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Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    365 Tage und Nächte im Jahr

    Sie heißen Jean und Roland, Monique und Marie, und sie gehören zu den vielen Gebetsgruppen, die sich abwechseln, rund um die Uhr, 365 Tage und Nächte im Jahr. Mit ihrem Gebet gestalten sie die Ewige Anbetung. 75 Jahre werden es in diesem Jahr, dass es auf dem Mont Sainte-Odile, dem heiligen Berg des Elsass, Ewige Anbetung gibt. Mit einer Festwoche und Veranstaltungen wird man auf dem Klosterberg, 35 Kilometer südöstlich von Straßburg, dieses Jubiläum feiern.
    Sie heißen Jean und Roland, Monique und Marie, und sie gehören zu den vielen Gebetsgruppen, die sich abwechseln, rund um die Uhr, 365 Tage und Nächte im Jahr. Mit ihrem Gebet gestalten sie die Ewige Anbetung. 75 Jahre werden es in diesem Jahr, dass es auf dem Mont Sainte-Odile, dem heiligen Berg des Elsass, Ewige Anbetung gibt. Mit einer Festwoche und Veranstaltungen wird man auf dem Klosterberg, 35 Kilometer südöstlich von Straßburg, dieses Jubiläum feiern.

    Straßburg, die elsässische Ebene und das Städtchen Obernai mit seinen malerischen Fachwerkhäusern und Plätzen muss man hinter sich lassen und über eine kurvige Straße hinaufsteigen bis auf die 763 Meter hohe Felsnase der Vogesen, auf der das Kloster gebaut ist. Durch Wälder, vorbei an den „Heidenmauer“ genannten großen Felsquadern, Überresten einer keltischen Fliehburg. Auch die Römer hatten das Felsplateau besiedelt, aber um mehr über den Ursprung des heiligen Berges des Elsass zu erfahren, muss man die Legende bemühen.

    Die Geschichte des Odilienberges beginnt in der Stadt Obernai (Oberehnheim) am Fuße des Vogesenberges im fernen siebten Jahrhundert. Dort wird Herzog Eticho eine Tochter geboren, blind und debil. Er, der sich einen Sohn gewünscht hatte, ordnet an, das Kind auszusetzen, doch die Amme zieht es heimlich auf. Bei der Taufe wird Odilia durch ein Wunder sehend. Als Odilias Mutter und Bruder Hugo endlich dem Herzog gestehen, dass die Tochter noch lebt, muss der Bruder dies mit dem Leben bezahlen. Der Versuch des Vaters, Odilia mit einem Ritter zu verheiraten, scheitert, denn sie will ihrer religiösen Berufung folgen. Vom Vater verfolgt, rettet sie nur – so berichtet die Legende – ein sich öffnender Felsspalt. Erst ab da akzeptiert der Herzog seine Tochter und schenkt ihr Schloss Hohenberg, wo sie ihr Kloster einrichtet. Um das Jahr 700 gründet Odilia noch die Abtei Niedermünster, deren Ruinen östlich von Mont Sainte-Odile liegen.

    Bald nach dem Tode der heiligen Odilia (720) setzen Wallfahrten ein. Die Töchter berühmter elsässischer Familien treten in das erste Frauenkloster des Elsaß ein. Die berühmteste unter ihnen, Äbtissin Herrad von Landsberg, verfaßt 1182 den „Hortus Deliciraum“ („Wonnegarten“), eine 648 Seiten dicke Bilderhandschrift. Dieses einmalige Dokument verbrennt 1870 bei der Beschießung der Universität Straßburg durch die Preußen. Nur Teile von Abschriften sind erhalten.
    Im Zuge von Reformation und Bauernkriegen verfällt die Anlage, hinzu kommen Plünderungen und Brandschatzung. Bereits 1546 hatte ein Brand viele Gebäude mit Ausnahme der Kapelle der heiligen Odilia vernichtet. Nach der Revolution von 1789 wurde das Kloster zum Volkseigentum erklärt. Erst 1853 konnte der Bischof von Straßburg den Odilienberg zurückkaufen. Eine rege Bautätigkeit setzte ein: Pilgerheim und Kantine, eine dreischiffige Wallfahrtskirche und ein neuer Kreuzgang werden gebaut, überragt von einer überdimensionalen Statue der Heiligen, die segnend auf die elsässische Ebene blickt. Als nach 1871 Elsass und Lothringen dem Deutschen Reich zugeschlagen wurden, wird der Mont Sainte-Odile Symbol elsässisch-französischen Überlebenswillens gegen die preußisch-protestantischen Machthaber. Der Schriftsteller Maurice Barrès verfasst hier, wie eine Tafel erinnert, sein antideutsches Buch „Au service de l’Allemagne“.
    Inzwischen ist die Frage um die Zugehörigkeit des Elsass endgültig entschieden, die Freundschaft zwischen dem französischen und dem deutschen Volk Realität und das Elsass ein friedlicher Garten; eine Vision, wie sie der in Obernai geborene Schriftsteller René Schickelé bereits zwischen den beiden Weltkriegen träumte.

