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300. Geburtstag von Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim (Teil I)
Bey mir haben die Weiber und die Religiosen in Regierungssachen nichts zu sagen.“ Diese Erklärung stammt nicht aus der Feder eines überzeugten Frauen- und Kirchenfeindes. Sie geht auf einen Würzburger Fürstbischof zurück – Adam Friedrich von Seinsheim, dessen Geburtstag sich am 16. Februar zum 300. Mal jährt. Ähnlich eigenwillig wie seine Ansichten war auch Seinsheims Reformtätigkeit in den Hochstiften Würzburg und Bamberg.
Als der neue Fürstbischof von Würzburg sein Amt 1755 antritt, gelangt mit ihm erstmals ein Vertreter der katholischen Aufklärung auf den Stuhl des heiligen Burkard. Die revolutionären wissenschaftlich-technischen Veränderungen dieser Epoche beflügeln den Gedanken der Aufklärung. In allen Teilen Westeuropas verbreitet sich Mitte des
18. Jahrhunderts der Glaube an die Besserung des Menschen durch Bildung und Wissensvermittlung. In Franken schreibt sich Adam Friedrich von Seinsheim den Kampf gegen Unvernunft, Traditionalismus und Aberglauben auf seine Fahnen. Es gibt auf diesem Gebiet genug zu tun. Die letzte Hexenverbrennung im Hochstift Würzburg liegt beim Amtsantritt des Fürstbischofs gerade einmal sechs Jahre zurück.
Verwandt mit den Schönborns
Die Aufklärung ist in dieser Zeit ein Anliegen der höchsten gesellschaftlichen Kreise, denen Seinsheim dank seiner privilegierten Herkunft angehört. Obwohl seine Familie ihre Wurzeln in der fränkischen Ortschaft Seinsheim hat, wird Adam Friedrich am 16. Februar 1708 in Regensburg geboren, unweit des Familiensitzes Sünching. Wegen der Verwandtschaft seiner Mutter mit dem mächtigen Geschlecht derer von Schönborn ist sein Lebensweg vorgezeichnet: Der Junge wird für die geistliche Laufbahn bestimmt. Nach dem Studium der Philosophie, Theologie und Jurisprudenz in Salzburg, Rom, Würzburg und Leyden nimmt ihn sein Onkel, Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn, unter seine Fittiche. Adam Friedrich bekleidet eine Reihe geistlicher Ämter in dessen Bistümern Würzburg und Bamberg und gewinnt dabei in Diplomatie und Staatsrecht an Erfahrung. Einstimmig wählt ihn das Würzburger Domkapitel wenige Jahre nach dem Tod seines Onkels am 7. Januar 1755 zum Fürstbischof von Würzburg. Zwei Jahre später folgt die Wahl zum Oberhirten von Bamberg. Über beide Hochstifte wird Seinsheim bis zu seinem Tod im Jahr 1779 gebieten.
Bildungs-Reformator
Seinsheim ist Bischof und Landesherr zugleich. Selbstbewusst trifft er seine Entscheidungen, oft ohne Rücksicht auf sein Domkapitel – in dieser Hinsicht ist er ganz absoluter Herrscher. Seine Macht nutzt er für die Anliegen der Aufklärung. Insbesondere um das Schul- und Bildungswesen in den zwei Fürstentümern macht sich Seinsheim verdient. Der mangelhafte Zustand vieler Schulen ist ihm bekannt. Die Lehrer des 18. Jahrhunderts werden erbärmlich bezahlt und sind entsprechend ungebildet. Daher lässt der Fürstbischof in Würzburg ein Lehrerseminar errichten, das die Qualität des Unterrichts massiv verbessert und in ganz Deutschland Nachahmer findet. 1775 tritt eine allgemeine Schulordnung in Kraft, die für Kinder vom sechsten bis zum zwölften Lebensjahr die Schulpflicht einführt, Lehrern eine angemessene Besoldung verschafft und den Gebrauch des Rohrstocks einschränkt. In Bamberg greifen ähnliche Reformen, das erste Lehrerseminar öffnet hier allerdings erst nach dem Tod des Fürstbischofs seine Pforten.
