1. Warum kommt das Konzept gerade jetzt?
Ausgangspunkt ist der menschengemachte Klimawandel mit weltweiten Auswirkungen wie steigenden Temperaturen und der Gefahr von Extremwetterlagen mit Überschwemmungen und Dürren. Zum einen sollen durch das Konzept die nationalen Klimaschutzziele unterstützt werden, vor allem die Treibhausgasneutralität bis zum Jahr 2045. Daneben betont das Papier aber auch die kirchliche Schöpfungsverantwortung, die Papst Franziskus in seiner Enzyklika Laudato si’ eingefordert hatte. Kernpunkte sind eine ganzheitliche Ökologie, die Mensch und Umwelt berücksichtigt, nachhaltiges Wirtschaften und die Idee einer Erde als „gemeinsames Haus“. Das Klimaschutzkonzept bildet den Abschluss eines mit Bundesmitteln geförderten Projektes, das im Juni 2024 startete.
2. Wer hat das Konzept erstellt?
Das Klimaschutzteam des Bistums Würzburg besteht aus dem Umweltbeauftragten Christof Gawronski, dem Klimaschutzmanager Maximilian Braun und der Klimaschutz-Referentin Eva-Maria Weimann. Fachlich unterstützt wurden sie von der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft. Beteiligt waren zudem die Führungsgremien des Bistums.
3. Wie ist das Konzept aufgebaut?
Das Klimaschutzkonzept stellt auf 170 Seiten unter anderem den Auftrag, die Methodik und allgemein die Struktur des Bistums Würzburg vor. Das Bistum Würzburg umfasst demnach rund 8532 Quadratkilometer, ist in neun Dekanate und 43 Pastorale Räume eingeteilt. Die Zahl der Katholiken im Bistum wird mit 630.000 angegeben, die Zahl der Kirchenstiftungen mit rund 880 und die Zahl der kirchlichen Gebäude mit rund 3000. Am Ende werden auf knapp 40 Seiten konkrete Maßnahmen vorgeschlagen.
4. Was ist der Zweck des Konzepts?
„Der Hauptzweck besteht darin, einen konkreten Beitrag zur Eindämmung des Klimawandels zu leisten“, heißt es im Konzept. Wesentliche Zwecke seien Emissionsreduktion (Minimierung des Treibhausgasausstoßes), Ressourcenschonung (nachhaltiger Umgang mit Energie und Umwelt), Anpassung an den Klimawandel (Einstellen auf Folgen wie Hochwasser oder Dürre) und Bewusstseinsbildung (Motivation und Einbindung der Menschen). Zudem soll das Klimaschutzkonzept die Grundlage für Anträge auf weitere Fördermittel bilden.
5. Was hat das Bistum bislang unternommen?
Im Konzept heißt es dazu: „Schöpfungsverantwortung wurde in der Diözese Würzburg in erster Linie vom Engagement der Menschen in Pfarreien und Einrichtungen getragen.“ Und: „Eine systematische und zentrale Steuerung erfolgte nicht.“ Als eine der ersten deutschen Diözesen gab es in Würzburg bereits 1989 immerhin eine halbe Stelle für einen Umweltbeauftragten, der sich anfangs vor allem um die Umweltbildung kümmerte. Erwähnt werden zudem die Jugendumweltbildungsstation im KjG-Haus Schonungen mit dem Klimobil, Initiativen von Jugendverbänden, Bildungshäusern und Pfarreien sowie die Förderung von Photovoltaikanlagen auf Kirchendächern seit 2022. Beschäftigte erhalten zudem einen Zuschuss zum Deutschlandticket.
6. Welche Grundlagen wurden herangezogen?
Am Anfang des Klimaschutzkonzepts stand eine Bestandsanalyse. Dazu haben die Autoren unter anderem die Verbrauchswerte für Heizenergie und Strom der Jahre 2021 bis 2023 herangezogen. Zudem wurden Daten zum Papierverbrauch, zum Kauf von IT-Geräten, zu Mittagessen in Kitas und Bildungshäusern und zu deren Fleischanteil erhoben. Im Herbst 2024 gab es eine Umfrage zur Mobilität, an der sich 524 der 2291 Beschäftigten beteiligten.
7. Wie viel Treibhausgas stößt das Bistum aus?
Die jährliche Gesamtemission des Bistums schätzt die Studie auf 32.337 Tonnen Kohlendioxid. Dabei machen die Gebäude mit 26.450 Tonnen rund 82 Prozent aus, die Mobilität 3416 Tonnen (11 Prozent) und die Beschaffung 2382 Tonnen (7 Prozent).
8. Wie viele Gebäude wurden untersucht?
Von insgesamt rund 3000 Gebäuden gehen laut Konzept 1932 Gebäude in die Energiebilanz ein, darunter 985 Kirchen, 449 Pfarrhäuser und 474 Pfarrzentren. Alle Gebäude zusammen verbrauchen im Jahr 93.839 Megawattstunden Energie, den überwiegenden Teil (85.427 Megawattstunden, also 91 Prozent) fürs Heizen, weitere 8412 Megawattstunden (9 Prozent) für Strom. Häufigster Energieträger ist Erdgas, gefolgt von Heizöl und Fernwärme. Die Studie geht im Hinblick auf die sinkende Zahl der Gläubigen davon aus, dass bis 2040 rund die Hälfte der Pfarrhäuser, 22 Prozent der Pfarrzentren sowie jeweils acht Prozent der Kirchen und Bürogebäude nicht mehr in kirchlicher Nutzung sind.
