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Eine Reise nach Rumänien auf den Spuren der Caritas in Siebenbürgen
20 Euro Rente sind auch für Rumänien zu wenig
Vilma Kelé ist 95 Jahre alt und seit einigen Jahren bettlägrig. Sie atmet schwer und spricht undeutlich, in ihrem Mund sind nur noch wenige Zähne. Ihr Leben lang hat die hagere Frau schwer gearbeitet. Erst auf dem kleinen Hof der Eltern, dann vierzig Jahre unter den Kommunisten auf einer Kolchose. Fünf Euro Rente bekommt sie dafür. Ihr Mann Migós, mit dem sie seit über 40 Jahren verheiratet ist, war 35 Jahre Verladearbeiter bei der Bahn. Dafür bekommt er 15 Euro Rente. Migós kann noch langsam laufen, doch er geht höchstens bis in die Küche ins Nachbarzimmer. Im Winter aber nicht, denn in dem kleinen Haus ist nur ein Raum zu heizen. Und das Thermometer sinkt in den Ostkarpaten im Winter auf unter 30 Grad Minus. Hoher Schnee bedeckt dann monatelang die Landschaft. Ihr Leben ist hart und eintönig. „Erst seit uns die Sozialstation der Caritas betreut und regelmäßig besucht, haben wir wieder Lebensmut gewonnen“, so erzählen uns die beiden Alten. „Vorher wollten wir einfach nur noch sterben“, denn 20 Euro Rente sind selbst in Rumänien zu wenig für zwei alte Menschen. Nicht viel besser ergeht es einer anderen Familie, die wir besuchen. In dem kleinen Anwesen wohnen 13 Personen aus drei Generationen. Das einzige Einkommen sind die 55 Euro Rente der pflegebedürftigen Großeltern. Ihre erwachsenen Kinder und deren Familien haben nur unregelmäßig Geld.
Lebensstandard in den letzten Jahren gesunken
Einst war Siebenbürgen im westlichen Rumänien ein blühendes deutsches Siedlungsgebiet. Der Niedergang begann nach dem Zweiten Weltkrieg. Vier Jahrzehnte Kommunismus haben dem Land einen Stempel aufgedrückt, an dem es heute, vierzehn Jahre nach dem Sturz Ceauçescus, immer noch zu arbeiten hat. Die Wirtschaft ist zusammengebrochen, die Ostmärkte existieren nicht mehr, für die Westmärkte fehlt die Qualität. Die Arbeitslosenquote liegt offiziell bei 7,3 Prozent, regional reicht sie bis zu 80 Prozent. Ein funktionierender wirtschaftlicher Mittelstand fehlt. Über die Hälfte der Bauern produziert nur für den Eigenbedarf. Das Verkehrswesen ist marode, ein Warenaustausch findet kaum statt. Die ehemals prächtigen Städte aus dem 18. und 19. Jahrhundert zeigen wie viele Industrieanlagen und ehemalige Kolchosen aus neuerer Zeit einen verfallenen Charakter. In Siebenbürgen leben heute noch etwa zwei Millionen Ungarn. Die ehemals 600000 Deutschen wurden in den 70er und 80er Jahren überwiegend nach Deutschland „verkauft“ und so eines der lukrativsten Exportgüter des kommunistischen Regimes. Heute leben nur noch wenige tausend Deutsche hier. Seit Ende des Kommunismus haben über eine halbe Million – meist gut ausgebildete – Deutsche, Ungarn und Rumänen das Land verlassen. Ein gewaltiger Aderlass. Die bittere Armut fällt auf der Fahrt durch Siebenbürgen überall auf. Das durchschnittliche Einkommen liegt hier zwischen 60 bis 120 Euro, die jährliche Inflationsrate von offiziell 14 Prozent vernichtet alles noch verbleibende Geld. Energie- und Spritpreise steigen ins Unermessliche. Die Bauern bearbeiten ihre Felder per Hand. Wer reicher ist, kann ein Pferd vor den Pflug oder die Kutsche spannen. Den Traktor anzuwerfen leistet sich angesichts des teuren Diesels kaum jemand.
Das Leben funktioniert mit ausländischer Hilfe
Die grausamen Kinderheime des Kommunismus wurden in den 90er Jahren zwar aufgelöst, doch im-mer noch gibt es über 200000 Straßenkinder in Rumänien; sie leben in Müllcontainern, unter Brücken, in der Kanalisation. Überall wird gebettelt. Immer wieder fallen kleinwüchsige Kinder auf. Ihre Eltern hatten sie mit Zigarettenkippen gefüttert und ihnen so den Hunger genommen. Allerdings auch ihre körperliche und geistige Entwicklung. Schon mit sechs Jahren in die Schule zu gehen, ist daher unmöglich. Vielleicht mit zwölf. In einer solchen Gesellschaft kann nur überleben, wer stark ist. Schwache, alte, kranke oder behinderte Menschen haben wenig Chancen.
