden Anteil daran, dass die Katholiken in Deutschland sich ihrer weltweiten Verantwortung bewusst sind und Herz und Geldbeutel für Notleidende in aller Welt offen halten – und sicher sein können, dass ihre Spenden effektiv eingesetzt werden. „Abenteuer im Heiligen Geist“, hat Kardinal Frings das Werk bei der Gründung genannt. Er hatte offensichtlich mit beidem recht.