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Gelebte Volksfrömmigkeit auf der „Heiligen Stiege“ in Rom
28 Stufen zum Himmel
Ratlos schaut die deutsche Touristengruppe die Treppe hinauf. Rund zwei Dutzend Menschen rutschen, ins Gebet versunken, auf Knien die Stufen hoch. Nach dem Motto „Na gut, das haben wir dann also auch gesehen“, zieht die Reiseschar achtlos weiter – ohne zu wissen, was dort, an der „Scala Santa“ in Rom, überhaupt vor sich geht.
Viele Menschen besuchen nach einer Besichtigung der mächtigen Basilika San Giovanni in Laterano in Rom auch das Heiligtum gleich gegenüber, das zu Deutsch „Heilige Stiege“ heißt. Viele „Nordlichter“ erleben hier zum ersten Mal die Eigenart „romanischer“ Volksfrömmigkeit. Um die Stiege zu erreichen, muss man von der Basilika aus eine viel befahrene Straße überqueren und gelangt zu einem schmucklosen Gebäude. Tritt der Besucher durch die große Eisentür, findet er sich plötzlich in einer stillen Atmosphäre: vor einer hohen Treppe, an deren oberem Ende man ein großes Kruzifix und ein vergittertes Fenster sehen kann.
Niemand läuft auf dieser Treppe, die Menschen bewegen sich auf den Knien nach oben und verharren Stufe um Stufe im Gebet. Oben angelangt, steigen sie über zwei „normale“ Treppen links oder rechts neben der „Scala Santa“ wieder hinab. Überwiegend sieht man Frauen, darunter viele Ordensschwestern. Viele scheinen in der Nähe zu wohnen, einige Frauen haben die Einkaufstüte am Arm, Männer einen Aktenkoffer neben sich.
Paola, eine 55-jährige Römerin, betet nicht zum ersten Mal an der „Heiligen Stiege“. „Es ist mir zu einer Pflicht und einer Freude geworden.“ Zwar fühlte sie sich nie besonders an die Kirche gebunden. Aber als ein Priester ihrer Tochter aus einer schweren psychischen Notlage geholfen hat, „habe ich zum Dank zum ersten Mal auf der Treppe gebetet und seither tue ich es jeden ersten Freitag im Monat.“ Auch Maria-Grazia, 59 Jahre alt, kommt einmal im Monat und erbittet Gottes Segen „für den Frieden, die Familie, einfach für alles“, erklärt sie. Die 61-jährige Anna aus Palermo, die seit zwanzig Jahren in Rom lebt, sucht mindestens einmal im Jahr die „Heilige Stiege“ auf: „Ich habe diesen Brauch vor vielen Jahren quasi geerbt und versprochen, ihn im Namen meiner früheren Chefin aufrecht zu erhalten.“
Stündliche Messfeiern
Vor Ostern ist die Treppe besonders gut besucht. An den Freitagen der Fastenzeit werden stündlich Messen in der Kapelle „Sancta Sanctorum“ gefeiert, zu der man über die Treppenstufen gelangt. Früher war sie die päpstliche Privatkapelle und manchmal wird sie noch „die Sixtinische Kapelle des Mittelalters“ genannt. Besonders in der Zeit, als die Päpste am Lateran residierten, zelebrierten sie hier Messen. Vor 150 Jahren ließ Papst Pius IX. nebenan ein Kloster erbauen und beauftragte den Passionistenorden mit der Betreuung und dem Schutz der „Heiligen Stiege“ und der „allerheiligsten“ Kapelle.
In ihrem Innern ist zu lesen: „Auf der ganzen Erde gibt es keine heiligere Stätte.“ Tatsächlich barg sie lange Zeit eine große Anzahl von wertvollen Märtyrer- und Heiligenreliquien und wichtige päpstliche Dokumente. Viele dieser Kostbarkeiten sind mittlerweile in den Vatikan überführt worden. Geblieben ist unter anderem ein Christusbild, das sich hinter dem Gitterfenster befindet und vom Fuß der „Heiligen Treppe“ aus zu sehen ist. Das Bild wird „acheiropoieta“ genannt – zu Deutsch: nicht von menschlichen Händen gemacht. Der segnende Erlöser ist darauf dargestellt – und man muss 28 Stufen überwinden, um unmittelbar vor ihm zu knien.