9. Welchen Anteil hat Mobilität an der Bilanz?
Insgesamt legen die Beschäftigten des Bistums pro Jahr rund 19,15 Millionen Kilometer zurück. Den größten Anteil von 63 Prozent machen die Wege zur Arbeit aus (11,99 Millionen Kilometer), gefolgt von Dienstwegen (4,86 Millionen, 25 Prozent) und Dienstreisen (2,30 Millionen, 12 Prozent). Im Schnitt fährt ein Mitarbeiter rund 8700 Kilometer im Jahr. Wichtigstes Verkehrsmittel bleibt im ländlich geprägten Bistum Würzburg der Pkw mit 14,45 Millionen Kilometern, davon aktuell noch 13,14 Millionen Kilometer mit Verbrennern. Die Verbrenner-Pkw machen deshalb auch in der Treibhausgasbilanz mit 3015 Tonnen Kohlendioxid 89 Prozent der Emissionen im Bereich Mobilität aus. Auf öffentliche Verkehrsmittel entfallen 3,76 Millionen Kilometer und 213 Tonnen Kohlendioxid. In der Bilanz stehen zudem 200.000 Flug-Kilometer pro Jahr.
10. Was schlägt bei der Beschaffung zu Buche?
Größter Einzelposten im Bereich Beschaffung sind die rund 1,2 Millionen Portionen Mittagessen, die pro Jahr in Bildungshäusern und von Kirchenstiftungen betriebenen Kitas ausgegeben werden. Sie sorgen für 1786 Tonnen Kohlendioxid – 75 Prozent der Emissionen im Bereich Beschaffung. Computer und Zubehör steuern 251 Tonnen Kohlendioxid (11 Prozent), Papier und Publikationen wie das Würzburger katholische Sonntagsblatt 217 Tonnen (9 Prozent) und die übrige Verpflegung 97 Tonnen (4 Prozent) bei.
11. Wie soll gespart werden?
Sämtliche Maßnahmen fußen auf drei Grundprinzipien: Effizienz stellt technische und organisatorische Maßnahmen in den Mittelpunkt, durch die Ressourcen möglichst wirkungsvoll eingesetzt werden. Beispiel: moderne Heizungen oder energiesparende Beleuchtung. Suffizienz bezeichnet die bewusste Verhaltensänderung und Einsparung von Ressourcen. Beispiele wären die Senkung des Papierverbrauchs durch weniger Ausdrucke oder der Verkauf beziehungsweise die gemeinsame Nutzung von Gebäuden. Bei der Konsistenz schließlich geht es um einen anderen Umgang mit Ressourcen, etwa durch geschlossene, müllfreie Stoffkreisläufe oder die Verwendung regionaler und saisonaler Produkte.
12. Was ist die Zielvorgabe?
Im Klimaschutzkonzept wird ein Szenario empfohlen, bei dem die Emissionen mit „großen Anstrengungen“ um 90 Prozent gesenkt werden könnten. Vor allem bei Beschaffungen und Gebäuden sei eine völlig emissionsfreie Lösung nicht möglich. Selbst beim ambitionierten Klima-Szenario bleibt im Konzept ein Rest an Treibhausgasemission von rund neun Prozent gegenüber dem aktuellen Wert. Dieses Defizit könne jedoch etwa durch die Einspeisung von selbst produziertem Solarstrom kompensiert werden.
13. Was kosten die Maßnahmen?
Das Konzept rechnet an mehreren Stellen die notwendigen Investitionen vor: Im Bereich der nicht-sakralen Gebäude etwa wären vermutlich 673 Millionen Euro notwendig, um die gesamten Energiekosten der Jahre 2025 bis 2040 von 101 auf 81 Millionen Euro zu reduzieren. Zum Vergleich: Bei der deutschen Durchschnittsquote von einem Prozent Sanierung pro Jahr würden im Bistum lediglich 118 Millionen Euro bis 2040 investiert. Dazu stellt Umweltbeauftragter Christof Gawronski klar: „Eine frühzeitige Investition in den Klimaschutz führt nicht nur zur Einhaltung der Emissionsziele, sondern vermeidet auch deutlich höhere Ausgaben in der Zukunft.“ Zudem könnten Fördermittel die veranschlagten Zusatzkosten deutlich reduzieren.
14. Wie geht es weiter?
Das Konzept schlägt 22 konkrete Maßnahmen vor, vom Heizungstausch und der energetische Sanierung von Gebäuden über den Bau von Photovoltaikanlagen (vorgeschlagen wird die Installation von 3000 Kilowatt Maximalleistung pro Jahr), einen Klimafonds, die Umstellung des Fahrzeugpools auf E-Mobilität, die Förderung von mobiler Arbeit und Fahrgemeinschaften bis zur papierreduzierten Verwaltung und Arbeitsplatzsharing. Die Experten betonen zudem die Bedeutung von Umweltbildung, mehr Kommunikation und einer ständigen Kontrolle. Jährlich soll es einen Bericht über umgesetzte Projekte geben, alle drei Jahre soll das Klimaschutzkonzept fortgeschrieben werden.
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Das komplette Klimaschutzkonzept und weitereInformationen zum Thema finden Sie online unterwww.umwelt.bistum-wuerzburg.de.
Ralf Ruppert