Hilfe der Kirche
In Rumänien gibt es 14 Religionen, die friedlich nebeneinander leben. 87 Prozent der Bevölkerung gehören zur rumänisch-orthodoxen Kirche, und die kennt keine sozialen Hilfestellungen. Nur etwa fünf Prozent sind römisch-katholisch. Sie sind nicht reicher als ihre Landleute, können jedoch mehr auf die Hilfe ihrer Kirche und vor allem der Kirche und Caritas aus westeuropäischen Ländern bauen. Das fällt schnell auf beim Besuch zweier Altenheime in Gheorgheni in den Ostkarpaten. Das kirchliche Haus St. Elisabeth hatte eine österreichische Firma vor einigen Jahren für drei Millionen Dollar gebaut. Für deutsche Maßstäbe spottbillig, denn 120 alte Menschen werden hier betreut. Die Flure sind hell und geräumig, neben den gemütlichen Zwei- bis Drei-Bett-Zimmern verfügt das Haus auch über Therapie-, Aufenthalts- und Gymnastikräume. Die Außenanlagen sind ansprechend gestaltet, die Verpflegung ist gut. Sogar ein kleiner Kiosk bietet seine Waren feil. Und dann der Besuch im staatlichen namenlosen Altenheim. Dunkle Gänge, die Alten apathisch zu siebt auf den Zimmern. Keine privaten Möbel, keine Schränke, keine Lampen, Vorhänge und Blumen. Keine Außenanlage, eine spärliche Küche, keine Therapieräume. Bis auf drei Bewohner bekomme auch niemand mehr Besuch, erklärt uns die Chefärztin. Und doch, so versichert sie, würden die Alten nach wenigen Wochen anspruchsvoll und stellten plötzlich Forderungen. Sie gewöhnten sich schnell an die regelmäßigen Mahlzeiten, das eigene Bett und das Dach über ihrem Kopf.
Bereits 500 LKW mit Hilfsgütern
Die sechs katholischen Diözesen im Westen Rumäniens bauen seit einigen Jahren immer mehr Sozialstationen, Krankenhäuser, Kindereinrichtungen und Altenheime auf. Einen Großteil ihres Etats finanzieren sie dabei mit Hilfe deutscher, schweizer oder österreichischer Caritasverbände und Diözesen. Alba Julia (ehemals Karlsburg) ist mit etwa 450000 Katholiken die größte der sechs römisch-katholischen Diözesen. Viele ihrer Einrichtungen werden durch kirchliche Gruppen, Privatpersonen oder Vereine aus der Diözese Würzburg unterstützt. Otto Barth, Finanzdirektor der Erzdiözese, ist regelmäßig zu Besuch bei seinem Würzburger Amtskollegen. Ein Großteil dieser Hilfe beruht auf Einzelinitiativen oder entstand auf Pfarreiebene.
Eine der aktivsten Personen unserer Diözese ist Elmar Karl. Der 50-jährige Kfz-Meister aus Bibergau bei Dettelbach engagiert sich seit 1990 in der Rumänienhilfe. Der Kontakt entwickelte sich zufällig über den Würzburger Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand. Aus Studienzeiten in Rom kennt Hillenbrand den rumänischen Erzbischof Dr. György Jakubinyi. Elmar Karl nahm Kontakt zu ihm auf und besuchte ihn in Alba Julia. Hieraus ist eine dauerhafte Hilfe entstanden. In einer großen Lagerhalle, die Karl 1996 eigens für die Rumänienhilfe baute, stapeln sich Hilfsgüter. Fast jede Woche wird hier inzwischen ein großer LKW für Rumänien beladen. Über 500 sind es schon geworden. Die Sachspenden bekommt er von Privatpersonen, Pfarreien und Firmen aus ganz Unterfranken.
Die Reise mit ihm durch Rumänien wird eine beeindruckende Fahrt. Viele Dutzende Einrichtungen der Kirche und der Caritas sind in den letzten Jahren mit seiner Hilfe aufgebaut und ausgestattet worden. Unsere kleine Reisegesellschaft wird immer wieder üppig empfangen und bewirtet. Elmar Karl ist in Rumänien so bekannt wie Karl-Heinz Böhm in Äthiopien. Die Gastfreundschaft ist manchmal beschämend, denn das reichhaltige Essen, das uns aufgetischt wird, haben viele unserer Gastgeber nach unserer Abreise bestimmt nicht mehr.
