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    Würzburger Domdekan Dietrich von Thüngen war der erste namentlich bekannte Gast

    500 Jahre Kissinger Kur

    Der Würzburger Domdekan Dietrich von Thüngen (1476–1540) war der erste namentlich bekannte Kissinger Kurgast. 500 Jahre ist das her. Im 19. Jahrhundert stieg die Stadt in der Vorrhön mit ihrem gesundheitsfördernden Wasser zum Weltbad auf. Gekrönte Häupter und Staatenlenker gaben sich hier ein Stelldichein. Aus jenen Tagen rühren viele Superlative. 2019 vermeldete die Bayerische Staatsbad Bad Kissingen GmbH einen neuen Gästerekord. Solche Zahlen zeichnet man schon seit 1745 auf. Jetzt hoffen die Verantwortlichen, dass die UNESCO die Anstrengungen der Stadt mit dem Titel „Weltkulturerbe der Menschheit“ belohnt.

    „Schon 823 wurde der erste Nachweis für Salzquellen in Kissingen erbracht“, berichtet die Leiterin des Stadtarchivs, Birgit Schmalz. Jetzt, Ende April gewinnt Aktualität, was die Historikerin schon 2001 im Buch zur 1200-Jahr-Feier festgehalten hat. Sie zitierte aus den Protokollbüchern des Würzburger Domstifts: „1520 Sabatho post marci. Eodem die hat herr Dietrich von Tungen gebeten licentiam ad balneum gein Kissingen. Ist im erlewbt laut der form und wy es herkommen.“ In heutigem Deutsch heißt das, dass vor 500 Jahren Domdekan von Thüngen seinen Dienstherrn, übrigens ein Verwandter von ihm, um Erlaubnis gefragt hat, nach Kissingen reisen zu dürfen, um durch Bäder seine Gesundheit zu heben. Fürstbischof Konrad II. von Thüngen hat’s gewährt.

    „Aus dem Thüngen’schen Antrag geht hervor, dass die Anwendung des Kissinger Heilwassers bereits etabliert war”, stellt die Stadtarchivarin fest. Und: Mit Dietrich von Thüngens Namen lässt sich trefflich werben, denn sein Aufenthalt hat sich anscheinend sehr gelohnt: Er kam als 44-Jähriger und erreichte ein damals überdurchschnittliches Alter; er lebte noch 20 Jahre bis zum 25. April 1540.

    Fast alle waren da

    Wenig später, am 16. Juni 1540, segnete auch Fürstbischof Konrad II. das Zeitliche. Im gleichen Jahr verstarb Dietrichs Bruder Eucharius, der ebenfalls dem Domkapitel angehörte. Damit waren die von Thüngens keineswegs aus kirchlichen Führungsämtern verschwunden; als neuer Oberhirte folgte Konrad III. von Thüngen.

    Noch viele Domherren und wohl auch ihre weltlichen Verwandten hätten in Kissingen geweilt, mutmaßt Schmalz. Und scherzt: „Es ist leichter aufzuzählen, wer nicht da war, als umgekehrt.“ Die Obere Saline, ein repräsentatives Wohngebäude aus dem 18. Jahrhundert, haben ursprünglich die Würzburger Fürstbischöfe genutzt. Zwischen 1876 und 1893 residierte hier der deutsche Reichskanzler Otto Fürst von Bismarck. Die Bismarck-Wohnung mit Originalinterieur ist noch zu sehen – umgewandelt zum Museum.

    Bismarck-Wohnung

    Normalerweise ist das Museum mittwochs bis sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Des weiteren gibt es eine Ausstellung über Salzerzeugung. Die Abteilung „Anfänge des Heilbads und Weltbads“ stellt die Geschichte der sieben Heilquellen und der Kurmedizin sowie die Blütezeit Kissingens im 19. Jahrhundert dar. Heute liegen die Schwerpunkte der Kuren auf den Gebieten Herz und Kreislauf, Orthopädie, Erkrankungen der Leber, Galle, Bauchspeicheldrüse, Stoffwechselerkrankungen und Psychosomatik.

    Die heilende, lindernde oder vorbeugende Wirkung der Quellen ist wissenschaftlich nachgewiesen. Die Wässer sind reich an Mineralien und Spurenelementen. Am berühmtesten sind die 1737 erschlossene Rakoczy-Quelle und der seit 1616 bekannte Pandur-Brunnen. Wie der Luitpold-Sprudel „alt“, der Max-Brunnen und das Kissinger Bitterwasser eignen sie sich zur Regulierung des Mineralstoffhaushalts und der Therapie von Magen-Darm-Erkrankungen. Brunnenfrauen schenken zu festen Zeiten das Wasser aus – in der mit 90 Metern Länge und 2640 Quadratmetern Fläche größten Wandelhalle Europas.

    Im Hinblick auf die neuen Kurmittel Solebad, (Kohlensäure-) Gasbad und Moorbad hat man riesige Heilbadeanstalten errichtet. Im vielfach erweiterten und umgebauten Salinenbad von 1841 wurde für Bismarck eine eigene Badezelle mit separatem Eingang, Vor- und Ankleidezimmer geschaffen.

    1964 musste es allerdings einem Klinikneubau weichen. Das 1865 gegründete Luitpoldbad galt als die größte und das 1927 nach fast 100 Jahren abgerissene und neu erstellte Kurhausbad als die modernste Kurbadanstalt Europas.

    485 Baderäume

    Zusammen verfügten sie über maximal 485 Baderäume, in denen rund 300 000 Anwendungen pro Jahr oder fast 3800 pro Tag verabreicht wurden. Das Luitpoldbad stellte 1992 den Betrieb ein, seit 2017 dient es als Behördenzentrum. Das einstige Casino ist seit über 50 Jahren Spielbank. Das Kurhausbad hat man 1992 generalsaniert und dann letztlich 2014 geschlossen zugunsten der derzeitigen Nutzung durch das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Einen gewissen Ersatz für die Traditionshäuser bietet inzwischen die für jedermann zugängliche „KissSalis Therme“, die allerdings kein Kurbad sondern ein „Wellnessbad“ darstellt.    

    Bernhard Schneider