Nicht nur die Schulen, auch die Universitäten der beiden Hochstifte sind Seinsheims Sorgenkinder. Der Lehrbetrieb wird von den Jesuiten beherrscht, die bei den Aufklärern als dogmatisch und engstirnig verschrien sind. Seinsheim besetzt Lehrstellen gezielt mit Nichtjesuiten, beruft Professoren von Rang ins Frankenland und fördert bislang vernachlässigte Bildungszweige wie das Sprachenstudium. In Bamberg gründet er die medizinische Fakultät, in Würzburg lässt er Protestanten zum Medizinstudium zu. Auch anderweitig findet die ärztliche Heilkunst in dem Fürstbischof einen wichtigen Förderer. 1763 kann der Chirurg Carl Caspar Siebold auf Staatskosten eine Forschungsreise nach Holland, Frankreich und England unternehmen. Danach übernimmt er im Hochstift Würzburg das Amt des „Hebammenmeisters“. 1776 erteilt Adam Friedrich den Befehl, dass nur ausgebildete und geprüfte Hebammen ihren Beruf in seinem Land ausüben dürfen.
Für seine Schul- und Bildungsreformen erntet Seinsheim in Gelehrtenkreisen höchstes Lob. Bei der Feier des 200jährigen Universitätsjubiläums urteilt der aus Rinteln angereiste Mathematiker Johann Matthäus Hassencamp, die Würzburger Schuleinrichtungen seien „so vortrefflich, daß wir wenig dabei zu erinnern, um desto mehr aber zu bewundern fanden. Wir pflegen über Erziehungsanstalten und Schuleinrichtungen viel zu reden und zu schreiben, aber wenig zu tun; hier hingegen ist es gerade umgekehrt.“
Feiertage reduziert
Für seine Reformen bekommt der Fürstbischof aber nicht nur Lobesworte zu hören. Als er die Zahl der Feiertage drastisch einschränkt und einen einheitlichen Termin für das Kirchweihfest einführt, zieht er den Unmut der Gastwirte und der Wirtshausbesucher auf sich. Seinsheim begründet diesen Schritt mit der Bekämpfung des Müßiggangs. Das Volk hat dafür wenig Verständnis, zumal die Feiertage damals die einzige Form von Urlaub sind, die es für Bauern und Handwerker gibt. Auch eine andere Maßnahme trägt dem Fürstbischof Tadel ein. Zur Hebung der Staatsfinanzen ruft er 1767 eine staatliche Lotterie ins Leben. Sie erfüllt ihren Zweck und spült üppige Einnahmen in die fürstbischöfliche Kasse. Trotzdem schafft Seinsheims Nachfolger, Franz Ludwig von Erthal, die Lotterie wieder ab, weil die Spielbegeisterung etliche seiner Untertanen in den finanziellen Ruin treibt.
Als der neue Fürstbischof von Würzburg sein Amt 1755 antritt, gelangt mit ihm erstmals ein Vertreter der katholischen Aufklärung auf den Stuhl des heiligen Burkard. Die revolutionären wissenschaftlich-technischen Veränderungen dieser Epoche beflügeln den Gedanken der Aufklärung. In allen Teilen Westeuropas verbreitet sich Mitte des
18. Jahrhunderts der Glaube an die Besserung des Menschen durch Bildung und Wissensvermittlung. In Franken schreibt sich Adam Friedrich von Seinsheim den Kampf gegen Unvernunft, Traditionalismus und Aberglauben auf seine Fahnen. Es gibt auf diesem Gebiet genug zu tun. Die letzte Hexenverbrennung im Hochstift Würzburg liegt beim Amtsantritt des Fürstbischofs gerade einmal sechs Jahre zurück.
Verwandt mit den Schönborns
Die Aufklärung ist in dieser Zeit ein Anliegen der höchsten gesellschaftlichen Kreise, denen Seinsheim dank seiner privilegierten Herkunft angehört. Obwohl seine Familie ihre Wurzeln in der fränkischen Ortschaft Seinsheim hat, wird Adam Friedrich am 16. Februar 1708 in Regensburg geboren, unweit des Familiensitzes Sünching. Wegen der Verwandtschaft seiner Mutter mit dem mächtigen Geschlecht derer von Schönborn ist sein Lebensweg vorgezeichnet: Der Junge wird für die geistliche Laufbahn bestimmt. Nach dem Studium der Philosophie, Theologie und Jurisprudenz in Salzburg, Rom, Würzburg und Leyden nimmt ihn sein Onkel, Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn, unter seine Fittiche. Adam Friedrich bekleidet eine Reihe geistlicher Ämter in dessen Bistümern Würzburg und Bamberg und gewinnt dabei in Diplomatie und Staatsrecht an Erfahrung. Einstimmig wählt ihn das Würzburger Domkapitel wenige Jahre nach dem Tod seines Onkels am 7. Januar 1755 zum Fürstbischof von Würzburg. Zwei Jahre später folgt die Wahl zum Oberhirten von Bamberg. Über beide Hochstifte wird Seinsheim bis zu seinem Tod im Jahr 1779 gebieten.