Treppe im Palast des Pontius Pilatus
Christus soll genau diese Stufen am Tage seiner Verurteilung mehrmals auf- und abgestiegen sein, denn der Sage nach befand sich die Treppe im Palast des Pontius Pilatus. Im Jahre 326 hat nach der Legende die heilige Helena, die Mutter Kaiser Konstantins, die Marmortreppe gefunden und befohlen, sie von Jerusalem nach Rom zu überführen. Zunächst wurde sie im alten Papstpalast aufgebaut.
Von unten nach oben
Im Jahr 1598 ließ Papst Sixtus V. sie als Aufgang zur Kapelle „Sancta Sanctorum“ herrichten. Als einzige Überreste des ehemaligen Lateranpalastes werden Papstkapelle und „Heilige Stiege“ noch heute vom Volk verehrt. Und immer noch werden die Heiligtümer von Passionistenpatres gepflegt, die es sich zum Ziel gesetzt haben, die Menschen durch Predigt über den gekreuzigten Christus zu Gott zu führen. Beim Besteigen der „Heiligen Treppe“ sind keine speziellen Gebete vorgeschrieben. Der Gläubige soll andächtig das Leiden Christi betrachten, heißt es in einer „Handreichung“ der Patres. Ähnlich wie beim Kreuzweg soll so der Weg von unten nach oben, vom Leid zur Erlösung nachempfunden werden – auch um das eigene Leid besser annehmen und ertragen zu können.
Stufen zum Himmel
Diese Hoffnung ist alt und nicht auf Rom beschränkt. So gibt es Nachbauten der „Heiligen Stiege“, etwa im österreichischen Forchtenstein und auf dem Kreuzberg bei Bonn. Einst nannten die Rheinländer die harten Stufen am Kreuzberg „Stufen zum Himmel“ und waren damit dem Verständnis der Verehrung der „Heiligen Stiege“ näher als manche deutsche Touristengruppe heute.
Viele Menschen besuchen nach einer Besichtigung der mächtigen Basilika San Giovanni in Laterano in Rom auch das Heiligtum gleich gegenüber, das zu Deutsch „Heilige Stiege“ heißt. Viele „Nordlichter“ erleben hier zum ersten Mal die Eigenart „romanischer“ Volksfrömmigkeit. Um die Stiege zu erreichen, muss man von der Basilika aus eine viel befahrene Straße überqueren und gelangt zu einem schmucklosen Gebäude. Tritt der Besucher durch die große Eisentür, findet er sich plötzlich in einer stillen Atmosphäre: vor einer hohen Treppe, an deren oberem Ende man ein großes Kruzifix und ein vergittertes Fenster sehen kann.
Niemand läuft auf dieser Treppe, die Menschen bewegen sich auf den Knien nach oben und verharren Stufe um Stufe im Gebet. Oben angelangt, steigen sie über zwei „normale“ Treppen links oder rechts neben der „Scala Santa“ wieder hinab. Überwiegend sieht man Frauen, darunter viele Ordensschwestern. Viele scheinen in der Nähe zu wohnen, einige Frauen haben die Einkaufstüte am Arm, Männer einen Aktenkoffer neben sich.
