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2000 Frauen stürmen den Dom

Keine einzige Bank ist mehr frei. Und immer noch strömen Frauen in den Fuldaer Dom. Bald haben sie auch die Stufen der Seitenaltäre in Beschlag genommen, ebenso die Stufen hi nauf zur Kanzel. Die in weiser Voraussicht mitgebrachten Klappstühle kommen schon bald zum Einsatz. Einige Damen dagegen ziehen es vor, während des Got tesdienstes zu stehen, schließlich haben sie während der Busfahrt nach Fulda lange genug gesessen. Rund 2000 Frauen aus dem Bistum Würzburg haben sich am Festtag „Mariä Geburt“ (8. September) zur Diözesanwallfahrt des Frauenbunds ins Nachbarbistum aufgemacht – Motto: „Mit Maria und Bonifatius unterwegs“.
„Ich habe den Dom nur ein einziges Mal so voll erlebt, als Kardinal Joseph Ratzinger am Bonifatiusfest 1994 zu Besuch kam und wir wegen des Wetters nicht auf dem Domplatz, sondern im Dom feierten“, stellt der Regens des Fuldaer Priesterseminars, Dr. Cornelius Roth, bei der Begrüßung der beachtlichen Frauenschar begeistert fest. Maria und Bonifatius seien Vorbilder in ihrer christlichen Haltung, erklärt Dr. Roth in seiner Predigt. Sie hätten auf das Wort Gottes gehört, seiner Führung vertraut und den Mut zum Aufbruch aufgebracht. Dies alles sei für die Zukunft der Kirche wichtig.  

Maria weist den Weg

„Manchmal habe ich den Eindruck, dass die Frauen in der Kirche gerade in diesen Punkten noch mehr Vorbilder sind als Männer“, betont der Regens und führt Hildegard von Bingen, Katharina von Siena und Theresa von Avila als Beispiele an. Für den Weg in die Zukunft brauche die Kirche Frauen und Männer, die Mut hätten, sich gegen den gesellschaftlichen Trend zu stellen. Der Weg solle dabei jedoch zum Wesentlichen zu­rückführen, zu Jesus Christus. Dabei seien zwei Frauen wegweisend gewesen – Maria, die Mutter Jesu unter dem Kreuz und Maria Magdalena am leeren Grab. Genau da, unter dem Kreuz und am Ort der Auferstehung, müsse die Kirche stehen, sagt Roth. „Und es ist gut, wenn uns zwei Frauen den Weg dorthin weisen.“ Einen Ausweg aus der Ausweglosigkeit solle die Kollekte Frauen in Notlagen aus den Diözesen Fulda und Würzburg ermöglichen, erklärt die Diözesanvorsitzende des Frauenbundes, Elisabeth Stula. Mit der Sammlung wolle man zeigen, dass dem Frauenbund die Solidarität mit bedürftigen Frauen und Kindern ein Anliegen sei. 

Picknick auf dem Domplatz

Nach dem Gottesdienst überflutet ein Strom von Frauen den Domplatz. Die große Treppe gegenüber des Doms wird als Sitzgelegenheit genutzt. Auch jetzt leis­ten die Klappstühle wieder gute Dienste. Zum Glück schenkt Petrus den Frauen strahlenden Sonnenschein. Das wirkt sich auch auf ihre Stimmung aus. Einige Lieder schallen über den Platz, Marienlieder natürlich. „Inge, willst du noch weng Kaffee?“ Selbst auf Klappstühlen sitzend, lässt sich eine Gruppe aus Hambach ihr gemütliches Kaffeekränzchen nicht nehmen. Für sie ist die Wallfahrt ein fester Termin, inklusive Kaffee, selbstgebackenen Nuss­ecken und Schokokuchen. Das Gemeinschaftserlebnis hat es ihnen besonders angetan. „Wir sehen immer wieder so viele alte Bekannte.“ Für die Diözesanvorsitzende des Frau­enbunds, Elisbeth Stula, sind das gemeinsame Gebet und die gemeinsamen Gespräche zwischen den pilgernden Frauen ein HauptanliegenDas haben die Teilnehmerinnen bereits auf der Hinfahrt nach Fulda in den Bussen demonstriert, als sie sich mit Gesang und Gebet auf den Got­tesdienst einstimmten. Auch knapp zwei Stunden später, als 2000 Frauen beim Wallfahrtsgottesdienst im Dom das Lied „Dass du mich einstimmen lässt in deinen Jubel, O Herr“ inbrünstig schmettern, wird die gemeinschaftliche Begeisterung für den Glauben deutlich. „Vielleicht wird manche zuhause erzählen, hier hat der Himmel die Erde berührt“, hofft der Geis­tige Beirat des Frauenbundes der Diözese, Prälat Walter Hohmann. Er lädt alle mit dem Ziel, Gemeinschaft zu stiften, zum gemeinsamen Singen ein und packt nach dem Mittagessen die Gitarre aus. 

Männliche Begleitung

Zwischen den vielen Damen sind auch einige Männer zu entdecken, Friedbert Dresch beispielsweise. Er begleitet seine Frau schon zum dritten Mal – und es habe ihm jedes Mal Spaß gemacht, sagt er. An diesem Tag seien die Damen ganz anders als im Alltag, „viel entspannter“. Ein anderer Ehemann erklärt lachend seine Funktion: „Ich bin heute der Stuhlträger.“ An der Wallfahrt nach Fulda habe ihm besonders gefallen, dass es zur Mittagszeit nicht so viel Schnick-Schnack gegeben ha­be, sondern ein einfaches Pick­nick auf dem Domplatz.  Doch auch das Organisieren eines Picknicks mache Arbeit, sagt Eli­sa­beth Stula. Daher werde bereits rund eineinhalb Jahre im Voraus das Ziel der Wallfahrt festgelegt. Die Anreise per Bus zu organisieren, bleibe dann den Zweigvereinen überlassen. Häufig schlössen sich dabei mehrere Nach­­bargemeinden zu Gruppen zusammen, die dann auch am Ziel noch Bestand haben. Unter dem eigenen Banner treffen sich die Damen wieder, wenn sie sich im Gedränge im Fuldaer Dom aus den Augen verloren haben. Gemeinsam brechen sie nach dem Ende des offiziellen Programms zu weiteren Unternehmungen auf. Eine Stadtführung, ein Kaffeebesuch oder ein Abendessen erwartet die Frauen, bevor sie, wie Stula es ihnen gewünscht hat, „gestärkt von der Wallfahrt mit ihren Begegnungen“ nach Hause fahren.