Bildungs-Reformator
Seinsheim ist Bischof und Landesherr zugleich. Selbstbewusst trifft er seine Entscheidungen, oft ohne Rücksicht auf sein Domkapitel – in dieser Hinsicht ist er ganz absoluter Herrscher. Seine Macht nutzt er für die Anliegen der Aufklärung. Insbesondere um das Schul- und Bildungswesen in den zwei Fürstentümern macht sich Seinsheim verdient. Der mangelhafte Zustand vieler Schulen ist ihm bekannt. Die Lehrer des 18. Jahrhunderts werden erbärmlich bezahlt und sind entsprechend ungebildet. Daher lässt der Fürstbischof in Würzburg ein Lehrerseminar errichten, das die Qualität des Unterrichts massiv verbessert und in ganz Deutschland Nachahmer findet. 1775 tritt eine allgemeine Schulordnung in Kraft, die für Kinder vom sechsten bis zum zwölften Lebensjahr die Schulpflicht einführt, Lehrern eine angemessene Besoldung verschafft und den Gebrauch des Rohrstocks einschränkt. In Bamberg greifen ähnliche Reformen, das erste Lehrerseminar öffnet hier allerdings erst nach dem Tod des Fürstbischofs seine Pforten.
Nicht nur die Schulen, auch die Universitäten der beiden Hochstifte sind Seinsheims Sorgenkinder. Der Lehrbetrieb wird von den Jesuiten beherrscht, die bei den Aufklärern als dogmatisch und engstirnig verschrien sind. Seinsheim besetzt Lehrstellen gezielt mit Nichtjesuiten, beruft Professoren von Rang ins Frankenland und fördert bislang vernachlässigte Bildungszweige wie das Sprachenstudium. In Bamberg gründet er die medizinische Fakultät, in Würzburg lässt er Protestanten zum Medizinstudium zu. Auch anderweitig findet die ärztliche Heilkunst in dem Fürstbischof einen wichtigen Förderer. 1763 kann der Chirurg Carl Caspar Siebold auf Staatskosten eine Forschungsreise nach Holland, Frankreich und England unternehmen. Danach übernimmt er im Hochstift Würzburg das Amt des „Hebammenmeisters“. 1776 erteilt Adam Friedrich den Befehl, dass nur ausgebildete und geprüfte Hebammen ihren Beruf in seinem Land ausüben dürfen.
Für seine Schul- und Bildungsreformen erntet Seinsheim in Gelehrtenkreisen höchstes Lob. Bei der Feier des 200jährigen Universitätsjubiläums urteilt der aus Rinteln angereiste Mathematiker Johann Matthäus Hassencamp, die Würzburger Schuleinrichtungen seien „so vortrefflich, daß wir wenig dabei zu erinnern, um desto mehr aber zu bewundern fanden. Wir pflegen über Erziehungsanstalten und Schuleinrichtungen viel zu reden und zu schreiben, aber wenig zu tun; hier hingegen ist es gerade umgekehrt.“
Feiertage reduziert
Für seine Reformen bekommt der Fürstbischof aber nicht nur Lobesworte zu hören. Als er die Zahl der Feiertage drastisch einschränkt und einen einheitlichen Termin für das Kirchweihfest einführt, zieht er den Unmut der Gastwirte und der Wirtshausbesucher auf sich. Seinsheim begründet diesen Schritt mit der Bekämpfung des Müßiggangs. Das Volk hat dafür wenig Verständnis, zumal die Feiertage damals die einzige Form von Urlaub sind, die es für Bauern und Handwerker gibt. Auch eine andere Maßnahme trägt dem Fürstbischof Tadel ein. Zur Hebung der Staatsfinanzen ruft er 1767 eine staatliche Lotterie ins Leben. Sie erfüllt ihren Zweck und spült üppige Einnahmen in die fürstbischöfliche Kasse. Trotzdem schafft Seinsheims Nachfolger, Franz Ludwig von Erthal, die Lotterie wieder ab, weil die Spielbegeisterung etliche seiner Untertanen in den finanziellen Ruin treibt.