Paola, eine 55-jährige Römerin, betet nicht zum ersten Mal an der „Heiligen Stiege“. „Es ist mir zu einer Pflicht und einer Freude geworden.“ Zwar fühlte sie sich nie besonders an die Kirche gebunden. Aber als ein Priester ihrer Tochter aus einer schweren psychischen Notlage geholfen hat, „habe ich zum Dank zum ersten Mal auf der Treppe gebetet und seither tue ich es jeden ersten Freitag im Monat.“ Auch Maria-Grazia, 59 Jahre alt, kommt einmal im Monat und erbittet Gottes Segen „für den Frieden, die Familie, einfach für alles“, erklärt sie. Die 61-jährige Anna aus Palermo, die seit zwanzig Jahren in Rom lebt, sucht mindestens einmal im Jahr die „Heilige Stiege“ auf: „Ich habe diesen Brauch vor vielen Jahren quasi geerbt und versprochen, ihn im Namen meiner früheren Chefin aufrecht zu erhalten.“
Stündliche Messfeiern
Vor Ostern ist die Treppe besonders gut besucht. An den Freitagen der Fastenzeit werden stündlich Messen in der Kapelle „Sancta Sanctorum“ gefeiert, zu der man über die Treppenstufen gelangt. Früher war sie die päpstliche Privatkapelle und manchmal wird sie noch „die Sixtinische Kapelle des Mittelalters“ genannt. Besonders in der Zeit, als die Päpste am Lateran residierten, zelebrierten sie hier Messen. Vor 150 Jahren ließ Papst Pius IX. nebenan ein Kloster erbauen und beauftragte den Passionistenorden mit der Betreuung und dem Schutz der „Heiligen Stiege“ und der „allerheiligsten“ Kapelle.
In ihrem Innern ist zu lesen: „Auf der ganzen Erde gibt es keine heiligere Stätte.“ Tatsächlich barg sie lange Zeit eine große Anzahl von wertvollen Märtyrer- und Heiligenreliquien und wichtige päpstliche Dokumente. Viele dieser Kostbarkeiten sind mittlerweile in den Vatikan überführt worden. Geblieben ist unter anderem ein Christusbild, das sich hinter dem Gitterfenster befindet und vom Fuß der „Heiligen Treppe“ aus zu sehen ist. Das Bild wird „acheiropoieta“ genannt – zu Deutsch: nicht von menschlichen Händen gemacht. Der segnende Erlöser ist darauf dargestellt – und man muss 28 Stufen überwinden, um unmittelbar vor ihm zu knien.
Treppe im Palast des Pontius Pilatus
Christus soll genau diese Stufen am Tage seiner Verurteilung mehrmals auf- und abgestiegen sein, denn der Sage nach befand sich die Treppe im Palast des Pontius Pilatus. Im Jahre 326 hat nach der Legende die heilige Helena, die Mutter Kaiser Konstantins, die Marmortreppe gefunden und befohlen, sie von Jerusalem nach Rom zu überführen. Zunächst wurde sie im alten Papstpalast aufgebaut.
Von unten nach oben
Im Jahr 1598 ließ Papst Sixtus V. sie als Aufgang zur Kapelle „Sancta Sanctorum“ herrichten. Als einzige Überreste des ehemaligen Lateranpalastes werden Papstkapelle und „Heilige Stiege“ noch heute vom Volk verehrt. Und immer noch werden die Heiligtümer von Passionistenpatres gepflegt, die es sich zum Ziel gesetzt haben, die Menschen durch Predigt über den gekreuzigten Christus zu Gott zu führen. Beim Besteigen der „Heiligen Treppe“ sind keine speziellen Gebete vorgeschrieben. Der Gläubige soll andächtig das Leiden Christi betrachten, heißt es in einer „Handreichung“ der Patres. Ähnlich wie beim Kreuzweg soll so der Weg von unten nach oben, vom Leid zur Erlösung nachempfunden werden – auch um das eigene Leid besser annehmen und ertragen zu können.
Stufen zum Himmel
Diese Hoffnung ist alt und nicht auf Rom beschränkt. So gibt es Nachbauten der „Heiligen Stiege“, etwa im österreichischen Forchtenstein und auf dem Kreuzberg bei Bonn. Einst nannten die Rheinländer die harten Stufen am Kreuzberg „Stufen zum Himmel“ und waren damit dem Verständnis der Verehrung der „Heiligen Stiege“ näher als manche deutsche Touristengruppe heute.