Rumänien benötig langfristige ausländische Hilfe vor allem in der Ausbildung und im Handel. Nur so lässt sich Hilfe zur Selbsthilfe umsetzen. Kurzfristig benötigen die Menschen jedoch materielle Hilfe zum Überleben: Kleidung, Schuhe, Möbel, Matratzen, Landmaschinen, Computer, Medikamente und Lebensmittel, Textilien, Baumaterial, Krankenhausbetten, Elektrogeräte, Fahrräder und vieles mehr.
Wer gebrauchte oder neue Sachspenden für Rumänien hat, kann sich direkt an Elmar Karl in Bibergau wenden, Telefon 09324/2640 oder 0171/
8260211. Information beim Caritasverband Telefon 0931/
386-66707. Geldspenden unter dem Stichwort „Siebenbürgen“ werden erbeten auf das Konto des Caritasverbandes, 3000990 bei der Liga Bank Würzburg, BLZ 75090300 oder auf das Konto 42007369 bei der Sparkasse Mainfranken, BLZ 79050000.
Lebensstandard in den letzten Jahren gesunken
Einst war Siebenbürgen im westlichen Rumänien ein blühendes deutsches Siedlungsgebiet. Der Niedergang begann nach dem Zweiten Weltkrieg. Vier Jahrzehnte Kommunismus haben dem Land einen Stempel aufgedrückt, an dem es heute, vierzehn Jahre nach dem Sturz Ceauçescus, immer noch zu arbeiten hat. Die Wirtschaft ist zusammengebrochen, die Ostmärkte existieren nicht mehr, für die Westmärkte fehlt die Qualität. Die Arbeitslosenquote liegt offiziell bei 7,3 Prozent, regional reicht sie bis zu 80 Prozent. Ein funktionierender wirtschaftlicher Mittelstand fehlt. Über die Hälfte der Bauern produziert nur für den Eigenbedarf. Das Verkehrswesen ist marode, ein Warenaustausch findet kaum statt. Die ehemals prächtigen Städte aus dem 18. und 19. Jahrhundert zeigen wie viele Industrieanlagen und ehemalige Kolchosen aus neuerer Zeit einen verfallenen Charakter. In Siebenbürgen leben heute noch etwa zwei Millionen Ungarn. Die ehemals 600000 Deutschen wurden in den 70er und 80er Jahren überwiegend nach Deutschland „verkauft“ und so eines der lukrativsten Exportgüter des kommunistischen Regimes. Heute leben nur noch wenige tausend Deutsche hier. Seit Ende des Kommunismus haben über eine halbe Million – meist gut ausgebildete – Deutsche, Ungarn und Rumänen das Land verlassen. Ein gewaltiger Aderlass. Die bittere Armut fällt auf der Fahrt durch Siebenbürgen überall auf. Das durchschnittliche Einkommen liegt hier zwischen 60 bis 120 Euro, die jährliche Inflationsrate von offiziell 14 Prozent vernichtet alles noch verbleibende Geld. Energie- und Spritpreise steigen ins Unermessliche. Die Bauern bearbeiten ihre Felder per Hand. Wer reicher ist, kann ein Pferd vor den Pflug oder die Kutsche spannen. Den Traktor anzuwerfen leistet sich angesichts des teuren Diesels kaum jemand.
Das Leben funktioniert mit ausländischer Hilfe
Die grausamen Kinderheime des Kommunismus wurden in den 90er Jahren zwar aufgelöst, doch im-mer noch gibt es über 200000 Straßenkinder in Rumänien; sie leben in Müllcontainern, unter Brücken, in der Kanalisation. Überall wird gebettelt. Immer wieder fallen kleinwüchsige Kinder auf. Ihre Eltern hatten sie mit Zigarettenkippen gefüttert und ihnen so den Hunger genommen. Allerdings auch ihre körperliche und geistige Entwicklung. Schon mit sechs Jahren in die Schule zu gehen, ist daher unmöglich. Vielleicht mit zwölf. In einer solchen Gesellschaft kann nur überleben, wer stark ist. Schwache, alte, kranke oder behinderte Menschen haben wenig Chancen.