    Heute kommen die Pilger und Besucher nicht nur aus dem Elsass, sondern von beiden Seiten des Rheins, das Sprachgemisch ist nicht nur deutsch und französisch, sondern international. Besonders viel Elsässisch ist zu hören am und um den 14. Dezember, dem Namenstag der Patronin. Da steigen die Elsässer hinauf zum heiligen Berg, das Licht im Winter zu besingen und Gottesdienst zu feiern. Direktor Daniel Perrin und die Straßburger Kreuz-Schwestern kümmern sich um die Pilger, belebt wird das Kloster durch die Gebetsgruppen der Ewigen Anbetung. Bereits 1924 wollte Charles Joseph Eugène Ruch, Bischof von Straßburg, diese einführen. Laien machten sich für das Anliegen stark, erst am 5. Juli 1931 war es soweit: Die erste Gruppe, fast 30 Personen stark, übernahm den Dienst. Nicht einmal Krieg und die deutsche Besatzung konnten den Lobpreis unterbrechen. So kommen heute jährlich rund 1500 Männer und Frauen zur Ewigen Anbetung, zu der die tägliche Eucharistiefeier, Morgen- und Abendgebet sowie Glaubensgespräche gehören.

    Rund eine Million Menschen kommen jährlich durch das einzige Tor, das Pilgern und Besuchern den Weg frei gibt in den von Linden bepflanzten Hof. Die dreischiffige Konventskirche, 1867 wieder aufgebaut, beherrscht das Bild, dahinter der Kreuzgang, teilweise aus dem elften Jahrhundert. Von dort aus führt ein kleiner Durchgang in die Kapelle der Heiligen. Vier Jahrhunderte nach ihrem Tod soll sie über deren Sterbestelle errichtet worden sein, ein Sarkophag enthält ihre Gebeine. Dort verharren die Pilger und bitten um ihre Fürsprache, insbesondere bei Augenleiden. Im Sommer finden Gottesdienste auch auf der Terrasse über der elsässischen Ebene statt. Als große Statue auf dem Turm grüßt die Heilige Odilia segnend hinunter auf die Wallfahrer und das Elsass, dessen Patronin sie seit 1946 ist.

     

    Die heilige Odilia in Franken

    Mit einem Blindengarten ist die heilige Odilia, Schutzpatronin der Blinden, auch in Franken vertreten: in Miltenberg in der Nähe des Römerkastells. Ein Kneippsches Armkühlbecken befindet sich am Eingang, fünf Hochbeete mit Duft-, Tast- und Aromapflanzen und vier Duftlauben dazwischen. Schiffe, die auf dem Main fahren, ziehen förmlich durch diese Parklandschaft. Auch Kumquat-, Zitronen-, Orangen- und Mandarinenbäumchen fehlen in diesem Garten nicht. Bei der Einrichtung wirkten mit die im Alter von zehn Jahren erblindete Pastorin Ruth Zacharias und Prof. Dr. Gerhard Richter aus Weihenstephan. Taststeine von Jaspis, Calcedon, Amethyst und Bergkristall sind zu finden und die Heilkräfte, die diesen Steinen seit über tausend Jahren nach Hildegard von Bingen zugeschrieben werden, können Sehende in Druckschriften nachlesen, die im benachbarten Biergarten zu erwerben sind.