Hilfe der Kirche
In Rumänien gibt es 14 Religionen, die friedlich nebeneinander leben. 87 Prozent der Bevölkerung gehören zur rumänisch-orthodoxen Kirche, und die kennt keine sozialen Hilfestellungen. Nur etwa fünf Prozent sind römisch-katholisch. Sie sind nicht reicher als ihre Landleute, können jedoch mehr auf die Hilfe ihrer Kirche und vor allem der Kirche und Caritas aus westeuropäischen Ländern bauen. Das fällt schnell auf beim Besuch zweier Altenheime in Gheorgheni in den Ostkarpaten. Das kirchliche Haus St. Elisabeth hatte eine österreichische Firma vor einigen Jahren für drei Millionen Dollar gebaut. Für deutsche Maßstäbe spottbillig, denn 120 alte Menschen werden hier betreut. Die Flure sind hell und geräumig, neben den gemütlichen Zwei- bis Drei-Bett-Zimmern verfügt das Haus auch über Therapie-, Aufenthalts- und Gymnastikräume. Die Außenanlagen sind ansprechend gestaltet, die Verpflegung ist gut. Sogar ein kleiner Kiosk bietet seine Waren feil. Und dann der Besuch im staatlichen namenlosen Altenheim. Dunkle Gänge, die Alten apathisch zu siebt auf den Zimmern. Keine privaten Möbel, keine Schränke, keine Lampen, Vorhänge und Blumen. Keine Außenanlage, eine spärliche Küche, keine Therapieräume. Bis auf drei Bewohner bekomme auch niemand mehr Besuch, erklärt uns die Chefärztin. Und doch, so versichert sie, würden die Alten nach wenigen Wochen anspruchsvoll und stellten plötzlich Forderungen. Sie gewöhnten sich schnell an die regelmäßigen Mahlzeiten, das eigene Bett und das Dach über ihrem Kopf.
Bereits 500 LKW mit Hilfsgütern
Die sechs katholischen Diözesen im Westen Rumäniens bauen seit einigen Jahren immer mehr Sozialstationen, Krankenhäuser, Kindereinrichtungen und Altenheime auf. Einen Großteil ihres Etats finanzieren sie dabei mit Hilfe deutscher, schweizer oder österreichischer Caritasverbände und Diözesen. Alba Julia (ehemals Karlsburg) ist mit etwa 450000 Katholiken die größte der sechs römisch-katholischen Diözesen. Viele ihrer Einrichtungen werden durch kirchliche Gruppen, Privatpersonen oder Vereine aus der Diözese Würzburg unterstützt. Otto Barth, Finanzdirektor der Erzdiözese, ist regelmäßig zu Besuch bei seinem Würzburger Amtskollegen. Ein Großteil dieser Hilfe beruht auf Einzelinitiativen oder entstand auf Pfarreiebene.
Eine der aktivsten Personen unserer Diözese ist Elmar Karl. Der 50-jährige Kfz-Meister aus Bibergau bei Dettelbach engagiert sich seit 1990 in der Rumänienhilfe. Der Kontakt entwickelte sich zufällig über den Würzburger Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand. Aus Studienzeiten in Rom kennt Hillenbrand den rumänischen Erzbischof Dr. György Jakubinyi. Elmar Karl nahm Kontakt zu ihm auf und besuchte ihn in Alba Julia. Hieraus ist eine dauerhafte Hilfe entstanden. In einer großen Lagerhalle, die Karl 1996 eigens für die Rumänienhilfe baute, stapeln sich Hilfsgüter. Fast jede Woche wird hier inzwischen ein großer LKW für Rumänien beladen. Über 500 sind es schon geworden. Die Sachspenden bekommt er von Privatpersonen, Pfarreien und Firmen aus ganz Unterfranken.
Die Reise mit ihm durch Rumänien wird eine beeindruckende Fahrt. Viele Dutzende Einrichtungen der Kirche und der Caritas sind in den letzten Jahren mit seiner Hilfe aufgebaut und ausgestattet worden. Unsere kleine Reisegesellschaft wird immer wieder üppig empfangen und bewirtet. Elmar Karl ist in Rumänien so bekannt wie Karl-Heinz Böhm in Äthiopien. Die Gastfreundschaft ist manchmal beschämend, denn das reichhaltige Essen, das uns aufgetischt wird, haben viele unserer Gastgeber nach unserer Abreise bestimmt nicht mehr.
Rumänien benötig langfristige ausländische Hilfe vor allem in der Ausbildung und im Handel. Nur so lässt sich Hilfe zur Selbsthilfe umsetzen. Kurzfristig benötigen die Menschen jedoch materielle Hilfe zum Überleben: Kleidung, Schuhe, Möbel, Matratzen, Landmaschinen, Computer, Medikamente und Lebensmittel, Textilien, Baumaterial, Krankenhausbetten, Elektrogeräte, Fahrräder und vieles mehr.
Wer gebrauchte oder neue Sachspenden für Rumänien hat, kann sich direkt an Elmar Karl in Bibergau wenden, Telefon 09324/2640 oder 0171/
8260211. Information beim Caritasverband Telefon 0931/
386-66707. Geldspenden unter dem Stichwort „Siebenbürgen“ werden erbeten auf das Konto des Caritasverbandes, 3000990 bei der Liga Bank Würzburg, BLZ 75090300 oder auf das Konto 42007369 bei der Sparkasse Mainfranken, BLZ 79050000.